Was ein vergessenes Handy so alles anrichten kann, das erfuhren am Wochenende zwei junge Männer und eine junge Frau aus dem Raum Straubing.
Eine Tour von der Fredenbrücke zum Lusen und wieder zurück war der Plan. Auf dem Rückweg bemerkte allerdings ein Gruppenmitglied, dass es sein Handy auf dem Gipfel vergessen hatte. Also wieder zurück und das gute Stück holen. Konditionell in jungen Jahren ja kein Problem. Leider vergaßen die drei, dass die Jahreszeit mit früh einbrechender Dunkelheit verbunden ist und genau das wurde ihnen zum Verhängnis. Keine adäquate Kleidung, keine Lampen und fehlende Ortskenntnisse veranlassten sie schließlich, bei einem Bekannten anzurufen und um Hilfe zu bitten, wobei sich zu allem Unglück auch noch die Handyakkus allmählich ihrem Ende näherten und der Kontakt daher abbrach. Nachdem die drei durch private Suche nicht gefunden werden konnten, wurde über die Notrufnummer um professionelle Hilfe gebeten.
Einsatzbesprechung - mit Abstand in Coronazeiten
Über die Integrierte Leitstelle Passau wurde um 21.57 Uhr zunächst der diensthabende Einsatzleiter des Einsatzleitbereichs Nationalpark, Florian Ammerl, verständigt, der sofort die Alarmierung der Bereitschaft Grafenau veranlasste.
Die daraufhin ausrückenden 14 Bergretter trafen sich mit dem Einsatzleiter und der Polizei in Waldhäuser. Ammerl bildete Suchtrupps jeweils mit zwei Mann bzw. Frau, die die einzelnen Wanderwege absuchen sollten; die einen von der Fredenbrücke über die Martinsklause Richtung Glasarche, andere über die Himmelsleiter zum Lusen, die nächsten über die Blauen Säulen zum Lusen, ein weiterer Trupp Richtung Teufelsloch und Rachel bzw. Richtung Teufelsloch zur Fredenbrücke, wo das Auto der drei stand.
Als die Trupps unterwegs waren, wurde vom Einsatzleiter die Bereitschaft Wolfstein sofort nachalarmiert, um über eine ausreichend Kapazität an Bergrettern für eine möglicherweise erforderliche erweiterte Suche zu verfügen. Die Wolfsteiner schickten unverzüglich acht Männer/Frauen los.
Über die Polizei wurde abgeklärt, ob ein Hubschrauber mit Wärmebildkamera eingesetzt werden kann. Wegen fehlender Tankmöglichkeit wurde diese Option aber wieder verworfen.
Deshalb erbat Ammerl die Unterstützung des Technikfahrzeugs der Bergwacht Bayerwald mit Standort Arnbruck samt vier Mann Besatzung, um ggf. das Gebiet mit der dann zur Verfügung stehenden Drohne samt Wärmebildkamera abfliegen zu können.
Das LKLD war noch auf der Anfahrt, als gegen 23.30 Uhr einer der Suchtrupps die drei im Finstern sitzend fand.
Die unterkühlten Jugendlichen wurden nach Waldhäuser gebracht und dem dort wartenden Rettungsdienst übergeben, dass Technikfahrzeug wieder nach Hause geschickt.
Als Resümee kann man hierzu sagen: 27 ehrenamtliche Bergretter, sechs Einsatzfahrzeuge der Bergwacht, Polizei und Rettungsdienst im Einsatz, dazu ein nicht ungefährliches Unterfangen für die drei unter Berücksichtigung der Jahreszeit zu leicht bekleideten jungen Leute bei Temperaturen, die gegen den Gefrierpunkt gingen – und das alles wegen eines vergessenen Handys! Ende gut, alles gut, könnte man sagen, aber vielleicht kann man zwei „Lehren“ daraus ziehen:
- Auch bei vermeintlich leichten Touren kann es Zwischenfälle geben; daher sollte man die wichtigsten Dinge wie zusätzliche Kleidung, eine Taschenlampe und voll geladene Handyakkus gerade in dieser Jahreszeit dabei haben.
- Auch junge Leute brauchen bisweilen in den Bergen Hilfe; vielleicht schließen sich mehr bergbegeisterte Männer und Frauen der Bergwacht an, da diese nie genug Retter haben kann, wie dieser Fall zeigt.