Mit einem umfassenden fachlichen Einblick in die derzeitigen Debatten rund um die Handhabung der Corona-Krise sowie zahlreichen aktuellen Berichten und Bewertungen aus der Bundespolitik und der kommunalen Ebene beging die Junge Union Freyung-Grafenau ihre erste virtuelle Kreismitgliederversammlung. Ärztlicher Direktor Dr. med. Franz Schreiner gab den rund 30 teilnehmenden JU-Mitgliedern fundierte Einblicke und medizinische Hintergrund-informationen zum Schwerpunktthema der Corona-Pandemie. Mit MdB Thomas Erndl, Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich, Bezirksrat Josef Heisl und Landrat Sebastian Gruber konnte JU-Kreisvorsitzender Christoph Weishäupl auch zahlreiche politische Mandatsträger aus der Region in der Mitgliederversammlung willkommen heißen.
Kreisvorsitzender Christoph Weishäupl blickte in seinem Jahresbericht allen voran auf die für den JU-Kreisverband äußerst erfolgreiche Kommunalwahl zurück, im Zuge derer zahlreiche Mitglieder des Verbandes in die kommunalen Gremien gewählt wurden. „Die Bürgerinnen und Bürger haben ein starkes Votum für unsere jungen Kandidaten abgegeben und zahlreiche Vertreter der jungen Generation in politische Verantwortung gewählt“, zeigt sich Weishäupl zufrieden. Die Parteiarbeit im Jahr 2020 konnte im weiteren Verlauf auch in der Jungen Union pandemie-bedingt nicht wie gewohnt ablaufen. Dies schmälerte das Angebot an Veranstaltungen dank der Verlegung zahlreiche Formate ins Digitale aber nur geringfügig, wie der Kreisvorsitzende bilanziert. Der JU-Kreisverband zählt derzeit gut 200 Mitglieder.
Dr. med. Franz Schreiner, Ärztlicher Direktor und Chefarzt der Gefäßchirurgie der Kliniken Am Goldenen Steig, referierte zur Corona-Krise und informierte über bisherige Erfahrungswerte aus der Praxis, die gegenwärtige Lage in den Landkreis-Kliniken, die Wirkung und Sicherheit von Impfstoffen sowie die Funktionsweise und Zuverlässigkeit von PCR-Tests und Schnelltests. Rückblickend hielt er fest, dass die örtlichen Kliniken bereits im Februar erste Berührungs-punkte mit dem neuartigen Corona-Virus hatten und schnell erkennbar war, dass mit SARS-CoV-2 ernstzunehmende Herausforderungen auf die Kliniken zukommen würden.
JU-Kreisvorsitzender Christoph Weishäupl (links) und Elena Kellner (rechts) führten als Moderatoren durch die erste virtuelle Kreismitgliederversammlung der Jungen Union Freyung-Grafenau.
Die anfängliche Entscheidung mit dem Krankenhaus Grafenau eines der Häuser im Landkreis als zentrale Corona-Klinik festzulegen und aufzubauen hat sich nach Ansicht des Ärztlichen Direktors gut bewährt und den Landkreis-Kliniken bisweilen gut geholfen mit der Pandemie umzugehen. Insgesamt sei der Landkreis – wie auch ganz Deutschland – sehr gut durch die erste Welle und den Sommer gekommen, resümiert Dr. Schreiner weiter. Der „Lockdown Light“ ab Anfang November sei sodann zwar eine politisch gut abgewogene Entscheidung gewesen, hätte aber nicht genug Wirkung gezeigt. Derzeit stehe der Landkreis trotz immer noch hoher Fallzahlen vergleichsweise gut da. „Unsere Kapazitäten werden durch das Virus stark gefordert, bisher wurden sie aber nicht überfordert“, schildert Dr. Schreiner die Lage.
