Vor drei Jahren hat die Bayerische Staatsregierung angekündigt, in Freyung ein Trainingszentrum für Spezialeinheiten der Bayerischen Polizei zu errichten. Mittelfristig sollten dort auch neue Polizeianwärter aus- und Vollzugsbeamte fortgebildet werden. Der FDP-Landtagsabgeordnete Alexander Muthmann vermisst jedoch bei der Umsetzung des Projektes die nötige Entschlossenheit. Der Politiker, Mitglied im Ausschuss für kommunale Fragen, innere Sicherheit und Sport, hat deshalb in der vergangenen Woche verschiedene Standort in Bayern besucht, um sich selbst ein Bild von der Situation zu machen und zu erfahren, wie der hohe Personalbedarf gedeckt wird, der mindestens noch bis 2025 anhält. Sein Fazit nach der Rundreise: „Im Bereich der Ausbildung sind die notwendigen Kapazitäten vorhanden, nicht aber bei der Fortbildung. Hier besteht erheblicher Nachholbedarf.“
In Ainring-Mittenfelden im Landkreis Berchtesgadener Land befindet sich das zentrale Fortbildungsinstitut der Bayerischen Polizei (BPFI) mit rund 12 000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern pro Jahr aus ganz Bayern. Derzeit entstehen dort für 16,5 Millionen Euro eine neue Sporthalle, ein Trainingszentrum und ein neuer Seminarbereich. Die Einrichtung platze aus allen Nähten, stoße räumlich und personell an ihre Kapazitätsgrenzen, berichteten Peter Holzner, der Chef des BPFI, und Peter Auer, Leiter des Fachbereichs Informationsmanagement. „Fast jeder Standort in Bayern hat weitere Bauwerke dazubekommen, um den Ausbildungsbedarf bewältigen zu können“, sagten auch die Gesprächsteilnehmer in Nabburg. Dies waren Ludwig Härtl, der Abteilungsführer der Bereitschaftspolizei Sulzbach-Rosenberg, sein Stellvertreter Roland Gaßner, Helmar Termer, Leiter der Außenstelle Nabburg, Markus Wallner vom Sachbereich Einsatz, Organisation und Dienstbetrieb sowie Personalratsvorsitzender Manfred Butz.
MdL Muthmann und seine Gesprächspartner bei der Bereitschaftspolizei Nabburg: Außenstellenleiter Helmar Termer, Ludwig Härtl, Abteilungsführer Sulzbach-Rosenberg, Personalratsvorsitzender Manfred Butz, Markus Wallner vom Fachbereich Einsatz, Organisation und Dienstbetrieb sowie stellvertretender Abteilungsführer Roland Gaßner (v.l.).
Die Bereitschaftspolizei in Nabburg, eine Außenstelle des Standorts Sulzbach-Rosenberg, ist 1998 auf dem Gelände des Bundesgrenzschutzes entstanden. Dieser sollte abgezogen werden, wogegen sich die Bevölkerung massiv wehrte und Ersatz verlangte. Der Freistaat Bayern erwarb damals zwei Drittel der Fläche vom Bund und pachtete das letzte Drittel. Diese Grundstücke würden dringend für weitere Maßnahmen gebraucht, doch seien Verhandlungen zwischen Bund und Land bisher erfolglos verlaufen, wurde bedauert. Davon betroffen sei auch das Trainingszentrum, welches das Polizeipräsidium in Regensburg auf dem Gelände plane. Dort sollten Polizeibeamte aus der nördlichen Oberpfalz Szenarien üben, für die im Alltag keine Zeit sei und die Voraussetzungen fehlten.
