Die Corona-Krise ist auch eine Herausforderung für die berufliche Ausbildung. Auf der einen Seite suchen die Unternehmen weiterhin händeringend nach Fachkräftenachwuchs, der wirtschaftliche Einbruch durch Corona hat daran nichts geändert. Auf der anderen Seite wird beispielsweise durch den Ausfall der Ausbildungsmessen die Suche nach neuen Azubis erschwert und gleichzeitig droht die Gefahr, dass aufgrund von Unternehmenspleiten Ausbildungsplätze verloren gehen. Um diesen Problemen zu begegnen, hat die IHK das Angebot ihrer Lehrstellen- und Praktikumsbörse aufgebohrt. Ab sofort kann über die Börse im Internet auch die Azubi-Übernahme abgewickelt werden. Karl Heinz Friedrich, Bereichsleiter Berufliche Bildung bei der IHK Niederbayern, erklärt die neue Funktion: „Unternehmen können in der Lehrstellenbörse einen Haken setzen, wenn sie dazu bereit sind, Azubis zu übernehmen, die ihre Ausbildung in einem anderen Betrieb begonnen haben. Da kann ein Ausbildungsplatzverlust im Zuge der Corona-Krise dahinterstecken, aber auch ein anderer Grund. Die Auszubildenden selbst finden in der Lehrstellenbörse einen prominent platzierten Button für den Fall, dass sie tatsächlich ihren Ausbildungsplatz verloren haben. Darüber werden sie direkt an einen passenden Ansprechpartner bei der IHK vermittelt, der dabei hilft, einen neuen Betrieb zur Fortsetzung der Ausbildung zu finden. Damit ist beiden Seiten geholfen.“
Friedrich nennt daneben als eine weitere Möglichkeit die sogenannte Verbundausbildung. Damit ist gemeint, dass ein Azubi den praktischen Teil seiner Ausbildung auf mehrere Ausbildungsbetriebe aufteilt. „Diese Lösung bietet sich an, wenn nicht alle Ausbildungsinhalte in einem Unternehmen vermittelt werden können, weil beispielsweise die Auftragslage des Betriebs in Pandemie-Zeiten schlecht ist und daher nicht alle Inhalte abgedeckt werden können“, sagt Friedrich. Ergänzt werde die Ausbildung in jedem Fall durch den theoretischen Unterricht an der Berufsschule.
Bereichsleiter Berufliche Bildung, Karl Heinz Friedrich
Eine Botschaft ist dem IHK-Experten mit Blick auf den Ausbildungsmarkt wichtig: „Die Ausbildungsbereitschaft der niederbayerischen Betriebe ist ungebrochen. Der Fachkräftemangel bleibt ein gewichtiges Problem für die Wirtschaft, Corona hin oder her. Allein der demografische Wandel sorgt dafür, dass sich die Problematik weiter verschärft – doch die Unternehmen sind auf den Fachkräftenachwuchs aus der beruflichen Schiene dringend angewiesen.“ Das beweisen laut Friedrich allein schon die Zahlen aus der IHK-Lehrstellenbörse: Für das laufende Jahr sind hier aus dem IHK-Bezirk Niederbayern weitere 721 offene Ausbildungsstellen gelistet, für 2021 bereits 109. Das komplette Angebot findet sich online unter: www.ihk-lehrstellenboerse.de Die Apps der Lehrstellenbörse für Android und iOS sind kostenlos in den entsprechenden Appstores verfügbar.