Auf dem Betriebsgelände der Glashütte von Poschinger in der Moosauhütte in Frauenau arbeiten viele freischaffende Künstlerinnen und Künstler in ihren Werkstätten und Ateliers. Es hat sich in den ehemaligen, vom Glasunternehmen nicht mehr genutzten Industriebauten eine Art Kreativ-Quartier gebildet. Inmitten vieler Grünflächen, umgeben von den Mehrfamilienhäusern, die Wohnungen für Betriebsangehörige beherbergten, fühlt man sich hier sofort angezogen von einer besonderen Stimmung, der Kombination aus jahrhundertelanger industrieller Glastradition auf der einen Seite sowie dem individuellen Schaffensdrang und dem schöpferischen Potenzial der Handwerker auf der anderen Seite.
Einer der Künstler, der sich hier sein Atelier und Ausstellungsräume eingerichtet hat, ist der (Glas-) Maler Rainer Metzger.
Herr Metzger, 1979 haben Sie Ihre Lehre der Glasmalerei in der Manufaktur Theresienthal begonnen. Wie kamen Sie zu dieser Berufswahl und was lernt man in der Ausbildung?
Schon als Kind zeichnete und malte ich gern und viel. Und es wurde in der Familie vorgelebt, mein Vater war ebenfalls Glasmaler. In der Ausbildung zum Glasmaler lernt man verschiedene Techniken und Stilrichtungen kennen. Man beschäftigt sich intensiv mit der Arbeit mit Pigmenten, mit Glasstaub, mit dem Mischen von Farben. Die klassische, manufakturelle Glasmalerei beinhaltet beispielsweise die Federzeichnung, das Auslegen der Farbe und die Schattierung, aber auch andere Techniken wie Lasur, Relief, Ätztechniken oder Durchstreichtechnik. Es ist ein Handwerk. Die Durchsicht des
Werkstoffes Glas ist speziell, das erfordert eine andere Geschmeidigkeit der Farben.
Rainer Metzger in seinem Atelier in Frauenau
Seit 2002 sind Sie nun als freischaffender Maler in Frauenau tätig. Wie entsteht ein Glasobjekt, in welchen Arbeitsschritten?
Zunächst erstelle ich eine Acryl- oder Kohleskizze mit dem Motiv, das ich auf das Glas bringen möchte. Dann bemale ich z. B. in der Methode der Zwischenglasmalerei (Graaltechnik) eine Vorform mit weichen Konturen Nass-in-Nass. Diese wird dann im Ofen erhitzt, aufgeblasen und mit einer weiteren Glasschicht überfangen, zu einem Gefäß geformt. Es handelt sich also um eine Glasmalerei im Glas.
Sie malen auch Aquarelle und Ölbilder. Wie entstehen Ideen, wie wählen Sie Ihre Motive aus?
Ja, die Malerei auf Leinwand ist meine zweite große Leidenschaft. Es ist beim Malen auf Glas oder auf Leinwand immer dasselbe Prozedere: Ich beobachte intensiv, Alltagssituationen, Situationen im Urlaub, im Wald, Augenblicke. Ich versuche dann, daraus eine malerische Kurzgeschichte zu machen. Und Malerei bzw. gemalte Motive und Themen bergen immer etwas Verborgenes, Geheimnisvolles in sich. Sie lassen Spielraum für den Betrachter, für dessen eigene Geschichte, Phantasie.
Wo kann man – außerhalb Ihres Ateliers hier in Frauenau – Ihre Kunstwerke betrachten?
Am besten natürlich hier, das stimmt schon. Hier habe ich mein Atelier und Ausstellungsräume mit Glasobjekten und Bildern. Auch nehme ich immer wieder an Ausstellungen teil, auch in der Region. Da muss man einfach die Presse etwas beobachten. 2015 sind z. B. noch Ausstellungen in Landshut im Röckleturm (ab 19.09.) oder in der städtischen Galerie Bad Griesbach (ab 26.11.). Arbeiten von mir befinden sich auch in öffentlichen Sammlungen wie im Waldmuseum Zwiesel, im Schloss Holdenstedt oder in der Bayerischen Staatsgemäldesammlung.
Vielen Dank für das Gespräch.