Der Ärztliche Direktor erläuterte den Teilnehmern der Versammlung die Funktionsweise des PCR-Tests und verwies auf dessen besondere Validität und Zuverlässigkeit. Dem gegenüber weise der Schnelltest Unsicherheiten auf, weshalb zur Überprüfung des Ergebnisses ergänzend zusätzlich ein PCR-Test durchgeführt wird. Zur Erhöhung der Sicherheit für Personal und Patienten finden zusätzlich zu den Tests an allen Patienten einmal pro Woche PCR-Tests am Klinikpersonal statt. Zur Frage der Sinnhaftigkeit von flächendeckenden Massentestungen, wie sie in anderen Ländern bereits durchgeführt wurden, äußerte Dr. Schreiner – auch mit Blick auf die Auslastung der Labore – die Einschätzung, dass dies nicht zielführend sei. „Je mehr in der Fläche getestet wird, desto länger warten wir auch in den hochsensiblen Bereichen auf Testergebnisse“, so der Ärztliche Direktor. Deutlich hilfreicher seien daher gezielte und regelmäßige Testungen von Risikogruppen.
Dr. Schreiner sprach sich in einem flammenden Plädoyer für die Corona-Schutzimpfung aus und appellierte dahingehend an die Bevölkerung. „Der Impfstoff ist unser einziges Mittel, um die pandemische Situation möglichst zeitnah überwinden zu können. Es ist von absolut zentraler Bedeutung, dass sich möglichst große Bevölkerungsanteile impfen lassen“, so Chefarzt Dr. Schreiner. Der jüngst zugelassene genbasierte Impfstoff von Biontech/Pfizer sei nach Ansicht des Mediziners gut ausgereift und unproblematisch. Mit der viralen mRNA werde dem Körper ein genetischer Bauplan zur Herstellung des sog. Spike-Proteins, welches dem Virus die Anheftung an menschliche Zellen ermöglicht, injiziert. „Durch das im menschlichen Körper produzierte Spike-Protein, welches selbst keine Erkrankung auslösen kann, wird eine Immunantwort in Gang gesetzt. Diese hat sowohl die Produktion von spezifischen Antikörpern, als auch die Aktivierung der sog. Gedächtniszellen zur Folge“, erläutert Dr. Schreiner die Wirkungsweise des Impfstoffs.
Auch die Angst vor Langzeitfolgen sei unbegründet. „Ich will ausdrücklich klarzustellen, dass es mit absoluter Sicherheit zu keiner Interaktion der viralen mRNA mit der menschlichen DNA kommen kann“, so der Ärztliche Direktor. Auch menschliche Zellen arbeiten von Natur aus mit mRNA als Botenstoff. Das Funktionsprinzip sei dabei eine Einbahnstraße. Die mRNA als Träger bzw. Kopie von Erbinformation entstammt dem Zellkern, kann aber nicht in diesen zurückkehren. Auch werden die Zellen mit der injizierten mRNA des Virus nach der Impfung im Zuge der natürliche Zellerneuerung nach und nach vollständig erneuert. Die virale mRNA verschwindet somit aus dem menschlichen Körper; es verbleiben die gebildeten Antikörper und die Gedächtniszellen.
Hinsichtlich der Folgen des eigentlichen Impfvorganges erläuterte Dr. Schreiner, dass anfängliche Entzündungsreaktionen zwar auftreten können, diese aber grundsätzlich auch erwünscht sind. „Leichtes Fieber stellt bei Impfungen eine gewollte Reaktion des Körpers dar. Dies provoziere eine schnellere Immunantwort des Organismus und führt somit zu einer schnelleren Bildung von Antikörpern“, wie der Ärztliche Direktor weiter erklärt. Zahlreiche Mitglieder der Jungen Union dankten Dr. Schreiner für seine anschaulichen Darstellungen und zeigten sich überzeugt, die Impfung guten Gewissens empfehlen zu können und sich auch selbst impfen zu lassen, sobald die Rangfolge dies jeweils vorsehe.
