Borkenkäferbekämpfung und Verkehrssicherung gehören zu den täglichen Aufgaben eines Nationalpark-Försters. Was Helmut Kustermann, dem neuen Leiter der Nationalparkdienststelle Finsterau, darüber hinaus noch besonders am Herzen liegt, sind Naturschutz sowie der Erhalt von Kulturdenkmälern. „Das hat mich schon während meines gesamten Berufslebens interessiert – und nun kann ich dies im Nationalpark auch endlich in der Praxis umsetzen.“
Seit 1. November ist der 45-jährige gebürtige Oberbayer im östlichsten Teil des Nationalparks tätig – und schon jetzt fühlt er sich hier wie zu Hause. „Ich wohne zusammen mit meiner Frau und unseren vier Kindern seit 2004 im Landkreis Dingolfing-Landau. Von daher bin ich quasi schon ein Niederbayer.“ Und auch den Nationalpark kennt er aus seinem vorherigen Berufsleben. „Nach meinem Forstwirtschaftsstudium in Weihenstephan und der bestandenen Staatsprüfung habe ich fünf Jahre bei einem Forstunternehmer gearbeitet“, berichtet Kustermann. „Und in dieser Zeit waren wir auch oft im Nationalpark im Einsatz.“
Danach arbeitete er zehn Jahre bei den Waldbauernvereinigungen Vilshofen/Griesbach und Reisbach. „Diese Tätigkeit hatte zwar einen starken Dienstleistungscharakter. Allerdings gab es auch Möglichkeiten, um den Wald zu gestalten.“ Zum Beispiel, wenn Waldbesitzer Pflegeverträge abgeschlossen hatten. „Dann konnte ich in Absprache auch mal Bereiche aus der Nutzung nehmen, Totholz liegen lassen und Laubholz fördern.“ Dieser gestalterischen Aufgabe kann Helmut Kustermann in den Nationalpark-Randzonen nun verstärkt nachgehen.
Doch neben all dem fasziniert ihn auch die eigentliche Philosophie „Natur Natur sein lassen“. „Die Landschaft ist einzigartig – gerade hier im ‚Altpark‘, wo der Wald seit 50 Jahren sich selbst überlassen ist.“ Nicht nur, dass gefährdete Tierarten wie Luchs, Auerhahn und Biber dort wieder eine Heimat gefunden haben, fasziniert den Förster. Sondern auch die vielen seltenen Pilz- und Pflanzenarten, die zu finden sind. „Diese Raritäten muss man auch beim Waldmanagement berücksichtigen“, so Kustermann. „Wenn ein Baum in den Randzonen oder bei der Wegesicherung gefällt werden muss, ist es wichtig, die Umgebung zu begutachten und zu sehen, ob hier seltene Pflanzen wachsen.“ Auch seine Mitarbeiter will Kustermann bei diesem Thema mit ins Boot holen und sie naturschutzfachlich schulen. „Ich bin zuversichtlich, dass dies klappt. Ich habe ein wirklich tolles Team hier im Revier.“
Dr. Franz Leibl, Leiter der Nationalparkverwaltung (l.), und Mauths Bürgermeister Ernst Kandlbinder (r.) wünschten dem neuen Förster Helmut Kustermann einen guten Start in der Nationalparkdienststelle Finsterau.
Wichtig ist dem Förster auch, dass die Besucherinfrastrukturen, wie Park- und Spielplätze, Wegweiser und Info-Pavillons, immer in Ordnung sind. „In den kommenden Jahren wird sich die Zahl der Gäste weiter steigern, daher ist dies ein absolutes Muss.“ Ebenso wie der Erhalt der Kulturdenkmäler, zum Beispiel der Klausen.
Und dann kommt noch eine richtig große Aufgabe auf ihn zu, und zwar die in diesem Jahr beschlossene Erweiterung des Nationalparks um rund 600 Hektar östlich von Finsterau. „Dies wird sicherlich spannend und es ist eine Herausforderung, die man nicht alle Tage bekommt“, so Kustermann. „Letztendlich kann man dabei sein, wenn auf einer Fläche Nationalpark neu entsteht.“
Ein Projekt, das insbesondere von Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber unterstützt wird. Dieser hatte zum 50-jährigen Jubiläum des Nationalparks ein “XXL“-Paket angekündigt, das neben der Erweiterung des Nationalparks weitere staatliche Investitionen in neue Nationalpark-Besuchereinrichtungen im Erweiterungsgebiet mit einem geschätzten Kostenvolumen von insgesamt rund 3,5 Millionen Euro vorsieht. Wie Nationalparkleiter Dr. Franz Leibl erklärt, sei man derzeit bereits in enger Absprache mit Bürgermeister Ernst Kandlbinder, um eine passende Infrastruktur zu planen. „Es ist erfreulich, dass wir mit unseren Vorstellungen und Ideen sehr eng beieinanderliegen. Nicht nur unsere Besucher, sondern auch die Bevölkerung kann diese dann nutzen.“
Auch Helmut Kustermann sieht dies sehr positiv, doch zunächst steht für ihn ein Umzug auf dem Programm. Ab Anfang Januar hat er sein Büro in der Infostelle in Mauth, damit er für die Bürger schnell und unkompliziert erreichbar ist. Mit dieser räumlichen Umstrukturierung hat die Nationalparkverwaltung auf die Wünsche der Bürger reagiert, die sich einen Ansprechpartner direkt vor Ort gewünscht haben.
Und neben dem dienstlichen Umzug plant Helmut Kustermann auch einen privaten in die Nationalparkregion. „Ich wohne derzeit unter der Woche in einer Ferienwohnung in Mauth und fahre am Wochenende heim. Wir sind aber schon auf der Suche nach einem passenden Haus.“ Und wenn das gefunden ist, kann auch der Rest der Familie Kustermann in die neue Heimat nachkommen.