Wer schon einmal etwas von Goethe oder Schiller gehört hat, kennt sicher auch den Namen ihrer Heimatstadt Weimar. Sie ist lediglich um etwa 13000 Einwohner größer als Passau und hat trotzdem eine herausragende Rolle in der deutschen Geschichte der letzten 250 Jahre gespielt. Sie ist ein kulturelles Zentrum unseres Landes, eine Art Brennpunkt der Kreativität. Hier lebten große Köpfe aus verschiedenen Bereichen der Kunst, wie Bach, Goethe, Schiller, Liszt oder Anna Amalia scheinbar Tür an Tür. Auch politisch war der Ort früher von großer Bedeutung. Er war nicht nur die Landeshauptstadt Thüringens, sondern auch Gründungsort der Weimarer Republik, der ersten demokratischen Staatsform auf deutschem Boden. Nicht zu vergessen ist hier als Negativbeispiel jedoch auch die NS-Zeit, in der das Konzentrationslager Buchenwald - nur wenige Kilometer von der Innenstadt entfernt - auf einem nahegelegenen Berg errichtet wurde.
Wie jedes Jahr machte sich die Q11 des Gymnasiums Freyung daher auf die Reise nach Nordosten, um die Stadt persönlich kennenzulernen. Durch die gute Verkehrslage auf der Autobahn verging unsere Anreise wie im Flug, sodass wir inklusive einer Mittagspause an der Raststätte Frankenwald nur etwa sechs Stunden brauchten. Unsere Unterkunft, das Jugendgästehaus „Maxim Gorki“, lag im Süden der Stadt in einem Vorort und war zweckmäßig eingerichtet. Nachdem wir hier unsere Betten bezogen und unsere Koffer abgestellt hatten, ging es auch schon los mit der Erkundungstour durch Weimar.
Zuerst führten uns unsere Lehrer zur Fürstengruft auf dem alten Friedhof. Hier liegen diverse wichtige Persönlichkeiten der Stadt in einem unterirdischen Raum begraben. Die Vorstellung, gerade neben einem Sarg zu stehen, in dem Goethes Gebeine liegen, war irgendwie seltsam, aber doch auch spannend zugleich. Danach gingen wir Richtung Innenstadt, wo wir eine professionelle Führung bekamen. Hierbei wurden uns nicht nur viele wichtige Orte der Stadt gezeigt, wie etwa der Park an der Ilm, das Goethe-Schiller-Denkmal, das Stadtschloss und natürlich der Frauenplan, ein Platz an dem Goethe einst wohnte, sondern wir bekamen auch zahlreiche interessante Fakten und Geschichten über Weimar zu hören. Am Ende der Führung war es bereits dunkel geworden und wir wurden in den Abend entlassen. Wir hatten nun also noch Zeit, die Stadt auf eigene Faust zu erkunden. Manche Schüler gingen essen, andere kauften Souvenirs und wieder andere gingen lieber zurück in unsere Jugendherberge, um sich auszuruhen.
Am nächsten Morgen ging es nach dem Frühstück direkt weiter. Wir wurden in kleinere Gruppen aufgeteilt und besichtigten dann in jeweils unterschiedlicher Reihenfolge drei wichtige Museen. Meine Gruppe besuchte zuerst das Bauhausmuseum, welches erst in diesem Jahr eröffnet wurde. Hier lernten wir allerhand über die Arbeiten des Bauhauses und die Künstler, die es hervorbrachte. Danach ging es nach einer kleinen Zwischenmahlzeit am Wochenmarkt weiter zum Goethemuseum, an das auch sein ehemaliges Wohnhaus angeschlossen ist. Hier erfuhren wir viel über sein Leben, seine Werke und seine Reisen sowie über das Haus, in dem er lebte, an sich. Dass man dieses mit einem Audioguide durchschreiten kann, ist natürlich ein klarer Pluspunkt für das Museum. Zudem bringt es einem näher, wie das wohlhabendere Bürgertum zu seinen Zeiten lebte. Gleich im Anschluss suchten wir das Schillerhaus auf, wo uns eine richtige Führung mit Tourguide erwartete. Da er bedeutend ärmer als Goethe war, war auch sein Haus weniger prunkvoll und weitaus kleiner, was jedoch nicht zwingend negativ ist. Mir persönlich hat dieses Haus beispielsweise deutlich besser gefallen, da man hier noch heute den Eindruck hat, jemand würde tatsächlich hier leben und wäre nur während der Führung nicht da. Es wirkt also viel authentischer und weniger wie ein Museum, unter anderem auch deshalb, weil wir live erzählt bekamen, wie Schiller hier lebte und was er wo wann tat. Nach der Tour hatten wir erneut bis etwa acht Uhr Freizeit, allerdings ging es dann nicht zurück in unsere Unterkunft, sondern zum Marktplatz von Weimar.
Die Q11 des Gymnasiums Freyung auf den Spuren von Schiller und Goethe in Weimar.
Hier fand sich das absolute Highlight des Tages, nämlich das Cranachhaus, in dem das „Theater im Gewölbe“ zuhause ist. Wir schauten uns das Theaterstück „Johann Wolfgang (74) und Ulrike (19) – Goethes letzte Liebe“ an. Über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten, doch meiner Meinung nach ist dieses 90-minütige Stück wirklich sehenswert. Es ist gut geschrieben, unterhaltsam und der auf einer wahren Begebenheit basierende Stoff ist gut aufgearbeitet. Zudem ist die Atmosphäre im Cranachhaus ziemlich ansprechend und gemütlich.
Am Mittwoch neigte sich unsere Klassenfahrt dem Ende zu. Wir standen also auf, packten unsere Koffer, frühstückten noch und saßen dann auch schon wieder im Bus. Jedoch ging es nicht direkt nach Hause, sondern vorher noch zum Konzentrationslager Buchenwald. Dieses liegt mitten in einem Waldgebiet am Ettersberg und bereits die Zufahrtsstraße mit dem gruseligen Namen „Blutstraße“ zeugt noch heute von der damaligen Grausamkeit des Regimes. Diese mussten die Gefangenen nämlich selbst bauen. Wir besichtigten hier nicht nur die Überreste der Baracken und den Appellplatz, sondern auch Todeszellen und das Krematorium des Lagers. Dass es eisig kalt und der Himmel dem November entsprechend grau war, unterstrich die bedrückte Stimmung, die der Besuch bei vielen auslöste. Gegen 12:00 Uhr bestiegen wir dann erneut den Bus, um unsere Heimreise anzutreten, die um kurz nach 18:00 Uhr in Freyung endete.
Als Fazit kann man sagen, dass jeder Weimar einmal gesehen haben sollte, da die Stadt trotz ihrer vergleichsweise geringen Größe für alle etwas zu bieten hat, was sich durch ihre wechselhafte Geschichte erklären lässt. Ob man nun wegen der Geschichte, Kunst oder der Kultur in die Stadt kommt, spielt dabei keine Rolle. Wenn man solche Dinge interessant findet, kommt man hier voll auf seine Kosten und daher gebe ich eine klare Reiseempfehlung!