Er ist wahrlich ein Original, der Georg Prager aus Oberanschießing bei Perlesreut. Er war jahrzehntelang Steinhauer, betrieb im Nebenerwerb eine Landwirtschaft und er ist ein Aushängeschild, ein Werbeträger für seine Heimatgemeinde. Denn Georg Prager ist der Schnupftabakreiber von Perlesreut.
Im Gespräch mit WAIDLER.COM erzählt er aus seinem ereignisreichen Leben.
Herr Prager, wie sind Sie zum Schnupfen gekommen?
Ich bin ein Steinhauer. 41 Jahre habe ich im Steinbruch gearbeitet. Es gab ja damals wenig andere Möglichkeiten, auch mein Vater und Bruder waren Steinhauer. Auf jeden Fall schnupfte ein Kollege von mir, der bot ihn mir an. Der Schnupftabak machte die Nase frei, so konnte man zumindest ein wenig den eingeatmeten Staub loswerden. Geräte, die den Staub absaugten, gab es damals nicht.
Und das Schnupfen hat Ihnen so gefallen, dass Sie einen Verein gründeten?
Ja, das war so eine Stammtischidee. Vor über 40 Jahren sind wir nach der Kirche beim Frühschoppen zusammengesessen, beim Wirt in Kirchberg. Und da habe ich angeregt, einen Verein zu gründen. Und so entstand die Schmalzlerzunft Kirchberg. Nach 14 Tagen hatten wir schon 26 Mitglieder, auch Frauen natürlich. Heute sind es knapp 70 Vereinsmitglieder. Unser Vereinslokal ist jetzt in der Scharrmühle, da treffen wir uns einmal im Monat.
Und wie sind Sie dann zum Schnupftabakreiber geworden?
Wir haben einige Jahre nach der Vereinsgründung damit begonnen, bei unserer monatlichen Versammlung. Ein Mitglied hatte ein Tongefäß und einen Stössel zum Reiben mitgebracht. Also haben wir uns Tabak besorgt.
Was in Perlesreut nicht schwer gewesen sein muss, es herrscht hier eine lange Tabak-Tradition.
Noch heute gibt es in Perlesreut die letzte Zigarrenfabrik des Bayerischen Waldes. Ähnlich war es mit dem Schnupftabak. Perlesreut war seit 1893 eine Hochburg der Tabakherstellung. Die Firma Bogenstätter stellte den berühmten "Perlesreuter Schmalzler" her, bis die Produktion 1957 eingestellt wurde. Der Name ‚Schmalzler‘ kommt daher, weil Butterschmalz zur Herstellung verwendet wird.
Welche Zutaten gehören noch in einen Schmalzler?
Brasiltabak eignet sich am besten, da er eine der mildesten Sorten ist. Bevor man den Tabak beginnt zu reiben, muss er absolut trocken sein. Dann wird er solange gerieben, bis die ganzen Tabakblätter zu einem Pulver geworden sind. Anschließend wird das Ganze gesiebt. Dann kommen die Zutaten. Die wichtigste ist eben das Butterschmalz. Auch Kautabak wird zugefügt. Dazu mischt man noch Honig und verschiedene Liköre. Bevor man ihn schnupfen kann, muss der Tabak etwa 14 Tage ziehen.
Und Sie fertigen auch die Tabakdosen selbst.
Ja, ich mache Schnupftabakdosen aus Kuhhorn, aus Hirschstangen und aus Holz, vorwiegend Ahornholz. Und ich baue Schnupftabakmaschinen. Die sind auf unserem Perlesreuter Schmalzlerfest, das seit über 40 Jahren ein Markenzeichen für unseren Markt ist, und auf den Bauernmärkten, die ich besuche, der absolute Hit.
Vielen Dank, Herr Prager.