Das Thema Verkehr und Infrastruktur hat die gestrige Vollversammlung der IHK in Passau dominiert. Die gewählten Unternehmensvertreter in diesem „Parlament der Wirtschaft“ verabschiedeten in der von IHK-Präsident Dr. Josef Dachs geleiteten Sitzung einstimmig ein Leitbild zur Entwicklung der Verkehrsinfrastruktur in Niederbayern. Bei einer anschließenden Diskussionsveranstaltung wurde dieses Leitbild an Bayerns Verkehrsminister Joachim Herrmann übergeben, dass Niederbayern neben Verkehrswegen ebenso auf eine ausgebaute digitale Infrastruktur angewiesen ist, wurde beim Punkt „Digitalisierungsstrategie für Bayern“ deutlich.
Die Vollversammlung beschäftigte sich hier mit einer gemeinsamen Positionierung der bayerischen IHKs. IHK-Hauptgeschäftsführer Walter Keilbart wies auf eine Unternehmensumfrage zum Thema hin, aus der klar hervorgeht: Die Digitalisierung beeinflusst die Wirtschaft in ganzer Breite und wirkt sich positiv auf Umsatz und Beschäftigung aus. „Jeder ist betroffen, und das mit einer Fülle von Themen“, sagte Keilbart an die Vollversammlung gewandt. Die Staatsregierung müsse sich bei der Förderung der Digitalisierung noch stärker auf die praktische Umsetzung und die Anwender von IT konzentrieren – nämlich die breite Basis des Mittelstands. Digitalisierung war auch einer der Kernpunkte von Professor Burkhard Freitag, Präsident der Universität Passau, der bei der Vollversammlung zu Gast war. Freitag stellte den Wirtschaftsvertretern das Netzwerk „INDIGO“ vor, in dem sich die sechs Hochschulen und Universitäten aus Niederbayern und der Oberpfalz zu den Forschungsgebieten Internet und Digitalisierung zusammengeschlossen haben. 210 Professoren und 54.000 Studierenden arbeiten laut Freitag in diesem Netzwerk gemeinsam an einem breiten Themenspektrum von Big Data über Industrie 4.0 und IT-Sicherheit bis hin zu ethischen Fragen des Internets. Die Zusammenarbeit mit der Wirtschaft und der Wissenstransfer seien dabei entscheidende Erfolgsfaktoren, betonte der Universitäts-Präsident, aber auch ganz konkret die Ausbildung von Fachkräften in diesem Bereich. „Wir würden uns freuen, wenn noch mehr junge Menschen auch über ihr Studium hinaus die Chancen erkennen, die unsere Wirtschaft bietet und ihren Lebensmittelpunkt dauerhaft nach Niederbayern verlegen“, entgegnete Dachs.
Zu entscheiden hatte die Vollversammlung daneben einige Personalfragen, die sich durch Veränderungen in ihrer Besetzung ergeben haben. Neu in der Vollversammlung sind die Repräsentanten Norbert Peter von der Firma Karl Bachl in Röhrnbach, Werner Weishäupl von WSE-CNC Technologie in Hutthurm sowie Lothar Walterscheidt als Vertreter des ZF-Standorts in Passau. Neu in den Präsidialrat der IHK berufen hat die Vollversammlung Elisabeth Hintermann vom Bettenhaus Mühldorfer in Haidmühle und Dr. Silvia Thole, KPWT Kirschner Wirtschaftstreuhand in Passau. Weitere Tagesordnungspunkte waren die bundesweite Allianz für Aus- und Weiterbildung, mit dem Vertreter von Bund, Wirtschaft und Gewerkschaften ein klares Bekenntnis zur beruflichen Bildung abgegeben haben, sowie die Ergebnisse unterschiedlicher Untersuchungen zur den Kaufkraftströmen und der Lage des Einzelhandels in Niederbayern.