Die BePo in Nabburg habe sich aus kleinen Anfängen zu einer stattlichen Einrichtung entwickelt. Der Polizeiberuf boome. „Wir geben bis 2025 Vollgas bei der Ausbildung“, erklärte Leitender Polizeidirektor Ludwig Härtl. Als Gründe für den hohen Personalbedarf nannte er unter anderem die große Zahl an Ruhestandsabgängern und die innere Sicherheit mit neuen Herausforderungen. Derzeit werden in Nabburg rund 600 junge Menschen zu Polizisten und Polizistinnen ausgebildet; der Frauenanteil liegt bei 30 Prozent. Um sie alle unterbringen zu können, wurden auf einem früheren Parkplatz zwei neue Häuser in Modulbauweise errichtet, die schon ein halbes Jahr nach Baubeginn bezugsfertig waren. Außerdem entstand ein Verwaltungsgebäude mit Lehrsälen und Lehrerbüros.
Auf dem Weg über das Gelände ergaben sich immer wieder kurze Gespräche mit angehenden Polizisten und Polizistinnen. Sie sind in vier Ausbildungsseminare eingeteilt, die aus jeweils sechs Klassen mit durchschnittlich 26 Azubis bestehen. „Wir haben 24 Klassen da“, fasste Helmar Termer zusammen, der Leiter der Außenstelle Nabburg. Ein Ausbildungstag beginnt um 7 Uhr und endet um 16.25 Uhr. Dann sei aber noch lange nicht Schluss. Die jungen Leute müssten auf Klausuren lernen oder trainieren, um die Vorgaben im Sport zu erfüllen. Als Erfolgsmodell wurde die modulare Ausbildung bezeichnet, die 2006 in Sulzbach-Rosenberg als Pilotprojekt begonnen hat. Seitdem sind Theorie und Praxis miteinander verzahnt; Praktikum I dauert einen Monat, Praktikum II drei Monate. Die Rückmeldungen aus den Inspektionen seien durchwegs positiv, berichtete Helmar Termer, der als Anspruch an die Azubis formulierte: „Wir wollen Persönlichkeiten, die man draußen brauchen kann!“
Daniel Pröbstl, Projektleiter beim Bayerischen Zentrum für besondere Einsatzlagen, zeigt MdL Muthmann am Leitstand, wie Videokameras und Mikrofone alle Bewegungen aufzeichnen.
Rettungskräfte aus allen Organisationen üben gemeinsam
In Windischeschenbach in der nördlichen Oberpfalz besichtigte Alexander Muthmann das neue Bayerische Zentrum für besondere Einsatzlagen, das am 13. Dezember 2019 offiziell eröffnet wird. Rettungskräfte aus den verschiedenen Organisationen sollen sich hier gemeinsam auf extreme Situationen wie Terroranschläge, Amokläufe, Geiselnahmen oder Explosionen vorbereiten können. Das Bayerische Rote Kreuz hat dieses BayZBE im Gewerbepark mit großer Unterstützung des Staates auf den Weg gebracht. Dieser übernimmt 90 Prozent der Investitions- und Betriebskosten, berichtete Daniel Pröbstl, der Geschäftsführer der Betreibergesellschaft BayZBE-gGmbH. Zu ihr haben sich das Rote Kreuz, der Arbeiter-Samariter-Bund Bayern, die Johanniter-Unfall-Hilfe und der Malteser Hilfsdienst zusammengeschlossen.
Daniel Pröbstl hat das Projekt von Anfang an mitgeplant und betreut. Von der Grundsatzentscheidung des Ministerrats bis zur Fertigstellung dauerte es drei Jahre, von 2016 bis 2019. Eine leerstehende Halle wurde mit neuester Technik so ausgebaut, dass verschiedene Szenarien realitätsnah nachgestellt werden können, ein Attentat auf ein Café oder ein Klassenzimmer zum Beispiel. Die Übungsteilnehmer tragen Sensoren; Videokameras und Mikrofone zeichnen alle Bewegungen in Bild und Ton auf, geben sie an Monitore auf dem Leitstand weiter, wo sie auf Computern gespeichert und für Nachbesprechungen abgerufen werden. „Ich erwarte mir für das BayZBE einen ähnlichen Drive wie ihn das Bergwachttrainingszentrum in Bad Tölz von Anfang an erlebt“, sagte Daniel Pröbstl.