Eine der innovativsten Familienbrauereien der Region befindet sich zweifelsohne in Hauzenberg: die Brauerei Apostelbräu von Rudi Hirz. Bereits seit 1890 wird hier Bier gebraut. Und Rudi Hirz braut keine gewöhnlichen Biere, er braut Craft-Biere, schon lange bevor es zum Trend wurde. Die neuen innovativen Biere sind meist aufwendig in der Herstellung, die Rohstoffe erlesen, die Qualitätsansprüche hochgesteckt. Die Biere sind geschmacksintensiv und kunstfertig gebraut.
Im Gespräch mit WAIDLER.COM berichtet Dipl.-Braumeister Rudi Hirz von seiner Leidenschaft, hochwertige Biere zu brauen.
Herr Hirz, Ihre Hausmarke ist das 1. Original Dinkelbier, ein obergäriges Bier,
das 2008 im World Beer Cup mit der Silbermedaille ausgezeichnet wurde und seither offiziell zu den besten Bieren der Welt zählt.
Ja, wir brauen nur obergärige Biere, Dinkelbier hat mein Vater bereits 1989 begonnen zu brauen. Es ist sozusagen der Vorläufer unserer Craft-Bier-Produktion. Der Anstoß ging vom Hildegardkreis (Hildegard von Bingen, Anm. der Red.) aus, der über Dinkel publiziert. Es gibt Brot aus Dinkelkorn, sonstige Mehlspeisen, ja sogar Kaffee, aber bis dahin eben kein flüssiges Brot, also kein Bier. Unser Dinkelbier ist ein sehr vollmundiges, bernsteinfarbenes und süffiges Bier. Es bedurfte einer vollkommenen Anpassung des Sudprozesses, ja des gesamten Brauprozesses. Wir sind schon stolz auf dieses Bier.
Rudi Hirz mit zwei seiner Bierspezialitäten
Was ist das Besondere am Dinkelkorn?
Dinkel ist zunächst einmal sehr schwer zu beziehen. Früher bekamen wir es von
der Dinkelbäuerin aus Untergriesbach, heute aus dem Münchener und Regensburger Raum. Dinkelkorn ist das gesündeste Korn aufgrund seiner Inhaltsstoffe. Es ist reicher an Eiweiß, an Fetten und Kohlehydraten als andere Sorten. Und das Dinkelkorn schützt sich selbst vor schädlichen Umwelteinflüssen draußen auf den Feldern, da es eine sehr ausgeprägte und strapazierfähige Hülle besitzt.
Was hat es nun mit den Craft-Bieren auf sich?
Wir waren eine der ersten Brauereien in Deutschland, die diese Biere gebraut
haben. Bereits 2010 haben wir damit begonnen. Craft-Biere sind weit weg vom
Mainstream, von einem klassischen Hellen oder Weizenbier. Es geht darum, seinen
eigenen Stil zu kreieren, etwas Unvergleichliches. Alle unsere Craft-Biere, etwa 10 Sorten, werden natürlich nach dem deutschen Reinheitsgebot gebraut. Der
Hopfen spielt im Brauvorgang eine entscheidende Rolle. Nicht zu vernachlässigen
aber auch die eingesetzten Malze aus speziellen alternativen Getreidesorten,
wie z. B. Emmer oder Einkorn, und auch die Wahl des Hefestammes machen das Bier zu einem Craft-Bier.
Inwiefern, nehmen wir mal das Beispiel Ihres Craft-Bieres Pale Ale?
Hier mischen wir einheimischen Hopfen aus der Hallertau (neben alten, vergessenen Hopfensorten auch Neuzüchtungen, wie z. B. den Hopfen Polaris) mit
slowenischem. Und wir verwenden Naturhopfen, also Doldenhopfen, den wir in
einer speziellen Mühle mahlen. Das Malz ist ein spezielles Pale Ale Malz, ein
überlöstes Malz. Die Hefe wird aus England importiert. Man muss sich da schon
eine Zeit lang spielen, um zu einem guten, geschmacksexplosiven Ergebnis zu
kommen. Verschiedene Hopfen, Hefen und Getreidearten ... das ist eine Tüftelei.
Unser Pale Ale exportieren wir bis in die USA und nach Italien. Im Inland ist es in gut sortierten Getränkemärken erhältlich.
Sie stellen nur Biere her, oder?
Unser Fokus liegt schon auf den obergärigen Bierspezialitäten, wie beispielsweise auch unserer Granit-Weißen, die Dinkelanteile und spezielle Hopfensorten beinhaltet. Für Kunden in Österreich produzieren wir das Fezi, ein Rotwein-Cola-Mixgetränk. Auch Essig wird bei uns hergestellt, und zwar Dinkelessig. Dieser ist ein Malzessig und als selten anzusehen, da die meisten Essige aus Wein, Most oder ganz einfach aus Sprit hergestellt werden. Und zu meinem Geburtstag im Mai 2015 habe ich zum 125-jährigen Firmenjubiläum die erste Whiskey-Maische gebrannt und somit den Grundstein für die Whiskey-Produktion in Hauzenberg gelegt. Die Brände lagern und reifen mindestens drei Jahre im Holzfass, dann gibt es frühestens 2018 den 1. Dinkel-Whiskey aus dem Bayerwoid.
Vielen Dank für das Gespräch.