Der Eintritt der Pflegebedürftigkeit bedeutet für Betroffene und deren Angehörige einen tiefen Einschnitt und stellt diese vor große Herausforderungen. Durch das Bayerische Teilhabegesetz I wurde die Zuständigkeit für die Hilfe zur ambulanten Pflege von den Landkreisen und kreisfreien Städten auf die bayerischen Bezirke übertragen. Im Oktober 2018 hatte sich der Sozialausschuss des Bezirks für eine Vor-Ort-Beratung ausgesprochen, die seit Anfang des Jahres umgesetzt wird. Nicole Bayer wird als Pflegeberaterin der Sozialverwaltung niederbayernweit Pflegebedürftige und ihre Angehörigen in den verschiedenen Landkreisen informieren – in Form von Bürgersprechstunden vor Ort in Landratsämtern oder Rathäusern und im Rahmen von Telefonberatungen.
Ob es um die Pflege daheim, im Heim oder in alternativen Wohnformen geht – im Rahmen der vertraulichen und individuellen Pflegeberatung erfahren Betroffene, welche Leistungen ihnen im Rahmen der Sozialhilfe zustehen. Darüber hinaus gibt es Informationen etwa zum Elternunterhalt, der Überleitung von Ansprüchen oder dem Einsatz und der Verwertung von Vermögen. In besonderen Fällen – wie beispielsweise bei eingeschränkter Mobilität des Ratsuchenden – sind auch Hausbesuche möglich. Termine können unter der Telefonnummer 0871 97512-450 oder per E-Mail an pflegeberatung@bezirk-niederbayern.de vereinbart werden. Nicole Bayer startet in Straubing-Bogen. Die restlichen Landkreise folgen Schritt für Schritt. Die exakten Termine werden jeweils in der Tagespresse bekanntgegeben.
Stefan Singer vom Referat für Bauangelegenheiten des Bezirks führte durch das neue Gebäude der Sozialverwaltung und erläuterte den Verlauf der Bauarbeiten, im Bild rechts Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich.
Neubau der Sozialverwaltung liegt voll im Plan
Mitte September beginnt der Umzug der Sozialverwaltung in den Neubau in Landshut-Schönbrunn – fast gegenüber in unmittelbarer Nähe zu Hochschule, Sparkassenakademie und Agrarbildungszentrum. Die Referate sollen in Etappen in die neuen Räumlichkeiten ziehen – quasi bei laufender Arbeit. Die Mitarbeiter werden ihre Telefonnummern behalten. Der Neubau wurde für rund 200 Mitarbeiter geplant. Das Gebäude hat vier Stockwerke und eine Gesamtnutzfläche von gut 5.700 Quadratmetern. Nach Angaben des Projektleiters Stefan Singer, stellvertretender Leiter des Referats für Bauangelegenheiten, liegen die Arbeiten im Plan und der vom Bezirksausschuss genehmigte Kostenrahmen von 19,14 Millionen Euro wird voraussichtlich sogar leicht unterschritten. Trotz überwiegend europaweiter Ausschreibungsverfahren gingen fast 80 Prozent der Bauaufträge mit einem Gesamtvolumen von rund 14,5 Millionen Euro an niederbayerische Firmen.
Mit 442,9 Millionen Euro fließen in diesem Jahr fast 90 Prozent des Verwaltungshaushalts in die soziale Sicherung (2018: 423,6 Millionen Euro). Die Ausgaben für die Hilfe zur Pflege und die Eingliederungshilfe haben sich seit 2014 um insgesamt fast 111 Millionen Euro erhöht. Auch haben die Bezirke 2018 die Hilfen im Rahmen der ambulanten Pflege von den Landkreisen und Städten übernommen. Hierfür sind im Haushaltsplan über drei Millionen Euro vorgesehen. Im Zuge wachsender Aufgaben und Fälle (rund 30 000 in diesem Jahr) hat sich die Mitarbeiterzahl in der Sozialverwaltung binnen zehn Jahren fast verdoppelt. Heute sind rund 180 Beschäftigte in fünf Referaten tätig.
Bei einer Pressekonferenz stellte Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich (Mitte) das Konzept der Pflegeberatung vor. Im Bild (v. r.): Stefan Singer, stv. Leiter des Referats für Bauangelegenheiten, Pflegeberaterin Nicole Bayer und Hermann Baier, stv. Leiter der Sozialverwaltung
Bezirkstagspräsident Dr. Heinrich zu den Herausforderungen der Zukunft
Und der Personalbedarf wird künftig weiter wachsen. Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich: „Der Bezirk wird zurecht als Sozialparlament bezeichnet. Und Landshut ist die zentrale Anlaufstelle für viele tausende Menschen in Niederbayern die Hilfe suchen.“ Heinrich sagte, die Herausforderung werde es sein, das bestehende soziale Netz auch in Zukunft weiter knüpfen zu können – nicht nur personell, sondern auch finanziell. Ob die Bezirksumlage der Landkreise und kreisfreien Städte auch weiterhin für eine gute monetäre Ausstattung des Bezirks sorge, sei von der konjunkturellen Situation abhängig. So trage der Landkreis Dingolfing-Landau dank der bislang prosperierenden Autokonjunktur und der glänzenden Entwicklung von BMW bislang überproportional zum Bezirkshaushalt bei.