Es ist kurz nach acht Uhr am Morgen. Im Laden brennt noch kein Licht, aber beim Betreten klingelt es und nach einem kurzen Moment kommt Edith Vater-Schubert hereingerauscht. Sie ist schon seit ein paar Stunden auf den Beinen und hat sich um ihre Nudeln gekümmert. Edith Vater-Schubert hat nämlich den Online-Shop my-nudel.de ins Leben gerufen und bietet dort und auch in ihrem Flagship-Store in Grafenau hausgemachte, vegane Nudeln an. Die Auswahl ist riesig, das erkennt man auch schnell vor Ort, wenn man von zahlreichen bunten Verpackungen und verschiedenen Nudelsorten umgeben ist.
Blick in den Laden von Edith Vater-Schubert
Neben bekannten Sorten wie Dinkel- und Linsennudeln reihen sich viele andere Besonderheiten daneben, wie zum Beispiel Lupinen-, Kastanien- und Kamutnudeln. Die Nudeln von Edith sind übrigens bereits in ganz Europa gefragt, selbst Sami Khedira ist hier Kunde. Beliebt sind die veganen Spezialitäten auch, weil sie rein in Papierverpackungen verkauft und verschickt werden. Nicht nur, um Plastikmüll zu vermeiden, sondern weil die Nudeln in Papier besser atmen können, erklärt Edith.
Doch wie entstand die Idee für dieses Vorhaben überhaupt?
Der Grund dafür ist eigentlich recht traurig – Ediths Ehemann, der vorher hier in Grafenau eine Bäckerei geführt hatte, wurde ein Pflegefall und starb 2010. Die Bäckereifiliale konnte Edith alleine nicht weiterführen, aber eine Rente von knapp 300 Euro reichte vorne und hinten nicht zum Leben. Weil die beiden schon vorher ab und an Dinkelnudeln selbst hergestellt hatten, griff Edith diese Idee auf und führte sie weiter. Dass dieses Vorhaben so erfolgreich sein würde, hatte sie selbst nicht gedacht. Neun Jahre später führt sie my-nudel mit vier Angestellten zusammen und hat sich einen wunderbaren Betrieb aufgebaut. 100 kg pro Tag könnten sie übrigens je nach Nudelsorte herstellen.
Doch wie entstehen diese speziellen Sorten eigentlich? Es sind nämlich alles eigene Rezepte und vor allem „rumprobieren“, wie die Inhaberin erklärt. Die veganen und glutenfreien Nudeln bestehen nämlich nur aus zwei Zutaten: Wasser und dem entsprechenden Mehl. Die Mischung macht’s dann, aber es kann schon gut sein, dass der Teig dafür auch mal nicht gelingt. Für die verschiedenen Mehle hat Edith auch verschiedene Produzenten, gute Qualität ist hier durchaus wichtig. Das bemerken schließlich auch die Kunden. Für den Geschmack ist aber auch ein ganz wichtiger Faktor die Lufttrocknung, die bis zu zwei Tage dauern kann. Da kümmert sich die Chefin auch gerne selbst darum.
Nudeln bei der Lufttrocknung
Dazu muss man auch sagen, dass Edith sowieso schon im Geschäft lebt, ihre Privaträume inkl. Geschäftsbüro befinden sich nämlich nur einen Stock über den Räumen für Verkauf und Herstellung. Aber wie sie durch den Laden führt und die Herstellung erklärt, merkt man gleich, wie viel Spaß und Leidenschaft hinter dem erfolgreichen Projekt stecken.
Das ganze Wissen zu den Nudeln und zur Herstellung hat sich Edith übrigens selbst beigebracht und bei den ganzen Fachbegriffen und Erklärungen kommt man als Laie fast nicht mit. Aber es macht irgendwie glücklich, zu sehen, wie die Frau aus diesem Schicksalsschlag etwas so Großes geschaffen hat. Ihr persönlicher Favorit sind übrigens die Hartweizennudeln. Wer also mal wieder nach Grafenau kommt, kann jederzeit in den Laden kommen und sich die verschiedenen Nudelsorten vor Ort anschauen und vielleicht die ein oder andere Sorte mit nach Hause nehmen.