Auch die Caritasschule St. Elisabeth am Freyunger Zentrum für geistige Entwicklung ist durch den Lockdown seit März vor der Frage gestanden: Schule nach Hause bringen – wie soll das funktionieren?
„Wie jede Schule seit COVID-19. Aber bei uns liegt die Sache eben noch etwas anders“, so Ramona Moselewski. „Viele unserer Schüler lernen am besten mit allen Sinnen: eben durch Ausprobieren und Handeln. Sie brauchen beim Lernen individuell für sie erstellte Materialien. Zunächst meist auch viel Unterstützung. Häufig auch technische Hilfsmittel. Durch viel Üben können sie so ihre Aufgaben immer selbstständiger erledigen.“ Gerade das Selbermachen, Ausprobieren und das Sammeln von Erfahrungen mit den Lerngegenständen sind wichtige Grundsteine bei der sonderpädagogischen Förderung.
(v.li.): Lena Kern (Heilpäd. Förderlehrerin), Manuela Bauer (Individualbetreuerin) und Monika Gutsmiedl an der Gitarre (Erzieherin)
Learning by Doing
„Es gilt, über die Handlung zu veranschaulichen“, weiß die Studienrätin im Förderschuldienst. Aber wie soll das über die augenblicklich geltenden Kontaktbeschränkungen möglich sein? „Nicht nur für unsere Schüler und deren Eltern stellte das eine große Herausforderung, sondern auch für uns Lehrer und Betreuer“, beurteilt Rektor Ansver Sobtzick die letzten Wochen. Verschiedene Online-Angebote kombiniert mit Materialboxen, die den Schülern nach Hause gebracht wurden, haben sich im Laufe der Zeit bewährt. Am besten kamen bei den Kindern Videos an, die die Lehrkräfte und Betreuer von Schule und Tagesstätte für sie aufgenommen hatten. „Dabei wurden vielfältige Themen u.a. aus den Fächern Mathematik, Deutsch aber auch Sport aufbereitet“, beschreibt Barbara Schell, Studienreferendarin, den gegenwärtigen Unterricht. „Aber auch an festen Unterrichtsritualen, wie dem „Morgenkreis“, konnten die Schüler über Video-Stream zu Hause mitmachen. Auch besondere Spiele zur Sprachförderung und Gebärdenlieder stehen über Clips auf dem Programm. Zu den Videos erhalten die Schüler dann per E-Mail ihre Arbeitsaufträge, passende Arbeitsblätter und in den Materialkisten, die nötigen Gegenstände. „Diese Inhalte bereiten wir in eigens eingerichteten Lehrer-Teams für jede Klasse speziell vor. An Arbeit mangelt es uns durch Corona bestimmt nicht, ganz im Gegenteil!“, berichtete die stellv. Schulleiterin Julia Lorenz beim Interview durchs offene Bürofenster.
Lernpläne bieten den Schülern Orientierung bei der Bearbeitung. Absolutes Highlight für alle: die regelmäßige Videokonferenz der einzelnen Klassen. Hier freuen sich die Schüler jedes Mal, ihre Freunde wieder zu sehen. „Obwohl uns die Technik manchmal in Stich lässt, erleben wir so trotzdem virtuell schöne Momente gemeinsam: etwa beim gemeinsamen Musizieren. Ist fast ein bisschen wie Musikunterricht.“
Drehen ein Yoga-Video (v.li.): Barbara Schell (Studien-Referendarin), Monika Gutsmiedl (Erzieherin), Lena Kern (Heilpäd. Förderlehrerin) und Romana Moselewski (Studienrätin im Förderschuldienst).
Rück- und Ausblicke
Neue Ideen, Erfahrungen und virtuelle Möglichkeiten brachte der verordnete „Zwang“ zur Digitalisierung auch am Förderzentrum für geistige Entwicklung hervor. Lena Kern fasst es als heilpädagogische Lehrkraft zusammen: „Diesen Erfahrungsschatz werden wir weiterhin nutzen, sobald der Präsenzunterricht wieder möglich ist. Aber trotz unserer Versuche, Lerninhalte bestmöglich so zu vermitteln: Es gibt keinerlei digitale Alternative um Unterricht als soziales Geschehen zu ersetzen. Wir freuen uns, bald wieder mit unseren Schülern im ‚nicht-digitalem Klassenzimmer‘ gemeinsam lernen zu können!“