Vor rund zwei Jahren sorgte das Tierheim Passau in der Region, aber auch deutschlandweit für Schlagzeilen, als sich die Leiterin des Tierheims, Bettina Mittler, weigerte, die aus Rumänien transportierten Hunde Ahsley, Max, Polar und Hobnob herauszugeben. Die Aktion erwies sich als Zündstoff im Streit zwischen Tierschützern und rief Unterstützer sowie Gegner auf den Plan. Zwei Jahre später besuchen wir die 1.Vorsitzende des Tierheims, Gerda Machowetz, und fragen, wie so ein Arbeitsalltag im Tierheim aussieht und erkundigen uns, ob und wie sich die Situation rund um die Tiertransporte geändert hat.
Noch bevor ich ein Wort an Frau Machowetz richten kann, werde ich bereits von zahlreichen Vierbeinern lautstark begrüßt und neugierig beäugt. Wie mir die 79-jährige mitteilt, beherbergt das Tierheim derzeit rund 30 Hunde, 20 Katzen und noch einige Hasen, Meerschweinchen und z.T. auch Vögel. Frau Machowetz selbst ist bereits seit Gründung des Tierheims im Jahr 1995 fester Bestandteil der Einrichtung und seit jeher bemüht, sich um das Wohl der Tiere zu kümmern. Auf den Beruf, sagt sie, sei sie gekommen „wie die Jungfrau zum Kind“. Das Schlüsselerlebnis liegt schon einige Zeit zurück. Damals verschwand ihre Katze spurlos. Es folgten unzählige Telefonate und Besuche in umliegenden Tierheimen. „Hier erfuhr ich eben dieses und jenes und war sofort empfänglich für das Elend, welches die Hunde zum Teil miterleben mussten“, meint sie. Seitdem engagiert sie sich für Tierschutz - auch weit über ihren Arbeitsalltag im Tierheim hinaus. Dieser beginnt um 8 Uhr morgens damit, dass die Vierbeiner erstmal aus den Zwingern rasugelassen werden. Danach wird u.a. Futter bereitgestellt und die Boxen sauber gemacht. Neben den offensichtlichen Arbeiten gibt es allerdings einen hohen organisatorischen Aufwand zu betreiben. „Von 11 Uhr früh bis spät abends klingelt das Telefon!“, sagt sie. „Da werden Spendenquittungen erstellt, Auskünfte über unsere Hunde gegeben oder die örtlichen Ämter müssen verständigt werden“. Gegen Nachmittag beginnt dann die Besuchszeit, bei der Besucher mit den Hunden Gassi gehen können. „Die Tiere, die hierher gebracht werden, kommen aus unterschiedlichsten Gründen zu uns“, meint Frau Machowetz. „Zum einen werden Tiere hergebracht, weil sich die Besitzer scheiden lassen oder Wohnungen gekündigt worden sind und der neue Vermieter oder einfach der Platz einen Vierbeiner nicht zulassen“.
Das Tierheim Passau (v.l) Bettina Mittler, Gerda Machowetz.
Das Problem sind die Menschen
Die Leichtfertigkeit einiger Menschen kritisiert Frau Machowetz scharf. "Es kommt nicht selten vor, dass z.B. ausgewachsene Bernhardiner im dritten Stock einer Zweizimmerwohnung gehalten werden." Noch Schlimmer: "Teilweise bekommen wir Tiere, die vollkommen verwahrlost bei uns abgegeben werden. Manche Besitzer scheinen einfach nach einiger Zeit kein Interesse mehr für ihre Tiere zu haben!“, sagt sie. Deshalb erkundigt sich das Tierheim-Team bereits vorab über Wohn- und Arbeitsverhältnisse der Interessenten und stellt sicher, dass für beide Seiten - Herrchen und Tierchen - ein Zusammenleben in Frage kommt. Mittlerweile werden die Tiere allerdings zunehmend im Internet gekauft, was dem Tierwohl sehr zuwider läuft. „Leider ist der Handel mit Tieren im Internet immer noch erlaubt. Wir setzen uns seit Jahren dagegen ein!“, erklärt Machowetz. Die Gründe dafür liegen für sie klar auf der Hand: „Wir nehmen regelmäßig Tiere an der deutsch-österreichischen Grenze auf. Die Tiere werden von Schleusern aus überwiegend Osteuropa hier nach Deutschland gebracht und dort anschließend verkauft!“ Was die Käufer oft nicht wissen oder absichtlich ignorieren: Um den Tierschutz bspw. in Moldawien oder Bulgarien steht es nicht gut. Dort werden Hunde zum Teil in Hasenställen gehalten, um möglichst viel Platz und Kosten einzusparen. Nach sechs Wochen werden sie von der Mutter getrennt und erhalten oftmals keine Impfung. Frau Machowetz erklärt das so: „Die Käufer wollen die Tiere möglichst bald, damit sie noch lange Zeit klein und putzig sind“. Dass hier keineswegs auf das Wohl des Tieres geachtet wird, bedauert sie sehr. Für die Schleuser hingegen ist das Geschäft mit den Tiertransporten so lukrativ wie nie. Die Preise für Hunde im Internet sind in den letzten Jahren rapide gestiegen. Laut Machowetz liegt das an der hohen Nachfrage, die die Schleuser geschickt für sich ausnutzen. Erschwerend hinzu kommt, dass der illegale Transport von Tieren lediglich als Ordnungswidrigkeit eingestuft wird. Sobald die Strafe und die nötigen Impfungen bezahlt sind, gehen die Tiere wieder zurück an ihre Besitzer.
Widerstand gegen die Tiertransporte
Im Frühling 2019 hatte sich Tierheimleiterin Bettina Mittler gegen die Herausgabe von vier Hunden widersetzt. Laut Maschowetz wollte Frau Mittler sich damit für das Wohl der Tiere einsetzen, da ihr bewusst gewesen sei, dass die Tiere ansonsten wieder an ihre ursprünglichen Schleuser übergeben worden wären. Es folgte eine Anzeige. Frau Mittler widerum machte den Vorfall in Facebook öffentlich und initierte eine Online-Petition, bei der über 23.000 Menschen unterschrieben hatten.
Besuche oder Adoption
Für einen Besuch im Tierheim Passau ist keine Anmeldung erforderlich. Allerdings ist das Gassi gehen mit den Hunden derzeit nur unter strengen Coronakonformen Maßnahmen erlaubt. Wenn Sie Interesse an einer Adoption eines Tieres haben oder das Tierheim Passau anderweitig unterstützen möchten, finden Sie nähere Infos hier.