Die Wochen zwischen Fasching und Ostern sind normalerweise durch das Fasten geprägt. Die Einen verzichten ganz klassisch aufs Fleisch, die Anderen vielleicht stattdessen mal auf die Schokolade. Am 19. März allerdings ist der Josefitag – also das Hochfest des Hl. Josef und auch traditionell der Tag des Starkbieranstichs. Um den Tag herum finden zahlreiche Starkbierfeste statt, so auch das Starkbierfest in Großarmschlag am 7. März 2020, sowie das Grafenauer Starkbierfest, das am 12. März 2020 in Haus i. Wald gefeiert wurde.
Von 2018 auf 19 müssen die Großarmschläger erstaunlich brav gewesen sein, weil eine Fastenpredigt ausfallen konnte. Aber jetzt war das Maß wieder übervoll und Bruder Markus wurde, wie sogar ein Videobeweis belegte, aus seiner nicht ganz so stillen Klause geholt und über die jüngsten Verfehlungen aufgeklärt.
Filmmitschnitt des Starkbierfestes in Großarmschlag (Grafenau/Niederbayern) vom Samstag, den 7. März 2020 mit dem Prediger Markus Trauner. Geschrieben wurde die Predigt von Daniela Röckl und Alex Ritzinger.
Doch was steckt eigentlich hinter den traditionellen Starkbierfesten? Woher kommt der Brauch? Tatsächlich lässt er sich auf die Paulaner-Mönche vom Kloster Neudeck ob der Au zurückführen, die ab 1634 selbst Bier brauten. Aufgrund einer Ordensregel durften sich die Mönche in der Fastenzeit auch nur sehr karg ernähren und legten daher besonders Wert auf das „flüssige Brot“. Seit 1651 gab es jedes Frühjahr ein besonders starkes Bier zu Ehren des Ordensgründers – es ist bekannt unter den Namen „Sankt-Vater-Bier“ oder dem späteren „Salvator“. Im Laufe der Zeit wurde das Bier auch verkauft, um die ärmere Bevölkerung zu unterstützen und etwas Geld für das Kloster zu generieren.
Bieranstich durch "Rita Hagl-Kehl" beim Grafenauer Starkbierfest 2019
Ab dem 18. Jahrhundert wurde es Brauch, dass der bayerische Kurfürst zum Starkbieranstich am 2. April eingeladen wurde und den ersten Krug bekam. Kurfürst Maximilian III. Joseph gestattete im Jahre 1751 den öffentlichen Bierausschank an diesem Tag, der spätere Kurfürst Karl Theodor erlaubte den Paulanern ab 1780 den ganzjährigen Bierausschank. 1799 allerdings wurde das Kloster aufgehoben und im Zuge der Säkularisation das Klosterbräuhaus enteignet.
Im Jahre 1813 kaufte der Bräu Franz Xaver Zacherl allerdings das Gebäude und machte es damit zur bürgerlichen Brauerei. Durch ihn bekam der Zacherlweg vom Nockherberg seinen Namen, denn durch ihn lebte die Starkbiertradition fort. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts führte man den Anstich schon im März durch und verlängerte dadurch die Starkbierzeit. Es wurde auch üblich, dass Gstanzlsänger und Volksschauspieler auftraten. 1891 gab es die erstmals bekannte Salvatorrede, auf die sich heutige Reden, in der Politiker „derbleckt“, also aufs Korn genommen werden, zurückführen lassen.
Der Mitschnitt des Grafenauer Starkbierfestes in fünf Teilen.
Der Starkbieranstich auf dem Nockherberg ist wohl der bekannteste in ganz Bayern. Er beginnt traditionell mit der Ankunft der geladenen Gäste, dazu gehören Politiker*innen, verschiedene Brauereibesitzer*innen oder auch Schauspieler*innen. Kernstück des Abends ist das „Derblecken“ und das Singspiel, das die politische Situation in Deutschland beschreibt.
Aber auch das Grafenauer Starkbierfest hat es da in sich: Die politische Situation und die treibenden Kräfte dahinter werden ganz selbstverständlich auch a „bissl“ aufs Korn genommen – schließlich stand da die Wahl kurz bevor und „dann griachans wieda außa vo ehrane Löcha“ (Starkbierrede: Armin Krause). Der Musikverein Schlag, der Theaterverein Grafenau und zahlreiche Helfer haben auf alle Fälle dafür gesorgt, dass das sechste Starkbierfest in Folge wieder ein lustiger und anregender Abend für alle war. Und wer nicht dabei war, kann sich mit den Videos das Festl zu sich nach Hause holen.