Um euch das Ehrenamt in den verschiedensten Bereichen auch etwas näher vorzustellen, habe ich mir zur Aufgabe gemacht, mich mit den unterschiedlichsten Menschen im Ehrenamt zu unterhalten. Wie schon vor einiger Zeit mit der Bergwacht Grafenau, möchte ich euch heute die Rettungshundestaffel des Bayerischen Roten Kreuzes in Passau vorstellen.
Dazu durfte ich mit Herrn Deml ein kurzes Interview abhalten. Er ist seit 2003 in der Rettungshundearbeit tätig und ist Staffelleiter in Passau. Diese Staffel wurde 2001 gegründet und ist ein Fachdienst des Bayerischen Roten Kreuzes des Kreisverbandes Passau.
Herr Deml, welche Aufgabe hat eine Hunderettungsstaffel?
Herr Deml: Die Aufgabe besteht darin, vermisste Personen im unwegsamen Gelände, zum Beispiel in Waldgebieten, zu suchen. Nach dem Auffinden der vermissten Person wird die Erstversorgung vorgenommen und anschließend wird die Person an den Rettungsdienst übergeben. Dabei unterstützen Feuerwehren und die Bergwacht die Einsatzkräfte der Suchteams bei Bergung und Abtransport. Der Einsatzschwerpunkt ist die Flächensuche.
Natürlich sollten Hund und Mensch ein paar Voraussetzungen mitbringen, wenn sie der Hundestaffel beitreten möchten. Von welchen Voraussetzungen sprechen wir da?
Herr Deml: Ja, beide sollten bestimmte Voraussetzungen mitbringen. So sollte der Mensch teamfähig, in Stresssituationen belastbar und körperlich fit sein. Außerdem muss er seinen Hund art- und tierschutzgerecht halten, ausbilden und führen. Ebenso muss auf jeden Fall der Zeitaufwand berücksichtigt werden. Das Training findet zwei- bis dreimal wöchentlich statt. Zum Beispiel jeden Sonntag von 10 bis ca. 17 Uhr das ganze Jahr über und bei jedem Wetter.
Der Hund muss von seinem Wesen her geeignet, temperamentvoll, lernfreudig, gut motivierbar, gesund und körperlich leistungsfähig sein. Er muss eine gute Nasenveranlagung mitbringen und unter Belastung "arbeiten". Ebenso ist ein gut entwickeltes Sozialverhalten sowohl innerartlich als auch gegenüber dem Menschen erforderlich.
Das Ehrenamt der Hunderettungsstaffel verlangt den Mitgliedern viel ab. Es muss viel trainiert und eine ausgeprägte Bindung zu seinem Vierbeiner hergestellt werden. Am Anfang wird das Team um Mensch und Hund natürlich dementsprechend ausgebildet. Wie funktioniert das genau?
Herr Deml: Um als Teammitglied bei der Rettungshundestaffel dabei sein zu können, muss der Mensch die Rotkreuzausbildung durchlaufen. Danach braucht man noch die Fachdienstausbildung Rettungshundearbeit. Der Inhalt dieser Fortbildung ist folgender: Kynologie, Orientierung (Karte, Kompass und GPS), Einsatztaktik Flächensuche, Trümmersuche, Mantrailing und Wassersuche, Erste Hilfe am Hund, Transport von Hunden, Rechtliche Bestimmungen, Geruchsverteilung, Unfallverhütung, Sicherheit im Einsatz und Organisation und Gliederung des Fachdienstes Rettungshunde. Dies ist verteilt auf zwei Wochenendausbildungen mit abschließender Prüfung.
Natürlich muss auch der Hund dementsprechend ausgebildet sein. Die Ausbildung erfolgt über reine Motivation des Hundes mit positiver Verstärkung. Es darf kein Zwang auf den Hund ausgeübt werden. Es wird das richtige Spielen mit Hunden gelernt, damit der Hund "Spaß" mit der Person hat, die er gefunden hat. Die Hunde sollen freudig, engagiert und selbstständig "arbeiten".
