Dass eine Redakteurin vom Salzburger Landesstudio des ORF den Bayerischen Wald für eine Reportage besucht, ist so überraschend nicht. Dass dies aber bereits 1986 geschehen ist und sie seitdem hier hängengeblieben ist, das ist eine kleine Erwähnung wert. Dass sie im Oktober 2013 aber auch noch den ausgetrockneten Zapfhähnen in vielen Dörfern etwas entgegensetzt, indem sie ein Wirtshaus eröffnet – das darf alle freuen, die gut essen und trinken sowie den Wert einer kommunikativen und gemütlichen Wirtshauskultur zu schätzen wissen. Die Rede soll sein von Hannelore Hopfer und dem Wirtshaus Kapellenhof bei Ringelai.
So viele regionale und saisonale Produkte wie möglich, das ist für Koch Harry Duschl und sein Team nicht nur Anspruch, das ist auch ein Teil der Philosophie, die sich hinter dem Kapellenhof-Wirtshaus verbirgt. „Wir haben alle zu viel von vielem und oft damit das richtige Maß für so vieles verloren. Und viele Menschen verspüren wie ich die tiefe Sehnsucht, zum Wesentlichen im Leben zurück zu kommen“, verrät Hannelore Hopfer. Auf Speisen und Getränke bezogen bedeutet dies in ihrem Wirtshaus vor allem, auf die Herkunft zu achten: Fleisch beispielsweise bezieht Koch Duschl vom Metzger
Streifinger aus Marchzipf, Gemüse der Saison u. a. von Ursula Klöpper aus Perlesreut, Eier vom Geflügelhof Pauli aus Hohenau, Getränke von der Genossenschaftsbrauerei Lang in Freyung, frisches Quellwasser aus dem Brunnen im Biergarten. Betty Pritzl, die zum Kapellenhof-Team gehört, ist die Marmeladen- und Kuchenfee, von der alle Gäste schwärmen. Und mit dem Gemüse aus den Hochbeeten rund um den Biergarten hat man für Gäste auch schon so manch lukullische Kostbarkeit gezaubert. Und nicht selten waren manche Kinder von Urlaubern erstaunt zu sehen und zu spüren, dass ein grüner Salat und eine Zucchini nicht aus dem Supermarkt um die Ecke kommen wie daheim.
Das Konzept setzt sich in der Einrichtung des Wirtshauses fort. Bänke, Stühle und Tische aus Holz versprühen wohlige einheimische Wärme. Bei vielen Möbeln in den Nebenzimmern handelt es sich um restaurierte Erbstücke. An den Wänden hängen Bilder, Fotografien von Künstlern aus der Umgebung, auf den Fensterbänken findet sich Literatur. Alles kann für den offenen Gast wie ein mentaler Aperitif wirken.
Hannelore Hopfer in einem der Nebenzimmer
Wirtshaus, Pension, Reitanlage
Seit nunmehr 23 Jahren kommt Hannelore Hopfer zum Kapellenhof. In den Ställen der Reitanlage stellte sie damals ihr junges Pferd unter, das auch heute mit 24 Jahren noch dort steht. Anfang 2013 kaufte sie den Kapellenhof. Und damit auch die Landwirtschaft, die sie verpachtet hat. Die Pension, deren Zimmer samt fantastischem Ausblick sie mit ihren vielen fleißigen Helfern modernisiert hat.
Bei den zahlreichen Reitausflügen in der idyllischen Landschaft am Kapellenhof reifte bei der Journalistin Hopfer immer mehr die Idee des eigenen Wirtshauses, des zu sich Kommens, der Kommunikation mit Menschen, eines Miteinanders in wohliger und heimeliger Umgebung. Einheimische wie Pferdenarren und Touristen wissen das Flair dieses speziellen Ortes mit den zwei eigenen Wasserquellen und die feine Küche zu schätzen.