Wer dachte, im Kloster würde gebetet und gearbeitet, der liegt vollkommen richtig. In der Großküche im Kloster St. Josef in Thyrnau, das zum Zisterzienserorden gehört, entstehen süße Köstlichkeiten: Konfitüren. Natürlich nur mit Obst aus dem weitläufigen Klostergarten. Viele verschiedene Sorten werden in der Verantwortung von Schwester Elisabeth seit 33 Jahren hergestellt und direkt im Kloster vermarktet.
Für WAIDLER.COM öffnete Schwester Elisabeth die Küchentür und ihre Kochtöpfe.
Welche Obstsorten wachsen denn im Klostergarten, Schwester Elisabeth, und damit welche Konfitüren stellen Sie her?
Die erste Sorte im Jahr ist unsere Rhabarber-Erdbeer-Konfitüre. Darüber hinaus machen wir Konfitüren von roten und schwarzen Johannisbeeren, von Josta-Beeren, Kirschen, Zwetschgen und roten Pflaumen. Außerdem bieten wir Apfel-, Quitten- und Mispelgelee an.
Sie sprechen von Konfitüre und Gelee, was ist der Unterschied? Und was ist mit der klassischen Marmelade?
Marmeladen bestehen aus zerkleinerten Früchten, Fruchtresten oder Obst zweiter Klasse. Marmeladen sind eher musig und setzten sich aus bis zu vier Fruchtsorten zusammen. Unsere Konfitüren hingegen enthalten stets Fruchtstücke und bestehen nur aus einer oder höchstens zwei Fruchtsorten. Gelees sind klar, durchsichtig und ohne Fruchtstücke. Ein Gelee besteht in erster Linie nur aus Fruchtsaft und Zucker.
Wann beginnt Ihre Konfitüren-Saison, wann beginnen Sie mit dem Einkochen?
Unsere Saison dauert von Anfang Juni bis in den Oktober hinein. Zuerst können wir die Johannisbeeren pflücken. Alle 15 Schwestern des Klosters helfen da zusammen. Die letzten Früchte sind die Quitten und Mispeln im Herbst.
Schwester Elisabeth und Silvia Poxrucker beim Einkochen von Johannisbeeren, im Hintergrund Schwester Carmen
Wie läuft die Herstellung der Konfitüren ab?
Also, zuerst befreien wir die Früchte von etwaigen Rispen. Dann werden die Früchte gewaschen. Das Obst muss auf überreife schadhafte Stellen, auf Fäulnis und auf Wurmlöcher kontrolliert werden. Steine und Kerne werden entfernt. Manche Fruchtsorten wie Quitten müssen zerhackt werden, Mispeln halbieren wir. Dann beginnt der Prozess des Einkochens. Grundsätzlich nimmt man auf 1 kg Fruchtmasse 1 kg Gelierzucker, das kann aber auch je nach Rezept variieren. Die Konfitüren werden so lange gekocht, bis die Flüssigkeit weitgehend verdampft ist und die Masse zu gelieren beginnt. Danach mache ich eine Gelierprobe, ich prüfe also, ob die Masse die
gewünschte Festigkeit hat. Danach füllen wir die noch heißen Konfitüren in Gläser ab.
Mir läuft das Wasser im Mund zusammen. Wo kann man Ihre süßen Köstlichkeiten erwerben?
Wir verkaufen unsere Konfitüren und Gelees bei uns im Kloster an der Pforte. Einfach reinkommen und läuten. Und natürlich auf unserem Christkindlmarkt im Klosterhof oder auf Klostermärkten.
Vielen Dank für das Gespräch, Schwester Elisabeth.
Das Kloster St. Josef in Thyrnau gehört zum Zisterzienserorden. Der Ursprung der Abtei liegt in der Schweiz, in dem 1245 in der Nähe von Luzern gegründeten Kloster Rathausen. 1876 mussten die Schwestern die Schweiz verlassen und kamen über Frankreich im März 1902 nach Bayern und konnten sich hier im ehemaligen fürstbischöflichen Jagdschloss in Thyrnau niederlassen. Aktuell leben, beten und arbeiten 15 Schwestern hier. Weit bekannt ist ihre Paramenten- und Fahnenstickerei.