Wo andere in Not sind und Hilfe brauchen, sind sie zur Stelle. Egal zu welcher Tages- und Nachtzeit - sie sind einsatzbereit. Ihre Aufgabe: Helfen und bergen in unwegsamem Gelände, egal ob Mensch oder Tier.
Die Rede ist natürlich von der Bergwacht.
Ich habe mich mit dem Bereitschaftsleiter der Bereitschaft Grafenau, Harald Keller, und Dr. Silvia Deigentesch über ihre Aufgaben und alles andere Wichtige über das Ehrenamt der Bergwacht unterhalten.
Der Heli landet auf einem Sportplatz.
Die Bergwacht ist in Deutschland eine Untergesellschaft des Bayerischen Roten Kreuzes. In Bayern unterstützen etwa 4.200 ehrenamtliche Bergwachtmänner und -frauen den Rettungsdienst. Laut des Bayerischen Roten Kreuzes benötigen etwa 13.000 Menschen Hilfe durch die Ehrenamtlichen. Umgerechnet sind das mehr als 35 Menschen pro Tag. In den Sommermonaten werden hauptsächlich Wanderer gerettet, im Winter sind es dann Wintersportler wie Alpinfahrer, Schneeschuhwanderer oder Langläufer. Das bestätigt die Dringlichkeit solcher Einrichtungen und vor allem auch der Menschen, die sich dafür einsetzen.
"Herzlich Willkommen sind alle, die gerne draußen und am Berg unterwegs sind und mindestens 16 Jahre alt sind", erzählt mir Herr Keller, "leider ist es schwierig, in unser schnelllebigen Zeit noch Leute für ein Ehrenamt zu begeistern." Nachdem ein Eignungstest im Sommer und Winter absolviert wurde, ist man ein Anwärter. Dann werden in Bad Tölz, im Zentrum für Sicherheit und Ausbildung der Bergwacht Bayern, viele weitere Kurse absolviert. Hubschrauber Einsätze, Bergen an der Felswand und sogar eine Kältekammer mit bis zu -30 Grad Celsius stehen auf dem Programm. "Die Ausbildung in der Notfallmedizin ist wohl der intensivste Punkt der Ausbildung, da nicht immer bei Einsätzen ein Notarzt mit an der Unfallstelle ist", so Dr. Deigentesch.
Wieder konnte ein Einsatz erfolgreich beendet werden.
Durch Piepser werden die Einsatzkräfte der Bergwacht durch die Integrierte Leitstelle an den Einsatzort gerufen. "Vermisstensuchen sind eigentlich immer die schwerste Aufgabe und dazu wird auch bei solchen Einsätzen, das meiste Personal benötigt", erklärt Frau Dr. Deigentesch. Hier wird natürlich ganz eng mit der Feuerwehr, Polizei und gegebenenfalls der Hundestaffel zusammen gearbeitet. Das Gelände ist oft unwegsam, steil und mit den Einsatzfahrzeugen nicht zu erreichen. Das Versorgen und Abtransportieren in unwegsamem Gelände bis zu befestigten Straßen ist dann erst mal Aufgabe der Bergwacht. "Das kann mit der Gebirgstrage, mit dem Akja oder mit dem Motorschlitten samt Nachläufer geschehen, wobei die Retter auf Ski, Schneeschuhen oder ganz normal zu Fuß, je nach Jahreszeit und Gelände unterwegs sind. Die Bergung kann aber auch mit dem Heli passieren. Wichtig ist dabei natürlich immer das Wohl des Verunglückten", so der Bereitschaftsleiter.
Am 1. Dezember 1946, also kurz nach der Kriegszeit, wurde die Bereitschaft in Grafenau gegründet. Damals waren viele Leute in großen Notlagen. Durch einige Gebirgsjägerkameraden wurde damals die Bereitschaft Grafenau ins Leben gerufen, da sie viele Notleidende gesehen hatten und vielleicht auch oft hilflos waren. Nach der Kriegszeit suchten dann auch viele etwas Ruhe in den Bergen. So begann die Ära Bergwacht in Grafenau und ist mittlerweile nicht mehr wegzudenken.
Um die personelle Lage und auch die Einsätze in dem großen Gebiet, das vom kleinen Rachel bis zur Felswanderzone, Buchberger Leite und nach Zenting reicht, stemmen zu können, haben sich die Bereitschaften Wolfstein und Grafenau zum Einsatzleitbereich Nationalpark zusammengeschlossen. Harald Keller erklärt mir: "Die beiden Bereitschaften wechseln sich monatlich mit dem Einsatzleiter ab. Der diensthabende Einsatzleiter muss 24 h einsatzbereit sein. Was eine sehr große Aufgabe ist. Mindestens zwei Personen sollten ausrücken und das ist eben nicht immer ganz einfach, da sich der Bergwachtler auch innerhalb 2 Minuten am Funk melden muss, egal zu welcher Uhrzeit." Um für den Ernstfall bereit zu sein, muss viel geübt werden. „Es gibt zwei Mal im Jahr eine große Einsatzübung. Einmal in den Wintermonaten und einmal im Sommer. Je nach Jahreszeit wird die entsprechende Versorgung und das Abtransportieren des Verunglückten geübt“, erläutert Deigentesch.
Beide loben Einheimische und Urlauber bei Einsätzen und erzählen, nur positive Erfahrungen gemacht zu haben. "Gaffer wie auf Autobahnen hatten wir noch nie. Auch wurden wir noch nie persönlich angegriffen, ganz im Gegenteil. Die Leute halten Abstand und bieten uns sogar ihre Hilfe an. Das freut mich persönlich sehr", lobt der Bereitschaftsleiter. Das bestätigt auch Frau Dr. Deigentesch: „Die Resonanz bei der Bevölkerung ist sehr positiv – auch wenn es um finanzielle Unterstützung geht.“
Der Rettungshubschrauber wird von einem Bergretter eingewiesen.
Wer sich jetzt für die Aufgabe als Bergwachtler interessiert, kann sich gerne unter 0152 08619561 melden. Die Experten der Bergwacht bilden dich aus, damit du selbst ein Experte wirst.