Wer kennt ihn nicht – den Mann mit dem Vollbart und einer meist bunten Mütze: Friedensreich Hundertwasser († 2000)? Der österr. Maler, Architekt und Umweltaktivist wurde mit seinen Spiralen, den bunten einfachen Formen und seinen Wellen zu einer Institution der darstellenden Kunst der Moderne. Seine Bauwerke sind Programm: Immer eine Komposition von unebenen, ungeraden Oberflächen und Linien, der Natur – nicht dem Reißbrett – nachempfunden. „Für meine Schüler war die Begegnung mit dieser Farb- und Formensprache sehr motivierend, da sie einfach und leicht nachzugestalten ist“, sagte Barbara Schell, Lehrerin der GSb an der Caritasschule. „Auch für dieses Jahr fragen sie schon nach.“ Im Unterricht hatte sich die Lehramts-Referendarin einiges einfallen lassen, um sich dem Werk des Künstlers zu nähern. „Ich habe ein Hörspiel entwickelt, in dem sich Hundertwasser den Kindern vorstellte. Seine Ideen und künstlerische Ziele ganz knapp präsentierte.“ Anschließend wurde eine Hundertwasser-Arbeit im Detail beleuchtet: Seile wurden auf eine Styroporplatte mit einfachem Malerkrepp geklebt und anschließend mit schwarzer Farbe abgedruckt. Mittels Vervielfältigung entstanden so Vorlagen. „Jedes Kind konnte – unabhängig von motorischen Einschränkungen, mit Wasserfarben und Pinsel dann zum Künstler werden. Abschließend wurde dann noch nachbearbeitet, bspw. mit Alufolie beklebt. Jeder Bild erhielt einen eigenen Titel von seinem Künstler“, so Barbara Schell. „In jedem Bild steckt ein hohes Maß an Kreativität. In jedem Schüler steckt ein Künstler. Alle können zurecht stolz auf ihre Arbeiten sein!“
Drei Hundertwasser-Themen wurden von den Schülern neu interpretiert: die „Silberspirale“, die „Grüne Welle“ und die „Wartenden Häuser“. Herausgekommen sind über 20 Schüler-Arbeiten. „Die Kunstwerke Hundertwassers bieten einen geeigneten Ausgangspunkt für die Kinder im Kunstunterricht der Grundschulstufe am Förderzentrum. Die Gestaltung der Bilder weisen eindeutige und leicht erkennbare Formen (z.B. Kreis, Viereck, wellige Linie) auf, die zu einem hohen Maß der Alltagswelt der Kinder entstammen. Die bunte, kontrastreiche Farbgebung der Bilder besitzt eine hoch motivierende Wirkung und erleichtert die Wahrnehmung der einzelnen Farbflächen. Umrandungen in Schwarz geben den Formen eindeutige Begrenzungen und erzeugen eine zusätzliche Kontrastwirkung. Damit lassen sie sich leicht wahrnehmen und eigenständig gestalten. Diese Merkmale der Hundertwasserkunst entsprechen den Fähigkeiten der Kinder, Kunstwerke auf Farben und Formen hin zu analysieren, sich selbst künstlerisch auszudrücken. Darüber hinaus stellen die ungeraden Linien sind in hohem Maße deckungsgleich mit der kindlichen Gestaltung, da die Bilder dadurch keinerlei Anspruch auf Perfektion besitzen. Der Lerninhalt fördert somit die Freude an der Beschäftigung mit Kunstwerken und stellt einen Zugang - alters- und entwicklungsgemäß - zur Auseinandersetzung mit der Kunst der Moderne dar. Die Werke Hundertwassers besitzen einen hohen Aufforderungscharakter zum selbsttätigen kreativen Gestalten.“
Barbara Schell und die Schülerarbeiten der aktuellen Hundertwasser Ausstellung.
Ab Sommer sollten die entstanden Schülerbilder in der Aula der Caritasschule St. Elisabeth als kleine Ausstellung gezeigt werden. “Aber Corona hat das leider verhindert. Wir konnten nur bei einer kleinen ‚Vernissage‘ mit Saft zu unserem eigens im Unterricht entwickelten ‚Hundertwasser‘-Lied anstoßen. Die anderen Klassen hatten die Gelegenheit, sich die Ausstellung einzeln anzusehen. Aber der Öffentlichkeit konnten wir in diesen Zeiten leider die Ausstellung nicht zugänglich machen.“
Für dieses Jahr wird im Kunstunterricht von Barbara Schell dann ein weiterer berühmter Maler von den Schülern der GSb interpretiert: Paul Klee. Und vielleicht klappt es ja dann mit einer „richtigen“ Publikumsausstellung am Caritas Zentrum für geistige Entwicklung in Freyung.