Er lernt in den verschiedensten Gebieten mit unterschiedlicher Vegetation, Menschengeruch zu orten und dann den gefundenen Menschen durch anhaltendes Bellen zu melden. Im Training wird ihm gelehrt, dass es das Tollste auf der Welt ist, Menschen zu finden. Die gefundenen Personen belohnen ihn mit Spiel und Leckerchen. Dies ist wichtig, denn - egal was passiert, ob die Person ängstlich, aggressiv oder leblos ist - der Hund soll so lange bei dem gefundenen Menschen langanhaltend bellend verweilen, bis der Hundeführer zu ihm kommt.
Das Ziel ist, dass das Tun an sich schon zur Bestätigung wird. Der Hund soll Spaß an der Sache haben. Rettungshund und Rettungshundeführer müssen ein Team werden.
Bei einem Ernstfall wird die Staffel durch Alarmierung an den Unfallort gerufen. Wie viele Personen und Hunde rücken hierbei aus?
Herr Deml: Bei einer Alarmierung rücken alle ausgebildeten Einsatzkräfte aus. Hunde dürfen nur mit einer gültigen Rettungshundeprüfung eingesetzt werden. Diese Prüfung ist vom Hund und Hundeführer alle zwei Jahre zu wiederholen. An diesem Prüfungstag müssen folgende Teilprüfungen, wie die Fachfragenprüfung vom Hundeführer, die Verweisprüfung, die Gehorsamsprüfung und die Flächensuchprüfung bestanden werden.
Zur Zeit rücken drei Teams (Hundeführer und Hund), ein Einsatzleiter und fünf Einsatzhelfer aus. Je nach Bedarf werden benachbarte Rettungshundestaffeln nachalarmiert. Wobei demnächst drei weitere Teams zur Prüfung gemeldet sind, aber wegen der aktuellen Lage keine Prüfungen stattfinden können.
Nun würde ich gerne noch etwas über Sie wissen. Wie sind sie auf das Ehrenamt gekommen und was gefällt Ihnen besonders gut?
Herr Deml: Aufmerksam wurde ich durch einen Zeitungsbericht, in dem Mitglieder für die Staffel gesucht wurden. Da habe ich mich gleich angesprochen gefühlt. Besonderes gefällt mir die Arbeit mit den unterschiedlichen Hunderassen, die Kameradschaft im Team und natürlich Menschen in Notsituationen zu helfen. Denn im Einsatz und auch so, wir sind Teamplayer.
Gibt es einen Einsatz, den Sie in besonderer Erinnerung haben?
Herr Deml: Jeder Einsatz ist für sich betrachtet beeindruckend und bleibt einem stets in Erinnerung. Ebenfalls werden alle Einsätze nachbesprochen und aufbereitet.
Sie sind Staffelleiter in Passau. Welche Aufgaben haben Sie als solcher?
Herr Deml: Da ich neben der Staffelleitung auch noch für die Einsatzleitung und die Ausbildungsleitung zuständig bin, ergeben sich viele Aufgaben, die sehr interessant sind und auch einige Zeit in Anspruch nehmen.
Der Staffelleiter ist für die Organisation, die Mittelbeschaffung, die Öffentlichkeitsarbeit, die zeitnahe Informationsweitergabe und die bedarfsgerechte Aus- und Fortbildung aller Mitglieder verantwortlich. Und da kommen noch sehr viele Aufgaben mehr dazu. Das heißt, da wird einem bestimmt nicht langweilig.
Ich bedanke mich recht herzlich für das Interview und die Zeit, die Sie sich für uns genommen haben, Herr Deml. Ich wünsche Ihnen immer einen erfolgreichen Einsatz und bedanke mich nochmal ganz herzlich bei Ihnen für den Einsatz, den Sie und ihr Team ehrenamtlich leisten.
Herzlichen Dank an alle Beteiligten!
Interesse?
Haben wir euer Interesse geweckt? Herr Deml und sein Team sind immer auf der Suche nach Unterstützung. Schaut gerne mal auf der Internetseite vorbei: www.rettungshunde-passau.de.