SANKAN Kampfkunstschule | Paul Gruber im Interview

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18.03.2021
Grafenau

Die SANKAN Kampfkunstschule blickt heute auf eine mittlerweile 17-jährige Vereinsgeschichte zurück. Der im Jahr 2004 von Paul Gruber, Tochter Ramona und Frau Christine gegründete Verein SAN-(Drei) KAN (Häuser bzw. Säulen) hat sich mit seinen inzwischen 11 Standorten und rund 550 Mitgliedern einen Namen in der Region gemacht. Neben Standorten wie Passau, Eging und Waldkirchen erstreckt sich die Kampfkunstschule sogar bis nach Oberammergau und Reutte. Wir haben unseren weißen Gürtel umgebunden und Paul Gruber in Grafenau besucht.

 

Hallo Paul, wie bist du auf die Idee gekommen, eine Kampfkunstschule in der Region zu gründen?

Eigentlich wollte ich als Kind immer Judo ausprobieren. Meine Freunde machten das damals, allerdings waren das noch andere Zeiten und meine Eltern empfanden das ganze Thema Kampfsport als zu gefährlich. Jahre später entstand dann in dem Fitnessstudio, das ich besuchte, eine Karategruppe. Mit meiner Tochter Ramona startete ich schließlich Karate zunächst als Hobby. In den Folgejahren entwickelte sich dann aus dem Hobby eine wahre Leidenschaft und ich gründete zusammen mit meiner Tochter Ramona und meiner Frau Christine die Karateschule.

 

Auf eurer Website findet man ganze 11 Standorte. Wie kam es dazu?

Gestartet sind wir 2004 in Grafenau. Danach kamen zügig die Standorte Röhrnbach und Waldkirchen dazu. Bereits da sind wir auf großes Interesse und eine hohe Nachfrage gestoßen. Ein tolles Erlebnis, das ich nicht mehr so schnell vergessen werde, war die erste Schnupperstunde im heutigen Standort Schöllnach. Damals lief das alles noch sehr spontan und weniger mit Teilnehmerlisten ab. Wir organisierten das eher nach dem Motto „Wenn du Lust hast, schau mal vorbei!“. Während wir eigentlich um die zehn Besucher an dem Tag erwarteten, stand ich schließlich in der schöllnacher Turnhalle vor sage und schreibe 125 Leuten! Darunter waren nicht nur Anfänger, sondern auch Leute, die bereits Erfahrung in Karate hatten und zuvor in anderen Vereinen tätig waren. Die große Teilnahmebereitschaft erkläre ich mir z.T. daher, dass wir von Beginn an einen anderen Weg gegangen sind.

 

Einen anderen Weg? Wie meinst du das?

Ich würde sagen, wir distanzieren uns sehr von diesem martialischen Bild von Karate, das man am besten aus den typischen Karate-Filmen kennt. Bei uns steht der Mensch und dessen Entwicklung im Vordergrund. Dabei sind uns solche Dinge wie Sozialkompetenz sehr wichtig. Der eigentliche Wettkampf ist dabei Mittel zum Zweck, allerdings heißt das nicht, dass wir diesen Aspekt vernachlässigen. Keineswegs. Aber der Fokus ist ein anderer. Karate ist viel mehr, als man auf den ersten Blick zu erkennen glaubt.

 

Zoom-Karate-TrainingZoom-Karate-Training

 

Was ist dann Karate eigentlich und was bedeutet „Karate“?

Wörtlich übersetzt bedeutet Karate „Leere Hand“ bzw. „Der Weg der leeren Hand“. Dabei spielen u.a. philosophische Ansätze eine Rolle. Mein Verständnis für Karate ist, zu sich selbst zu finden. Der Weg ist das Ziel. Es geht nicht darum, das Ziel schnellstmöglich zu erreichen, sondern sich auf den Weg zu machen und dabei zu bleiben. Im praktischen Sinne der Ausübung erlangt man eine ganz andere Körperhaltung und Körperspannung. Das Bewusstsein über den eigenen Körper wird dadurch enorm geschult. Neben dem Körperlichen fließen aber auch geistige Aspekte mit in den Sport ein. So kann Karate bspw. zu einem gesunden Selbstbewusstsein beitragen und die schon erwähnte Sozialkompetenz stellt ebenfalls einen starken Zugewinn dar.

 

Wo liegt für dich der Reiz in Karate?

Für mich ist es entscheidend, mich selbst körperlich als auch geistig zu verbessern und weiterzubilden. Als Leiter der Kampfkunstschule steht auch der Kontakt mit anderen im Vordergrund. Dabei möchte ich meinen Schülern immer eine Hilfestellung geben und ihnen mit Rat und Tat zur Seite stehen. Ein weiterer großer Punkt, der mir Freude bereitet, ist der internationale Austausch mit anderen Schulen.

 

Ihr seid also international vernetzt?

