Wie ist die Stimmung bei den Landwirten nach dem erfolgreichen Volksbegehren Artenvielfalt „Rettet die Bienen“? Wie wirkt sich die geplante Umstrukturierung der Landesanstalt für Landwirtschaft aus? – Mit diesen Fragen waren die FDP-Landtagsabgeordneten Alexander Muthmann aus Freyung und Christoph Skutella aus Weiden in das Lehr-, Versuchs- und Fachzentrum (LVFZ) sowie die Akademie für Ökologischen Landbau Kringell gekommen. Die Antworten gaben kommissarischer Leiter Helmut Konrad der Chef des LVFZ Almesbach, und Matthias Lippl, Fachbereichsleiter für die Schweinehaltung.
Die Bauern fühlten sich zu Unrecht an den Pranger gestellt, weil sie für Dinge verantwortlich gemacht würden, die sie nicht zu verantworten hätten. Sie vermissten die Wertschätzung der Bevölkerung. Landwirte seien bei aller Betroffenheit aber immer auch kreativ. „Wir vollziehen die Agrarwende. Was noch fehlt, ist der Verbraucher, der bereit ist, an der Ladentheke den Preis für ökologisch erzeugte Lebensmittel zu zahlen“, stellte Helmut Konrad fest. Die Deutschen gäben im Durchschnitt zehn Prozent ihres Monatseinkommens für Lebensmittel aus, bei den Italienern sei es das Doppelte. „Jetzt sind die Konsumenten am Zug“, waren sich auch Alexander Muthmann und Christoph Skutella einig.
Vorsichtige Annäherung: MdL Alexander Muthmann vor einem Kälberstand.
Der geplante Neustrukturierung der Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL), zu der auch die Einrichtungen in Kringel und Almesbach gehören, sieht Helmut Konrad gelassen entgegen. Nach einem Beschluss der Bayerischen Staatsregierung vom Juli 2016 soll in Ruhstorf im Landkreis Passau eine LfL-Zweigstelle entstehen, um die 700 Arbeitsplätze auszugleichen, die mit dem Abzug von Siemens weggefallen sind. Jetzt sollen 200 LfL-Beschäftigte aus dem Großraum München und von den Standorten, die über ganz Bayern verteilt sind, nach Ruhstorf wechseln. Im Fall Kringell seien es 1,8 Arbeitskräfte. „Die gleichen Ziele, aber weniger Leute. In den vergangenen 20 Jahren haben wir ohnehin schon 20 Prozent abgebaut“, beschrieb Konrad die aktuelle Situation. Er ist aber zuversichtlich, durch Umschichtungen innerhalb der Abteilung so viel Geld einzusparen, dass die Leute bleiben können. „Der neue rechtliche Rahmen gibt uns die Möglichkeit, in Teilen privatwirtschaftlich zu agieren. Im Vergleich untereinander sehen wir, wo die Schwächen und Stärken liegen und können die Stellschrauben entsprechend anziehen“, sagte Konrad und zitierte den Spruch eines schwedischen Möbelhauses: „Entdecke die Möglichkeiten.“
Bulle Harry ist in jeder Hinsicht ein Schwergewicht. Davon überzeugten sich MdL Christoph Skutella, Christian Ofenbeck, Fachberater für Rinderhaltung, MdL Alexander Muthmann, Matthias Lippl, Fachbereichsleiter für Schweinehaltung, und Helmut Konrad, Chef des LVFZ Almesbach, der vorübergehend auch für Kringell zuständig ist.
Das Lehr-, Versuchs- und Fachzentrum Kringell ist auf ökologischen Landbau spezialisiert. Im Mittelpunkt steht die Bildung. Junge Menschen werden auf den Beruf des Landwirts oder der Landwirtin vorbereitet; Studierende der Agrarwissenschaften erhalten hier eine praktische Ausbildung. Der Betrieb verfügt über eine Fläche von 172 Hektar, davon werden rund 150 Hektar landwirtschaftlich genutzt, erfuhren die Abgeordneten bei ihrem Rundgang durch den Betrieb. Die 70 Kühe geben überdurchschnittlich viel Milch: 8 500 Liter pro Tier und Jahr, stellte Christian Ofenbeck, der Fachberater für Rinderhaltung, zufrieden fest. In konventionell wirtschaftenden Betrieben liege der Jahresdurchschnitt bei 8 000 Litern, in Biobetrieben bei 6 000. „Wir liegen 30 Prozent über dem Schnitt“, lautete das Fazit des Experten.
„Wir wollen, dass es den Tieren gut geht und das hat seinen Preis“, erklärte Helmut Konrad. Ein Beispiel: Ein Platz in einem neuen Stall sei mit 12 000 Euro veranschlagt. „Ein Vollerwerbsbetrieb mit 80 Kühen muss dann in ein solches Vorhaben eine Million Euro investieren“, rechnete Konrad vor. Dieses Geld könne der Bauer nur über den Markt wieder erwirtschaften und dafür brauche er die Unterstützung der Verbraucher. Das Beispiel erkläre auch, warum Landwirte nicht von heute auf morgen von der konventionellen auf ökologische Landwirtschaft umsteigen könnten. Der Trend zu Öko sei aber unverkennbar.