Alle Jahre wieder… wird kurz vor Silvester über die Feuerwerkstradition debattiert. Gängige Themen sind dabei die fragwürdige Sicherheit, liegengebliebener Müll und seit neuestem insbesondere die Feinstaubbelastung. In so mancher Innenstadt wurde bereits zu Böller- und/oder Raketenverboten für Privatpersonen gegriffen. Oftmals gibt es allerdings fachmännischen Ersatz durch ein von Pyrotechnikern geplantes und angezündetes Feuerwerk. Diese ausgebildeten Menschen sollen dem griechischen Wort nach die Kunst, „techne“ ein Feuer „pyr“ zu zünden, verstehen.
Florian Steinbauer aus Grafenau ist solch ein ausgebildeter Pyrotechniker und gibt uns kurz vor Silvester einen kleinen Einblick in die Kunst, mit Feuerwerkskörpern eine leuchtende Geschichte an dunkle Nachthimmel zu zaubern. Der gelernte Fachinformatiker arbeitet zwar hauptberuflich als IT-ler in München, doch seine Feuerwerkspassion lebt er vor allem hier im bayerischen Wald aus, wo sie vor vielen Jahren mit seinem Vater an den Silvesterabenden begann. Bereits 2016 begann er an den letzten Tagen des Jahres kleinere Feuerwerke in Grafenau zu verkaufen. Seine Kunden schätzen insbesondere sein großes Fachwissen und kommen schon von Wien hierher, um sich beraten zu lassen. Da er auch selbst als Pyrotechniker zu Geburtstagen, Hochzeiten oder anderen Feierlichkeiten je nach Wunsch ein kleineres oder größeres Spektakel in den Nachthimmel zu zaubern weiß, so kennt er die breite Produktpallette in und auswendig. Je nach Budget hilft er seinen Kunden vor allem kurz vor Silvester, ein für ihre Ansprüche optimales Feuerwerk zusammenzustellen. Zwar darf er gemäß den Schutzvorschriften nicht den ganzen Laden mit Feuerwerkskörpern vollstellen, doch sein absolut sicheres Lager in einem alten Bunker ist bis oben vollgefüllt.
Steinbauer zeigt mit diesem Verbundfeuerwerk ein Highlight seiner Silvesterangebote
Neben den althergebrachten Einzelraketen und Böllern lagern hier insbesondere die beliebten Verbundfeuerwerke für den Verkauf an Privatpersonen und natürlich seine Profifeuerwerke. Beim Anblick dieser großen Menge dachte ich nicht nur an die großartigen Effekte um Mitternacht, sondern doch auch an den Müll, der dadurch produziert wird. „Das Aufräumen am nächsten Morgen ist Ehrensache und gehört einfach dazu“, so Steinbauer ganz pragmatisch, „am besten ist es die leeren Batterien und Raketen über Nacht ausrauchen zu lassen, dann kann man am nächsten Tag völlig ungefährdet die Reste wegräumen.“ Achja, ausrauchen, da kommt dann auch der nächste Gedanke der in den Medien zunehmend auftauchenden Feinstaubbelastung auf. Laut der Deutschen Umwelthilfe (DU) sollen zu Silvester 5.000 Tonnen Feinstaub quasi in die Luft geschossen werden. Vermutlich liegt bei dieser gigantischen Zahl aber – mal wieder – ein Rechenfehler mit dem Gewicht vor, wie mir Steinbauer erklärte. Tatsächlich werden laut dem Verband der pyrotechnischen Industrie (VPI) lediglich rund 10.000 Tonnen Nettoexplosivmasse verkauft (laut den Berechnungen der DU wären es ganze 20 Millionen Tonnen) und so ergibt sich nach Schätzungen vom Geschäftsführer des VPI Klaus Gotz „ca. 10 Tonnen Feinstaub PM10 durch Feuerwerk“. Zwar wird in den Medien oft ein Vergleich zu den Verbrennungsmotoren gezogen, doch Steinbauer erklärte mir auch, dass der Feinstaub aus Feuerwerkskörpern aufgrund seiner Eigenschaft der schnellen Wasserlöslichkeit wesentlich unbedenklicher ist. Erst kürzlich gab es dazu in Innsbruck einen Streit zwischen dem Bürgermeister, der die Feuerwerke an Silvester ganz verbieten wollte und der dortigen Wirtschaftskammer. Letztere stellte in ihrer Gegendarstellung sogar die These auf, dass dieser Feinstaub den Boden düngen würde, da überwiegend wasserlösliche Salze freigesetzt werden, die zur Mineralisierung beitragen würden. „Bewiesen ist das noch nicht,“ so Steinbauer, „aber es ist durchaus eine Theorie, die man neben den negativen Einflüssen auch verfolgen müsste.