Psychische Krisen können jeden treffen, wie gesund oder psychisch stabil ein Mensch auch vorher war. Was aber passiert in einer Familie, wenn Mama oder Papa psychisch krank werden oder sind? Wie wirkt sich das auf die Kinder aus? Wie und wo kann man Hilfe bekommen? Und was kann man von außen dazu beitragen, dass die Kinder möglichst wenig unter der Situation leiden müssen? Diese Fragen wurden auf dem Fachtag „Kinder psychisch kranker Eltern“ am Landratsamt Freyung-Grafenau gestellt und beantwortet. Organisiert hatten den Fachtag die Koordinierende Kinderschutzstelle am Landratsamt. Gekommen waren Fachkräfte aus den Kindergärten, Tagesmütter sowie Experten aus den Beratungsstellen des Landkreises. Als Referenten waren ein Kinderneurologe und drei Psychologinnen und Psychologen vor eingeladen, um die Fragen der Fachkräfte zu beantworten.
Was tun, wenn psychische Krisen und Brüche Eltern und Familien treffen, das war die Kernfrage beim Fachtag „Kinder psychisch kranker Eltern“ am Landratsamt Freyung-Grafenau. Die Veranstalter und Referenten freuten sich über den großen Zuspruch (von links): der Leiter des Amtes für Kinder und Familie, Thomas Seidl, Christian Schropp, Leitender Arzt des Sozialpädiatrischen Zentrums (SPZ) an der Kinderklinik Passau, Moderatorin Martina Kirchpfening, Nadja Rauter, Psychologin an der Kinderklinik, Kornelia Orlob, Psychotherapeutin am SPZ, die Organisatorinnen Katrin Schätzl, Elisabeth Hullard-Pulstinger und Landrat Sebastian Gruber.
„Das Leben ist nicht immer nur leicht, manchmal gibt es Brüche, Stolpersteine, die Menschen aus dem Tritt bringen. Wenn solche Krisen und Brüche Eltern und Familien treffen, wenn es auf einmal alles zu viel wird, dann ist Hilfe nötig und wichtig“, fasste Landrat Sebastian Gruber den Hintergrund des Fachtages zu Beginn zusammen. Gruber betonte, wie wichtig die Arbeit der Koordinierenden Kinderschutzstelle sei. Die Koordinierende Kinderschutzstelle am Landratsamt habe seit zehn Jahren die Familien im Blick, die Unterstützung brauchen und helfe dabei, Kindern aus diesen Familien ein gesundes Aufwachsen zu ermöglichen.
In letzter Zeit waren Katrin Schätzl und Elisabeth Hullard-Pulstinger von der Kinderschutzstelle bei ihrer Arbeit vermehrt auf psychisch erkrankte Eltern getroffen. Dabei kamen immer wieder ähnliche Fragen auf: „Wir und unsere Kolleginnen in den Kindergärten und Fachstellen haben uns gefragt: Wie helfen? Wo hinschicken? Was am besten machen?“, erklärt Schätzl. Deshalb habe man beschlossen, den Fachtag zum Thema ins Leben zu rufen.
Und das Angebot scheint einen Nerv getroffen zu haben. Mehr als hundert Fachkräfte aus den Kindergärten, Tagesmütter sowie Experten aus den Beratungsstellen des Landkreises waren gekommen, um sich zum Thema zu informieren.
Viele interessierte Fachkräfte aus den Kindergärten, Tagesmütter sowie Experten aus den Beratungsstellen des Landkreises lauschten den Referenten im großen Sitzungssaal des Landratsamtes.
Nach einführenden Worten von Landrat Gruber und der Moderatorin Martina Kirchpfening war es Steffen Schulz, Leiter der Beratungsstelle für psychische Gesundheit des Kreiscaritasverbandes Freyung-Grafenau, der als erster Referent einen Überblick über häufige psychische Erkrankungen bei Erwachsenen und Eltern gab.
Schulz warb dafür, viel Verständnis für psychisch kranke Eltern und Erwachsene aufzubringen, Sie nicht zu verurteilen. Er informierte die Teilnehmer über Anlaufstellen im Landkreis wie Ärzte, Beratungsstellen und Kliniken. Zum Abschluss wünschte sich Schulz, dass die Hürde für psychisch Kranke niedriger würde, Hilfen anzunehmen. Kornelia Orlob, Psychotherapeutin am Sozialpädiatrischen Zentrums (SPZ) an der Kinderklinik Passau, erläuterte die Auswirkungen psychischer Erkrankungen auf das System Familie. Die Psychologin Nadja Rauter, ebenfalls von der Kinderklinik Passau. Sie zeigte – anhand von Beispielen - auf, mit welchen Strategien Kinder darauf reagieren, wenn sie mit einem psychisch kranken Elternteil aufwachsen. Bei Christian Schropp, Leitender Arzt des Sozialpädiatrischen Zentrums (SPZ) an der Kinderklinik Passau, ging es um das Thema Resilienz. Er sprach darüber, wie man Probleme in den Familien erkennen kann, wie die Kinder darauf reagieren, wie man Hilfe anbieten kann, wo die Eltern und die Familie als Gesamtsystem Hilfe finden können.
Zufrieden mit den Ergebnissen des Fachtages und dem großen Zuspruch zeigten sich zum Abschluss die Organisatorinnen Katrin Schätzl, Elisabeth Hullard-Pulstinger und der Leiter des Amtes für Kinder und Familie, Thomas Seidl. „Es ist schön zu sehen, dass sich so viele Fachkräfte im Landkreis für dieses wichtige Thema interessieren.“