Alle halbe Jahre treffen sich die neun Sozialpsychiatrischen Dienste in Niederbayern. Üblicherweise in Präsenz, erstmals nun über Video-Termin.
Seelische Krisen und Corona
Die Beratungsleistungen erfolgen zwar unter erschwerten Distanz-Bedingungen aber mehrheitlich ohne größere Veränderungen. Meistens wird unter Einhaltung der geltenden Hygiene- und Abstandsauflagen häufig in Präsenz bzw. am Telefon beraten. In Pfarrkirchen und Rottal-Inn laufen - wie in Freyung - das Tageszentrum und die Zuverdienst-Projekte weiter. „Sobald die Inzidenz wieder unter 100 ist, können unsere beiden Second-Hand-Läden öffnen“, stellte Helga Pechbrenner (Pfarrkirchen/Rottal-Inn) in Aussicht. Eine Einschätzung der augenblicklichen Situation beschreibt allerdings ein sehr bedenkliches Bild: „Da aktuell noch nicht absehbar ist, wie lange der Lockdown noch anhält, registrieren wir“, so Luisa Aguiar (Straubing), „dass die Klienten sich zunehmend aggressiver, genervter und kritischer verhalten. Und auf der anderen Seite auch depressiver und ängstlicher wirken.“ Aussichtslosigkeit macht sich in vielen Beratungsgesprächen häufig bemerkbar: Es ist schwierig – da die üblichen Möglichkeiten zu Aufbau und Pflege der Kontakte, über sinnvolle und abwechslungsreiche Freizeitgestaltung fehlt, einen guten individuellen Umgang mit der Situation zu erarbeiten. Zu der Klienten-Gruppe, die vor Corona schon unter psychischen Erkrankungen gelitten hat, kommen jetzt häufiger Anfragen von mehrfach belasteten Müttern bzw. Eltern, die den Spagat zwischen Kinderbetreuung zuhause und dem eigenen Homeoffice bewerkstelligen müssen. „Der Redebedarf der Klienten hat stark zugenommen. Viele sind dankbar über den persönlichen Kontakt“, fasst Werner Kölbl (Passau) die Situation zusammen. „Das verlangt von uns als Berater ein Umdenken!“
Die wichtigen Gruppenangebote (bspw. Teestuben, Frühstücks- und Bewegungsgruppen) sind bis auf weiteres noch nicht möglich. Allerdings: „In Zusammenhang mit den Spätfolgen von COVID-Erkrankungen mit schweren Verläufen planen wir zwei Gruppen – für Betroffene und für Angehörige. Diese werden wir ab Juni anbieten“, informierte Sandra Hindelang (Dingolfing-Landau).
Seit vielen Monaten wird viel telefonische beraten. Hier Franziska Toso, Fachberaterin an der Caritas Beratungsstelle für Psychische Gesundheit in Freyung.
Um sich an die Notwendigkeiten der neuen Beratungsmöglichkeiten besser anpassen zu können, disponieren alle Beratungsstellen nun auch über entsprechende Online-Kalendersysteme ihre Termine. „Ab sofort schulen wir unser Team aber auch in Sachen Online-Beratung“, sagte Steffen Schulz (Freyung). „Die Online-Beratung der Caritas bietet hier eine für Betroffene geschützte Kommunikationsmöglichkeit, die die Anonymität garantiert und geltende deutsche Datenschutzrichtlinien einhält. Sobald die Technik steht, sollte dann auch eine Video-Chatfunktion (für Einzelgespräche oder kleinere Gruppen) über die Plattform verfügbar sein.“
Krisendienst Psychiatrie Niederbayern.
Der „Krisendienst Psychiatrie“ ist mit seiner Leitstelle in Landshut, unter Regie des Bezirks, an den Start gegangen. Unter der kostenlosen Notfallnummer: 0800 655 3000 können sich Betroffene in akuten psychischen Belastungssituationen dort melden. Ein Team aus Psychologen, Sozialpädagogen und psychiatrischen Pflegefachkräften wird dort für akute seelische Krisen bereitstehen. Die sozialpsychiatrischen Dienste unterstützen dieses Angebot in Zukunft. „Aktuell arbeiten Bezirk und Träger in verschiedenen Gremien an einer Konzeption des zukünftigen mobilen Einsatzes“, sagte Ute Fritsche-Kutzer (Landshut). Es sind hier noch einige Punkte zu klären.
Dieter Haug (Regen), der vor seinem Ruhestand letztmals an der Sitzung teilnahm, wurde unter großem Bedauern aller anwesenden Kollegen und Kolleginnen in den neuen Lebensabschnitt verabschiedet.
Weitere Infos:
Tel. 08551 585-83.
www.caritas-frg.de/spdi