“ Für das nächste Jahr hat ein Hersteller gar Feuerwerkskörper angekündigt, die weniger Feinstaub freisetzen sollen. Bereits dieses Jahr aber setzt Steinbauer auf Klimaneutralität: „Wir schießen alle Feuerwerke klimaneutral durch Kompensation der CO2-Emissionen. Das realisieren wir durch die Unterstützung diverser Klimaprojekte.“
Schaufenster in Grafenau mit bereits abgebrannten Feuerwerken
Steinbauer setzt sich durchaus mit den Diskussionen über die negativen Auswirkungen von Feuerwerken auseinander und versucht nicht mit Scheuklappen seiner Leidenschaft nachzugehen. So hat er ganz bewusst neben sogenannten „Jugendfeuerwerken“ für den jüngeren Nachwuchs auch besonders leises Feuerwerk im Angebot – das wieder erwarten gar nicht wesentlich teurer ist – und das mit geringer Knallwirkung (ohne Zerlegerknall) eventuell empfindliche Personen im Publikum oder Tiere im näheren Umkreis schont. „Letztens durfte ich an einem See ein Feuerwerk anzünden. Ich habe vorsorglich versucht die in der Nähe schwimmenden Enten zu verscheuchen, doch die ließen sich auch von der Knallerei nicht aus der Ruhe bringen und sind munter weitergeschwommen,“ so Steinbauer. Er erzählte auch von seiner Katze, die an Silvester stets am Fenster saß und versuchte die bunten Lichter mit der Pfote zu fangen. Vielleicht überträgt sich die Freude am Feuerwerk oder die negative Einstellung der Tierbesitzer weit mehr auf die Tiere, als man manchmal glauben möchte.
Steinbauer mit einer Kugelbombe - Highlight einer Pyro-Show
Wenn er unter dem Jahr als Pyrotechniker unterwegs ist dann hat er nicht nur seine Profiausrüstung dabei, sondern muss sich im Vorfeld um einige Angelegenheiten kümmern. Neben der Anzeige bei der Gewerbeaufsicht informiert er auch die Anwohner, die sich aber meist einfach darüber freuen. Anders als bspw. bei größeren Sehenswürdigkeiten ist hier ein Feuerwerk eben doch etwas Besonderes und viele verfolgen gerne das künstlich an den Nachthimmel gezauberte Lichterspektakel, das idealerweise mit einem einzigartigen Finale endet.
Kleiner historischer Hintergrund:
In Europa soll es bereits 1379 mit einer funkensprühenden Taube zu Pfingsten in Florenz das erste Feuerwerk gegeben haben, aber erst 1506 wurde unter Maximilian I. – während des Reichstags zu Konstanz – das erste „richtige“ und historisch belegte Feuerwerk über dem Bodensee entzündet. Der Brauch, ein solches Feuerwerk an Silvester zu zünden, ist alt und neu zugleich: Schon die Germanen entzündeten große Feuer zum Jahreswechsel und versuchten mit ohrenbetäubendem Getöse die bösen Geister zu vertreiben. Doch erst seit dem beginnenden 20. Jahrhundert ist die Pyrotechnik soweit fortgeschritten, dass eine Massenproduktion und damit der Verkauf an die breite Bevölkerung möglich wurde.
UNSER SPECIAL:
In Kooperation mit Pyrotechnik Steinbauer verlosen wir 2x das Verbundfeuerwerk "Show Power", damit ihr das "alte" Jahr gebührend verabschieden und das neue ausgelassen begrüßen könnt.