In Eging am See jagen die Teilnehmer der Krimiwanderung einen berüchtigten Wilddieb aus dem 19. Jahrhundert.
In seinem karierten Jacket, in Knickerbockern und mit Schiebermütze auf dem Kopf sieht Wanderführer Helmut aus wie aus der Zeit gefallen. Mitten im Eginger Wald entrollt er einen Steckbrief: „1,64 Meter groß, untersetzt, braune Haare, Gesichtsfarbe: gesund, Zähne: mangelhaft“, liest er vor. 300 Mark Belohnung sind ausgesetzt. Gesucht wird Josef Sattler, ein gefährlicher Wilddieb, der sich nach seinem Ausbruch aus dem Gefängnis in den Wäldern um Passau versteckt. Neben Helmut steht der Kommissar im Trenchcoat und nimmt einen Zug aus seiner Pfeife. „Augen auf!“, mahnt er die Gruppe „Und keine Alleingänge!“. Als die Wanderer losmaschieren, um den Gesuchten zu finden, ruft Helmut „Bleib’s beieinand!“ Diese geflügelten Worte schallen in den nächsten zwei Stunden öfters durch den Wald.
Das Krimiwandern findet heuer zum zweiten Mal statt und wird von der Arge Ilztal & Dreiburgenland in Eging am See und Hutthurm veranstaltet. Eigentlich wollte man damit Urlauber in die Region locken. Doch die kommen oft gar nicht zum Zuge. Denn bei Einheimischen ist das Stück „Aufg’scheicht“ - geschrieben vom Zwiesler Autor Eberhard Kreuzer - so beliebt, dass es kurz nach Veröffentlichung der Termine schon ausverkauft ist.
Besonders interessant ist die Geschichte, weil sie einen authentischem Hintergrund hat: Ende des 19. Jahrhunderts war der ‚Sattler Sepp’ der wohl berühmteste Wilderer seiner Zeit. Er stammte aus einer wohlhabenden Bauernfamilie und wilderte ohne Not. Für die Obrigkeit war er schwer zu fassen, weil ein Teil der Bevölkerung ihn als Volksheld verehrte und ihm Unterschlupf und Verpflegung gewährte.
In Eging werden die Open-Air-Szenen von der Theatergruppe Aicha vorm Wald e.V. gespielt. Die Wanderung führt - 6,5 Kilometer hügelauf und –ab um den Eginger See. Unterwegs knistert es im Gebüsch, mal hört man ein Wehklagen wenn die Gruppe auf einen ‚angeschossenen’ Polizisten trifft. Oder die krächzende Stimme von Walburga, der Kräuterhexe, die den Wilddieb verteidigt. Lautstark verspotten zwei Waldarbeiter die Gruppe, weil sie glauben, dass der Sattler viel zu schlau ist, um sich fangen zu lassen. Dargestellt werden sie von den Bürgermeistern Georg Hatzesberger (Aicha vorm Wald) und Helmut Willmerdinger (Tittling).
Plötzlich knallt ein Schuss durch den Wald. „Keine Alleingänge“! mahnt der Kommissar noch einmal. Wenig später steht die Gruppe dem Gesuchten gegenüber. Vorbei ist die Geschichte um den Sattler Sepp aber noch lange nicht...
Infos unter: www.aufgscheicht.de