Seit einigen Wochen gibt es im Pflegewohnheim Rosenium in Spiegelau zusätzlich zu den üblichen Visiten auch digitale Visiten. Freitags – pünktlich um 12:30 Uhr – verbinden sich Dr. med. Frauke Haberer oder ihr Mann Dr. med. Karl-Heinz Haberer aus ihrer Gemeinschaftspraxis in Spiegelau digital per Videokonferenz mit Matthias Schiller, dem Pflegedienstleiter im Wohnheim. Die digitale Visite soll nach ersten positiven Erfahrungen künftig einmal pro Woche zusätzlich zum normalen Arztbesuch stattfinden, um die medizinische Betreuung im Seniorenwohnheim noch effektiver zu gestalten.
Der Arzt kann sich direkt mit den Pflegern im Heim verbinden – und umgekehrt. Während der Arzt vor seinem Bildschirm in der Praxis sitzt, kann sich das Pflegepersonal mit einem tragbaren Tablet von jedem Wohnheimzimmer aus verbinden. Pflegeheimkraft und Hausarzt können sich so in Echtzeit über den aktuellen Gesundheitsstand eines Heimbewohners austauschen und über Medikation, Therapie und chronische Wunden sprechen. Darüber hinaus lassen sich auch Vitalparameter wie Sauerstoffsättigung, Blutdruck, Puls und Herzrhythmus vom Patienten direkt an den Hausarzt übermitteln.
Das zusätzliche Angebot einer digitalen Visite am Freitag bietet für alle Beteiligten Vorteile. Der Arzt kann seine routinemäßige Visite besser planen und vieles bereits im Vorfeld abklären. So bleibt ihm mehr Zeit für die eigentliche Behandlung der Patienten. Das Personal des Pflegewohnheimes kann den Rat des Arztes einholen. „So können noch vor dem Wochenende dringliche Fragen zum Gesundheitszustand des einen oder anderen Heimbewohners geklärt und zum Teil unnötige Krankenhauseinweisungen am Wochenende vermieden werden“, betont Annette Reimeier, Einrichtungsleitung im Rosenium Pflegewohnheim Spiegelau.
v. l.: Haben bisher nur positive Erfahrungen mit der Visite per Videokonferenz gemacht: Leiterin des Technologie Campus Grafenau Prof. Dr. Diane Ahrens, Pflegedienstleiter Rosenium Spiegelau Matthias Schiller, Dr. med. Frauke Haberer, Einrichtungsleiterin Rosenium Spiegelau Anette Reimeier, Dr. med. Karl-Heinz Haberer, Bürgermeister Karlheinz Roth
Die Hausarztpraxis Dres. Haberer nutzt schon seit längerem Videokonferenzen, um mit den speziell für Hausbesuche ausgebildeten VERAHs (Versorgungsassistentinnen in der Hausarztpraxis) in audiovisuellen Kontakt zu treten. Eine bessere Zusammenarbeit zwischen den Versorgungsassistentinnen bei einem Patientenbesuch und dem Hausarzt in der Praxis ist deutlich zu erkennen. Eine durch Telemedizin unterstützte Behandlung bietet mehr Qualität, Entlastung und Zeitersparnis für alle Beteiligten. Diese Möglichkeit einer besseren medizinischen Versorgung ersetzt den persönlichen Kontakt zu einem Arzt selbstverständlich nicht. Sie wirkt dort ergänzend, wo der direkte Kontakt nicht zwingend erforderlich ist.
Die Tele-Visiten werden wissenschaftlich begleitet vom Technologie Campus Grafenau, einer Forschungseinrichtung der Technischen Hochschule Deggendorf. Dies geschieht im Rahmen des vom bayerischen Gesundheitsministerium geförderten Projekts MeDiLand. Das Projekt untersucht, wie Telemedizin die medizinische Versorgung auf dem Land verbessern kann.