Seit 2014 breitet sich die Afrikanische Schweinepest (ASP) von Osteuropa immer weiter nach Westen aus.
Vor kurzem wurde das Virus erneut bei Wildschweinen in Polen nachgewiesen, nur 40 Kilometer von der deutschen und nur rund 300 Kilometer von der bayerischen Grenze entfernt. In den Grenzregionen ist man sich des Risikos der Afrikanischen Schweinepest deshalb bewusst und will auf einen eventuellen Ausbruch bestmöglich vorbereitet sein, so auch im Landkreis Freyung-Grafenau. Kürzlich fand deshalb, unter der Leitung von Mitarbeitern des Landratsamtes, eine weitere Übung zur Bergung eines Wildschweinkadavers statt.
Mit dem Fall im Westen von Polen und den Ausbrüchen in Ungarn (westlich von Budapest) und Belgien gibt es aktuell drei ASP-Vorkommen, die jeweils ungefähr 300 Kilometer von der bayerischen Grenze entfernt liegen. Die Entfernung des neuen polnischen Falles ist damit genauso groß wie der Sprung, den die Seuche innerhalb Polens gemacht hat. Die Seuche kann über hunderte Kilometer mit dem Menschen „mitreisen“, bereits ein weggeworfenes Wurstbrot kann ausreichen. Das Risiko des Einschleppens des Virus durch Wildschweine gilt als sehr hoch. Sie könnten das Virus über weggeworfene Nahrung, wie Wurstsemmeln, aufnehmen, die das Virus enthalten und andere Wild- und Hausschweine anstecken. Insofern ist ein Seuchenausbruch jederzeit und in jedem Jagdrevier mit Schwarzwildvorkommen auch in Deutschland und Bayern möglich. Auch im Landkreis könnte es jederzeit zu einem Ausbruch kommen.
Die Afrikanische Schweinepest (ASP) führt sowohl bei Haus- als auch bei Wildschweinen zu einer schweren Erkrankung, die für die Tiere fast immer tödlich endet. Da es weder Impfstoffe noch Arzneimittel zur Bekämpfung des Virus gibt, müssen infizierte Hausschweine getötet werden, um eine weitere Verbreitung des Virus zu verhindern. Für Menschen ist das Virus ungefährlich. Vor allem für die Schweinehalter im Landkreis wäre eine Infektion ihrer Tiere mit ASP jedoch eine ernste Bedrohung für ihre Betriebe, da sie jeweils ihren gesamten Bestand verlieren. Im Falle des Auftretens von ASP können eine Vielzahl von Maßnahmen nötig werden, wie z.B. ein Jagdverbot oder auch eine verstärkte Bejagung, Betretungsverbote, weiträumige Einzäunung eines Gebietes mit Strom- und Duftzäunen, verstärkte Fallwildsuche oder ein Verbot von Freilandhaltung von Schweinen. Die zu treffenden Maßnahmen könnten auch Spaziergänger, Urlauber oder Schwammerl-Sammler treffen, falls Waldgebiete wegen der Seuche nicht betreten werden dürfen.
Im Übungsszenario war einer der „Kadaver“ im abschüssigen Gelände abgelegt, um die Bergung bei erschwertem Zugang direkt am Bach zu üben. Auch die weiteren Schritte wie Ort Beprobung, Verpackung in den Leichensack und Abtransport der „Kadaver“ wurden direkt vor Ort durchgeführt.
Die jetzt durchgeführte Übung zur Bergung zweier Wildschweinkadaver im Bereich Bannholz/Freyung ist ein wichtiger Teil eines umfangreichen Notfallplans für den Fall eines Ausbruches der Schweinepest im Landkreis. Geborgen wurden zwei Attrappen, einer in Frischlingsgröße und eine etwas größere Attrappe (Überläufer). Organisation und Leitung der Übung hatte die Leiterin der Abteilung Veterinärwesen und gesundheitlicher Verbraucherschutz (Veterinäramt) am Landratsamt Freyung-Grafenau, Dr. Tanja Degner, übernommen. Sie zeigte sich mit dem Verlauf äußerst zufrieden: „Zusammenfassend kann man sagen: Das Ziel der Übung wurde in allen Belangen erreicht. Wir haben beide Kadaver sicher geborgen und die Fundstelle wie im Ernstfall desinfiziert. Wir haben aber natürlich auch wieder einiges gelernt. Die Erkenntnisse fließen jetzt in unsere Pläne für den Ernstfall ein.“ Auch für Thomas Thunreiter, Leiter der Abteilung für Katastrophenschutz am Landratsamt, war der Probelauf ein Erfolg: „Die Übung hat weitere wertvolle Erkenntnisse geliefert. Mit jeder solchen Übung sind wir besser auf mögliche Szenarien vorbereitet.“ Die leitende Rolle bei der Übung hatte das Veterinäramt als zuständige Fachabteilung, der Katastrophenschutz hatte eine beobachtende und unterstützende Funktion eingenommen. Beim Aufsuchen des Kadavers unterstützte Jäger Josef Nußer mit seinem Jagdhund Siri die Mitarbeiter des Landratsamtes. Dr. Degner betonte im Nachhinein vor allem die hervorragende Zusammenarbeit mit allen Beteiligten: „Ohne die Unterstützung aller Beteiligten hätte diese Übung nicht so reibungslos ablaufen können.“
Auf den Praxis- folgte ein Theorieteil in dem die Maßnahmen nach einem fiktiven Ausbruch der Seuche im Landkreis Deggendorf durchgespielt wurden. Dabei ging es unter anderem um Überlegungen zur Kadaversuche: Wo sucht man? Wie viele und welche Leute braucht man dafür? Wo sammelt man die Kadaver?
Um einer weiteren Verbreitung der ASP entgegenzuwirken, sind aber nicht nur die Fachleute und weitere Übungen gefragt. Alle Bürger sind angewiesen, Essensreste, z.B. an Raststätten entlang der Autobahnen, nicht achtlos wegzuwerfen, da diese als Tiernahrung dienen können und dadurch eine Verbreitung des Virus fördern. Für weitere Auskünfte steht das Veterinäramt Freyung-Grafenau unter der Tel. 08551/57-380 zur Verfügung.