Spontan beim Wirt zu musizieren ist keine neue Erfindung, aber in vielen Gemeinden ist das Singen und Musizieren aus den Wirtshäusern verschwunden und nicht mehr selbstverständlich. Dabei bildet das Wirtshaus als zentraler Ort der Begegnung und Kommunikation den perfekten Rahmen dafür. So auch die Dorfschänke Gross in Ringelai.
WAIDLER.COM traf sich mit Wirt Josef Gross zum Gespräch.
Herr Gross, wann wird denn in Ihrer Dorfschänke aufgespielt?
Das kann theoretisch jeden Tag, jeden Abend passieren. Meistens ist allerdings schon ein Geburtstag eines Stammgastes oder ein Feiertag im Kirchen- oder Bauernjahr der Anlass.
Und wer ergreift dann die Initiative?
Da gibt es verschiedene Musiker, wie beispielsweise den Eiler Sepp oder den Freund Hans. Meistens spielt nur einer. Die Instrumente haben wir ja im Haus, etwa eine Knopfharmonie, ein Schifferklavier oder eine Gitarre. Die Musiker spielen einfach gern, und die Gäste hören gerne zu, singen mit. Sie bekommen dafür eine Halbe Bier und manchmal eine Brotzeit. Sie spielen zum eigenen Vergnügen, aus Spaß an der Freud und zur Unterhaltung der Gäste
Welche Lieder werden gespielt und gesungen?
Wir haben im Wirtshaus einen dicken Ordner voller Lieder. Die hat unser Heimatverein über die Jahre zusammengetragen. Es sind in der Region bekannte Volkslieder. Lieder, die die Menschen mit ihrer Heimat verbinden, die sie oft seit ihrer Kindheit schon kennen.
Das Wirtshaus hat eine wichtige soziale Funktion …
Natürlich früher viel mehr als heute. Leider. Früher war es von der Geburt bis zur Bahre sozusagen das Kommunikationszentrum im Dorf. Der Austausch von Ideen, eine Vielfalt von Meinungen war nur im Wirtshaus möglich. Und der Wirt war so eine Art Moderator, der die thematisierten Ideen und Probleme des Dorfes kanalisierte. Heute ist das natürlich anders. Die Leute bleiben mehr zu Hause.
Die Musik als Instrument, die Einheimischen wieder mehr fürs Wirtshaus zu begeistern?
Ja, auch. Aber grundsätzlich geht es um Tradition, um Gemeinschaft, um Kommunikation – Werte, die es im Zusammenleben im Dorf einfach braucht.
Vielen Dank für das Gespräch.