Bis auf den letzten Platz gefüllt war das Fürstenzimmer in Schloss Wolfstein zur Lesung aus dem Briefwechsel Alfred Kubins mit Schriftstellern und Künstlern. Die stellvertretende Landrätin, Renate Cerny, freute sich über die vielen Besucher und begrüßte die Gäste. Die Veranstaltung war gewissermaßen als Abschlussveranstaltung der Ausstellung „Kubin und der Böhmerwald“ gedacht. Kreisheimatpfleger Karl-Heinz Reimeier und der Mythenforscher Jakob Wünsch trugen die Texte vor. Abwechselnd übernahmen sie die Rolle Kubins. Äußeres Kennzeichen des Rollenwechsels war das Überreichen der karierten Jacke, begleitet von kurzen musikalischen Sequenzen Karl-Heinz Reimeiers auf dem Akkordeon. Jeder Kubin-Kenner weiß, was es mit diesem Kleidungsstück auf sich hat – für Nichteingeweihte wurde das Rätsel gegen Ende der Veranstaltung gelöst: Die karierte Jacke ist sozusagen das Markenzeichen des Künstlers – er trägt sie auf vielen Fotos.
v.l. Jakob Wünsch, Museumsleiterin Marina Reitmaier-Ranzinger, Karl-Heinz Reimeier
Als erstes wurden Texte aus der Korrespondenz mit seinem Freund, dem Schriftsteller Siegfried von Vegesack vorgetragen. Ihn hatte er bei seinen vielen Aufenthalten in Waldhäuser bei Reinhold und Hanne Koeppel kennengelernt. Vegesack wohnte sozusagen in der Nähe, da er sich in der Burg Weißenstein bei Regen niedergelassen hatte. Tief verbunden fühlte Kubin sich mit dem Schriftsteller und Nobelpreisträger Hermann Hesse und so wurde als nächstes aus dieser Korrespondenz gelesen. Eine enge Freundschaft verband Kubin auch mit Hans Fronius, der neben Kubin als bedeutendster österreichischer Grafiker und Illustrator gilt. Dieser Briefwechsel spiegelt zum Teil das Verhältnis „Meister“ – „Jünger“ wieder. Fronius war um einiges jünger als Kubin und er wandte sich an den Meister Kubin, der ihn in seinem Schaffen bestärkte. Abschließend schlüpfte Jakob Wünsch wieder in die Rolle Kubins und las aus dessen Briefen an die Koeppels in Waldhäuser.
v.l. Karl-Heinz Reimeier, stellv. Landrätin Renate Cerny, Jakob Wünsch, im vollbesetzten Fürstenzimmer
Thematisch bewegte sich die Korrespondenz zwischen Kunst, Literatur, Krankheit und Tod, aber auch die Liebe und das Zeitgeschehen kamen zur Sprache. Besonders gut konnten dabei die Zuhörer verfolgen, wie der Ton zwischen Kubin und seinem Briefpartner mit der Zeit immer vertrauter wurde.
Nach der Lesung hatten die Besucher die Gelegenheit, sich noch die Ausstellung über Kubin in der Galerie Wolfstein anzusehen, bevor das Museum und die Galerie ab 27. Januar in die Winterschließzeit gingen. Geöffnet hat das Haus wieder zu Beginn der Osterferien ab 4. April 2020 mit einer Ausstellung über den Glaskünstler Erhard Köck.