Das verlassene Dorf Leopoldsreut

Das verlassene Dorf Leopoldsreut

Freizeitmöglichkeit

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Als im Jahre 1618 die Kriegswirrnisse im Nachbarland Böhmen begannen, gründete der Fürstbischof Leopold I. von Passau zur Sicherung der Grenze auf der zum Teil bereits gerodeten Hochfläche am Haidelberg unmittelbar am Goldenen Steig eine Ortschaft, die nach dem Gründer "Leopoldsreut" genannt wurde. Neun Bauernsöhne und Inleute aus den benachbarten Ortschaften siedelten sich als Bauern an.Um 1620, als die Kampfhandlungen in Böhmen bis zur Säumerbrücke (Warme Moldau) herankamen, wurde zum Schutze des besiedelten Hinterlandes die Ortsflur vorübergehend durch Verhaue gesperrt. Nach der Dorfurkunde vom Jahre 1644 durften die neun Bauern ihr Vieh in den anliegenden Waldungen weiden lassen, auch erhielten sie das Recht, im Wald „zur Notdurft Holz zu schlagen“. Infolge der Kriegswirrnisse war der Verkehr am Goldenen Steig fast gänzlich zurückgegangen.Wenn auch in Leopoldsreut eine Mautstation errichtet wurde und den Säumern gelegentlich Pferde zur Verfügung gestellt wurden, so waren diese Einnahmen wirtschaftlich ohne Bedeutung. Die Haupteinnahmen brachte die Landwirtschaft mit dem Verkauf von Mastvieh, wobei die ungemessenen Forstrechte die wichtigste Lebensgrundlage waren. Nachweislich brachte nur das Schindelschneiden Nebeneinkünfte. Die Schindelmacher von den „Sandhäusern“ (Volksmundbezeichnung für Leopoldsreut) waren weithin bekannt.1775 wurden die landwirtschaftlichen Nutzflächen erheblich vergrößert. Die äußeren und inneren Reuter sowie die Tummelplätze wurden gerodet und mittels Erbrechtsbrief verliehen. Ab 1818 begann die Waldarbeit in den Bischofsreuter Wäldern. Die Trift im Osterbachkanal, die Wienerschwemme, die Pragertrift, die Hölzer für die Glashütten in Schwarzenthal und für das Eisenhammerwerk in Haidmühle sowie der Beginn der Trift im Weberaubachkanal beschäftigten viele Menschen im Wald, so dass die Landwirtschaft immer mehr vernachlässigt wurde. 1847 und 1858 erfolgte die Fixierung der bisher ungemessenen Forstrechte.Sechs der Hauptanwesen hatten noch „Nahrungshäusl“, die von so genannten Nahrungseheleuten bewohnt wurden, die in erster Linie den Bauern bei der schweren Arbeit gegen geringen Lohn (meist nur Sachwerte) zur Verfügung stehen mussten. Erst dann konnten sie die beim Bauern angebauten eigenen Früchte abernten bzw. sonstigen Verdiensten im Wald nachgehen. Kein leichtes Los! In den Jahren 1859/60 zogen auch sämtliche sechs Inwohnerfamilien fort. Sie meldeten sich freiwillig als Holzhauer nach Schwarzenthal. Durch diese Abwanderung erhielt die Ortschaft bereits den Todesstoß. Als unmittelbare Folge davon verkauften 1864 vier Bauern ihre Anwesen mit den Inwohnerhäusern samt Grund und Boden an die Staatsforstverwaltung. Die Bauern wanderten in bessere Gegenden ab.Obwohl noch fünf Siedler zuwanderten und auch Anwesen errichteten, war Leopoldsreut in den folgenden Jahren nur mehr eine Durchgangsherberge. Besitzer und Mieter wechselten in rascher Folge. Das auf 1110 m ü. d. M. gelegene Dorf hat niemandem die Erwartungen erfüllt. Die schwer zu bearbeitende Landwirtschaft, der über sechs Monate andauernde Winter und die Abgelegenheit des Ortes haben die Menschen immer wieder veranlasst in bessere Gegenden abzuwandern. Auch eine jahrelange Vollbeschäftigung und spätere Saisonarbeit im Wald bei sehr guten Verdiensten sowie Schindel- und Siebreifenschneiden und Holzschuhmachen konnten die Menschen nicht halten.Die Unmöglichkeit einer Schneeräumung innerhalb der Ortschaft, das Fehlen einer Druckwasserleitung in den Wohngebäuden, das Fehlen von elektrischem Licht, die Auflassung der Volksschule wegen zu geringer Kinderzahl und viele andere persönliche Gründe -meist die angebotenen Dauerarbeitsplätze- lockten die letzten Besitzer und Mieter in Gegenden, die am eingetretenen Wirtschaftswunder teilhaben konnten. Die in Leopoldsreut gebotenen äußerst geringen Wohnungsmieten und Pachtpreise für landwirtschaftliche Grundstücke konnten die anderswo zu erwartenden Vorteile in keiner Weise aufwiegen.Die Verkaufs- und Abwanderungswelle ist beendet. Das so oft in der Tagespresse genannte „Sterbende Dorf“ besteht nicht mehr. Heute stehen nur mehr die neu instandgesetzte Kirche, die ehemalige Schule und das ehemalige Forsthaus (nun Diensthütte) mit ganz geringen Umgriffen. Der Wanderer, der sich der neuen topographischen Karten bedient, findet wohl noch sämtliche Anwesen verzeichnet, die Beschreibung hierzu lautet jedoch „Dorfstelle Leopoldsreut“. In der Natur merkt er nicht mehr, dass hier einmal 21 Gebäude standen, weil die gesamte Ortsflur bereits aufgeforstet ist.“ (Text aus „Dein Ferienbegleiter“ der ehemaligen Gemeinde Bischofsreut)Die Schule wurde 1955 aufgelöst und die verbleibenden 5 Kinder mussten den langen Schulweg von 5 km nach Bischofsreut auf sich nehmen.

Seit 2010 ist Leopoldsreut mit dem "Historischen Festspiel Leopoldsreut" Deutschlands höchster Festspielort auf 1.108 Meter Höhe!