MdB Thomas Erndl informierte über aktuelle Themen in der Bundespolitik. Dabei standen die globalen Auswirkungen der Pandemie im Vordergrund. Das Corona-Virus habe die Globalisierung ein Stück weit zurückgedreht und den internationalen Handel als Wohlstandsgrundlage hart getroffen. Im Gegensatz zu Deutschland und Europa werde die chinesische Wirtschaft trotz der pandemischen Umstände leicht wachsen können. Die kürzlich geschaffene Freihandelszone im ostasiatischen Raum verstärkt dabei die Gefahr, dass Europa wirtschaftlich zurückfällt. Gerade deshalb sei eine stärkere und konstruktivere Zusammenarbeit Europas und Amerikas dringend geboten. Die Wahl von Joe Biden könnte dahingehend eine wichtige Chance darstellen, zeigt sich Erndl zuversichtlich. Mit Blick auf die Bundestagswahl 2021 könnten vor diesem Hintergrund gerade wirtschaftliche Themen wieder an Bedeutung zulegen, zeigt sich JU-Bezirksvorsitzender Benjamin Taitsch überzeugt.
Nahmen an der ersten virtuellen Kreismitgliederversammlung der Jungen Union Freyung-Grafenau teil: Ärztlicher Direktor Dr. med. Franz Schreiner (1. Reihe; 2. v. rechts), MdB Thomas Erndl (5. Reihe; 1. v. rechts), Bezirkstagspräsident und CSU-Kreisvorsitzender Dr. Olaf Heinrich (4. Reihe; 1. v. links), Bezirksrat Josef Heisl (3. Reihe; 2. v. links), Landrat Sebastian Gruber (4. Reihe; 2. v. rechts), JU-Bezirksvorsitzender Benjamin Taitsch (2. Reihe; 1.v. links), JU-Kreisvorsitzender Stadt- und Kreisrat Christoph Weishäupl (1. Reihe; 2. v. links), die stellvertretenden JU-Kreisvorsitzenden Carlo Schöpp (nicht im Bild), Daniel Traxinger (2. Reihe; 2. v. links), Stadtrat Sebastian Weber (5. Reihe; 1. v. links) und Markus Wensauer (nicht im Bild), Kreisrätin Lisa Tiefenböck (1. Reihe; 3. v. rechts), Stadtrat Stefan Behringer (5. Reihe; 3. v. links) sowie rund 20 weitere Mitglieder des JU-Kreisverbandes.
Bezirkstagspräsident und CSU-Kreisvorsitzender Dr. Olaf Heinrich sprach allen voran die Gefahr an, dass durch die Corona-Krise der soziale Zusammenhalt der Gesellschaft tiefgreifend geschädigt werden könnte. Es bedürfe nun integrativer Kräfte, die sich um alltägliche Sorgen annehmen und auch bereit sind mit Skeptikern in Dialog zu treten. Eine Chance könne die Pandemie allen voran für den inländischen Tourismus darstellen, so Dr. Heinrich. Auch die Fortentwicklung der Arbeitswelt, beispielsweise in Richtung größerer Home-Office-Anteile biete Potenziale für die Region. Dem stimmte auch Bezirksrat Josef Heisl zu. „Ich erhoffe mir in dieser Entwicklung auch eine Aufwertung unseres ländlichen Raumes. Weniger erforderliche Anwesenheit am Firmen- oder Behördenstandort bedeutet auch, dass die Nähe des Wohnortes zu eben jenem Standort an Bedeutung verliert“, so der Bezirksrat.
Landrat Sebastian Gruber gab einen kurzen Einblick in den alltäglichen Umgang mit der Corona-Situation im Landratsamt. Man habe hierzu eigens einen Krisenstab mit Personen aus verschiedensten Fachbereichen eingerichtet, so Gruber, der weiter darauf verweist, dass bei der Entscheidungsfindung insbesondere auch die Sekundäreffekte berücksichtigt werden müssen. Mit Maß und Mitte werde versucht, hierbei stets einen ausgeglichenen und angemessenen Weg einzuschlagen. Als thematische Schwerpunkte des nächsten Jahres nannte Gruber jenseits der Pandemie u. a. die Entwicklung einer Nachhaltigkeitsstrategie sowie die Entwicklung eines Fahrradkonzeptes für den Landkreis.