„Im Lockdown und neun Wochen ohne Präsenzberatung“, weiß Aloisia Rothenwührer, „haben wir in den letzten Monaten unsere Arbeit in der Betreuung der Familien den veränderten Rahmenbedingungen angepasst.“ Bereits zu Beginn der Pandemie konnte sich die Fachgebietsleiterin auf ihr eigespieltes Team in der Erziehungsberatung verlassen: „Klar, anfangs befanden wir uns alle in einer Art ‚Schockstarre‘. Aber nach den ersten 14 Tagen hat sich deutlich gezeigt, unsere Unterstützung muss einfach weitergehen. Wir haben sofort verstärkt unser Angebot mit Telefonberatung erweitert.“ Nachdem sich die ersten Unsicherheiten - sowohl bei den Klienten als auch bei den Mitarbeitern - geklärt hatten, ging es nach sechs Wochen wieder in die persönliche Vorort-Beratung: ausnahmslos unter Einhaltung der erforderlichen Hygiene- und Abstandsregeln. „Es gab und gibt aber immer noch Ratsuchende, die Vorbehalte gegenüber Präsenz-Terminen haben oder wegen Homeschooling und geschlossener Kindertagesstätten keine Möglichkeit haben, persönlich an die Erziehungsberatungsstelle zu kommen. Telefonberatung ist deshalb weiterhin fester Bestandteil unserer Arbeit. Ganz aktuell auch über den Chat bei der Caritas Online Beratung.“
Gründe für Beratung in Erziehungsfragen
Der aktuell aufgelegte Jahresbericht 2020 ist ab sofort auf der Internetseite der Beratungsstelle unter www.caritas-frg.de/eb herunter zu laden. Zusammengefasst ergeben sich folgende Punkte: Es verstärkt sich der Trend, dass Hilfestellung wegen Belastungssituationen bei den jungen Menschen durch familiäre Konflikte wie Trennung und Scheidung angefragt wird. Gefolgt von einer eingeschränkten Kompetenz der Eltern bei der Erziehung. Auffälliges soziales Verhalten, wie etwa Rückzugstendenzen, aggressives Verhalten, verstärkte Mediennutzung oder fehlende Motivation wurden vermehrt von den Eltern beobachtet. Meist wenden sich die Mütter an die Beratungsstelle. Aber auch junge Volljährige bitten um Unterstützung durch die Beratungsstelle. Weit mehr als die Hälfte aller Fälle ist nach max. drei Beratungen wieder abgeschlossen. „Es ist im Moment noch überhaupt nicht abzusehen, wie sich die Pandemie in ihren Spätfolgen auswirkt“, vermutet auch Alexandra Aulinger-Lorenz (Hauptberuflicher Vorstand, Caritasverband Freyung-Grafenau). „Probleme mit zunehmender Schulverweigerung oder durch die Pandemie verursachte Kontaktarmut und anderen ernsthaften Erkrankungen werden sich frühestens Ende dieses Jahres zeigen.“
Aloisia Rothenwührer (Fachgebietsleitung, vorne rechts) und das Team der Caritas Erziehungsberatungsstelle.
Gesellschaftlicher Auftrag
Im vergangenen Jahr wurden von der Erziehungsberatung 311 Familien betreut. Darunter 27 Berichtsaufträge in den sog. § 50-Fällen (Mitwirkung in Verfahren vor dem Familiengericht) und zehn Legasthenie-| Dyskalkulie-Therapien. „Es ist unsere klare Verpflichtung“, unterstrich Aloisia Rothenwührer, „unsere Leistungen der Kinder- und Jugendhilfe auch unter den aktuellen Bedingungen umfassend aufrechtzuhalten: Zur Sicherung des Kindeswohls und zur Unterstützung der Eltern!“ Gerade in der derzeitigen Situation besteht Unsicherheit und Überforderung der Eltern. Ressourcen und positive Handlungsmöglichkeiten fehlen.
Die Erziehungsberatungsstelle ist telefonisch erreichbar unter: 08551-58560.