Ja, wir haben bpsw. Kolleginnen und Kollegen in Japan sowie Großbritannien. Derzeit finden bei uns sogar Zoom-Trainings statt, die Live von Kolleginnen und Kollegen aus Japan abgehalten werden. Für gewöhnlich fliegen wir dann auch von Zeit zu Zeit nach Japan und besuchen dort Seminare, tauschen Erfahrungen aus und knüpfen Kontakte. Ich hatte sogar schon das Glück, in Japan eine Gürtelprüfung ablegen zu können.

 

Stichwort Gürtel. Das ist vermutlich das Erste woran man denkt, wenn es um Karate geht. Was hat es mit den Gürteln auf sich?

Zum einen dienen die Gürtel zur Übersicht für den Sensei (Lehrer/Meister). Dadurch kann er auf den ersten Blick erkennen, auf welchem Niveau sich seine Schüler befinden. Vor allem für externe Trainingseinheiten ist das sehr nützlich, bei denen sich Meister und Schüler nicht kennen. Zum anderen haben die Gürtel einen stark motivationalen Effekt für die Schüler. So können sie genau sehen, wo sie derzeit stehen und sich etappenweise „hocharbeiten“. In unserer Kampfkunstschule sind diese Etappen der verschiedenen Gürtel weiter gestaffelt. Z.B. haben wir zwischen dem gelben und orangen Gürtel den gelb/orangen Gürtel eingeführt. So können die Schüler in kleineren Etappen ihren Fortschritt mit eigenen Augen sehen.

 

Miriam - Live dabei vom Wohnzimmer ausMiriam - Live dabei vom Wohnzimmer aus

 

Wie lange dauert es dann, bis man den schwarzen Gürtel bekommt?

Bei uns kann man davon ausgehen, dass man für den schwarzen Gürtel im Schnitt 8-10 Jahre braucht. Natürlich gibt es Ausnahmen aber in der Regel ist das der Zeitrahmen. Damals musste man noch mind. 18 Jahre alt sein, um den schwarzen Gürtel tragen zu dürfen. Heute gibt es den sogenannten Junior-Schwarzgürtel, den man bereits im Alter von 15 Jahren machen kann.

 

Und dann ist man mit Karate „fertig“?

Nein! Dann geht es erst richtig los! Ab dem schwarzen Gürtel beginnen die sogenannten Dan. Das sind weitere Stufen des schwarzen Gürtels. In unserer Schule ist der höchste derzeit der 5. Dan. Im Moment warte ich auf die Aufforderung meines Sensei, die nächste Gürtelprüfung zum 6. Dan machen zu dürfen. Mit ein wenig Glück ist es bereits nächstes Jahr soweit, wenn nicht dann übernächstes Jahr.

 

Ist Karate denn gefährlich?

Überhaupt nicht. In der Verletzungsstatistik steht Karate sehr weit hinten. In der Regel entstehen Verletzungen nur dann, wenn Anweisungen des Lehrers nicht befolgt oder richtig ausgeführt werden.

 

Thema Corona:

Vor allem Vereine sind unmittelbar von den Maßnahmen der Regierung betroffen. Wie geht ihr mit der derzeitigen Situation um?

Stand Heute (10.03.21) soll ab dem 22.03.21 Kontaktsport im Innen,- und Außenbereich mit tagesaktuellen Schnell- bzw. Selbsttests möglich sein, wenn die Inzidenz in der jeweiligen Region unter 100 liegt. Im Moment lassen die Zahlen zumindest hier im Landkreis Freyung-Grafenau keine Öffnungen zu. Die letzte Präsenzveranstaltung fand letztes Jahr gegen Ende Oktober, kurz vor dem Lockdown statt. Allerdings hatten wir bereits zu Beginn der Pandemie teilweise auf Onlineveranstaltungen gesetzt, sodass wir schon im November mit dem Training via Internet fortfahren konnten. Zwar sind wir dafür anfangs von einigen Kollegen belächelt worden, aber letztendlich hat sich das als unser Vorteil herausgestellt. Uns war es einerseits von Beginn an wichtig, unsere Schülerinnen und Schüler, die der Risikogruppe angehören, zu schützen, ihnen andererseits aber auch das Training ermöglichen zu können. Auch wenn im Moment keine Turniere stattfinden, so können wir unsere Mitglieder trotzdem auf diese Weise vorbereiten.

 

Wie kann ich trotz der aktuellen Corona-Situation bei euch mitmachen?

Ganz einfach anrufen oder eine E-Mail schreiben. Danach machen wir Termine für Online-Trainings aus oder ggf. je nachdem wie es die Situation zulässt, einen Termin im jeweiligen Standort. Dabei braucht man eigentlich nichts außer bequeme Sportkleidung - für zuhause noch eine Matte - und kann in zwei bis drei Trainingseinheiten direkt mitmachen.

 

Weitere Infos rund um die SANKAN Kampfkunstschule findet ihr hier. Ebenso die Social-Media Kanäle Facebook und Instagram.

 

Im Anschluss an das Interview, durfte ich noch Live das Zoom-Training mit den Kids und Meisterin Ramona miterleben.

 

Arigato gozai mas!



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Quellenangaben

Fotos: SANKAN Kampfkunstschule; WAIDLER.COM
Bildupload: Manuel Hartmann Manuel Hartmann Manuel Hartmann

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