Die Regionalliga bildet die vierthöchste Spielklasse im deutschen Vereinsfußball. Das war sie jedoch nicht immer, denn bis zur Spielzeit 2008/09 entsprach die Regionalliga der zweigeteilten dritthöchsten Spielklasse, welche aktuell durch die nationale 3. Liga vertreten wird. In der Folge trugen weitreichende Reformen zu einem veränderten Bild auf der Fußballlandkarte Deutschlands bei:
Aus zwei Regionalligen wurden fünf: neben der Regionalliga Südwest, West, Nordost und Nord, kommt der Regionalliga Bayern eine besondere Rolle zu, denn sie unterliegt direkt dem Bayerischen Fußballverband (BFV). Die Regionalliga Bayern besteht seit ihrer Gründung im Jahr 2012 anfangs aus zwanzig Vereinen, danach aus neunzehn und mittlerweile aus achtzehn Klubs. Der Staffelsieger bestreitet nach einem Losverfahren eine Relegation gegen einen Vertreter aus einer der anderen vier Staffeln. Die beiden Klubs am Tabellenende steigen definitiv in die Bayernliga (5. Liga) ab, zwei weitere müssen ihren Verbleib in Relegationsspielen gegen jeweilige Vertreter aus den Bayernligen sichern. Somit sind regulär maximal vier Absteiger möglich. Diese Regelungen bestanden vor Ausbruch der Corona-Pandemie. Seit der letzten Spielzeit wurde der gesamte Amateursport kräftig durchgeschüttelt und auch die Regionalliga Bayern musste sich ihrem Schicksal fügen. Seit vergangenem Herbst ruht der Spielbetrieb, noch immer sind sich die Verantwortlichen über die weitere Vorgehensweise unschlüssig. Zu den erheblichen wirtschaftlichen Schäden kommt die Ungewissheit der ohnehin klammen Vereine und Existenzängste machen sich breit. Kaum ein Verein - die Nachwuchsmannschaften ausgenommen - ist finanziell auf Rosen gebettet.
Amateursport mit vereinzelten Profivereinen
Was auf den ersten Blick paradox erscheint, ist eine logische Realität. Mit den Zweitvertretungen der Profi-Klubs aus Nürnberg, Fürth und Augsburg duellieren sich aktuell drei Nachwuchsteams, zuvor galten der Nachwuchs des glorreichen deutschen Rekordmeisters FC Bayern München - welcher mittlerweile in der 3. Liga auf Torejagd geht - sowie die Zweitvertretung des FC Ingolstadt (mittlerweile abgestiegen) als fußballerische Bereicherung der Regionalliga Bayern. Die große Mehrheit der am Spielbetrieb teilnehmenden Vereine sind jedoch Amateure beziehungsweise maximal semiprofessionell aufgestellt, das bedeutet die Spieler gehen neben dem Fußball einer beruflichen Tätigkeit nach. Der 1. FC Schweinfurt kann als einziger Klub außerhalb der Zweitvertretungen auf professionelle Strukturen im Verein zurückgreifen. Aus diesem Grund plant der Klub kurz- und mittelfristig mit dem Aufstieg in die 3. Liga.
Auch im Bereich der Sportwetten muss sich die Regionalliga Bayern nicht verstecken. Es gibt eine Vielzahl von Anbietern die Sportwetten für diese Liga anbieten, was zusätzlich zeigt, wie etabliert die Liga in Deutschland ist. Gerade wer sich in der Regionalliga gut auskennt, hat bei einem Wettanbieter ohne Steuern auch gute Chancen die ein oder andere gute Wette zu platzieren.
Provinz mit Flair in der "Todesliga"
Die Regionalliga Bayern kann nur bedingt auf sich aufmerksam machen. Fehlende TV-Einnahmen und ein verhältnismäßig geringer Zuschauerzuspruch erschweren die längerfristigen Planungen der Vereine. Der logistische wie finanzielle Aufwand hingegen ist enorm und genau hierin liegt das Dilemma der Klubs aus Liga vier. Einerseits will man sich sportlich mit den Besten aus dem Freistaat messen, andererseits laufen Vereine Gefahr, sich finanziell zu übernehmen und mittelfristig den Anschluss zu verlieren. Dieses Phänomen ist allerdings nicht spezifisch auf die Regionalliga Bayern bezogen, sondern eine generelle Problematik der Viertligisten und somit ein gemeinsames Schicksal vieler Traditionsvereine aus der fußballerischen Unterklassigkeit.
Der Begriff der "Todesliga" erscheint in diesem Kontext angebracht, denn die Vereine können bei einem Nicht-Aufstieg - und es steigt maximal nur einer auf - lediglich ums sportliche und finanzielle Überleben kämpfen. Im schlimmsten Fall zerbrechen die Klubs im Falle eines Abstiegs oder müssen den bitteren Gang in die Insolvenz antreten. Gerade die Regionalliga Bayern ist mit Provinz-Klubs gespickt. Insofern überrascht es nicht, dass fast die gesamte Liga den Klassenerhalt als oberste Devise vor dem Rundenstart ausgibt und Träumereien vom Profifußball bei einem eventuellen Aufstieg in Liga 3 im Grunde als utopisch zu betrachten sind. Dorfklubs wie Schalding-Heining, Buchbach, Illertissen und Co. haben gar nicht erst den Anspruch, über die große Fußballwelt nachzudenken. Für die meisten Teilnehmer der Staffel ist die Regionalliga Bayern die Königsklasse, vergleichbar mit der Champions-League der Profi-Klubs. Immerhin sind sie Teil der besten Mannschaften Bayerns, Deutschlands größtem Bundesland.
Regionalliga Bayern - mehr als Fußball
Gerade in den unteren Ligen spielt das Erlebnis Fußball eine außerordentlich wichtige Rolle. Auf den Sportplätzen liegt der unverwechselbare Bratwurst-Geruch in der Luft, die Zuschauer erleben Sport in Reinkultur. Dort, wo der Fußball noch ehrlich gearbeitet wird, kommen echte Emotionen ins Spiel. Die geneigten Zuschauer der Regionalliga Bayern erfreuen sich einer wahren Fußball-Romantik, die sie bereits eine Liga höher nicht mehr in dieser Form genießen dürften, denn mit der Professionalisierung des Fußballs geht auch ein gutes Stück an Authentizität verloren. Der gemeinsame Familienausflug in die Provinz Bayerns hat einen speziellen Charme für Groß und Klein. Der Fußball ist hier noch Abenteuer und kein Kommerz. Diese Tatsache erhöht die Chance, den Sport auch für nachfolgende Generationen attraktiv zu machen und Jugendliche auch nachhaltig für das runde Leder zu gewinnen.
Regionalliga Bayern - quo vadis?
In welche Richtung sich der Amateursport in den nächsten Jahren entwickelt, erscheint angesichts der schwierigen Zeiten als äußerst ungewiss. Mit ehrlicher Arbeit und der Rückkehr zu einer demütigen Einstellung dem Fußball gegenüber sollte eine Zukunft möglich sein. Der Regionalliga Bayern mit ihren vielen ehrenamtlichen Helfern wäre eine erfolgreiche Zeit zu gönnen, denn König Fußball ist und bleibt die schönste Nebensache der Welt.