Seit zwei Jahren präsentiert die Ferienregion Nationalpark Bayerischer Wald regelmäßig die ‚Botschafter des Bayerischen Waldes’: Charakterköpfe deren Lebensgeschichten eng mit dem Bayerischen Wald verbunden sind. Einer von ihnen ist Wildtierflüsterer Wolfgang Schreil aus Bodenmais.
So wie er, beobachten nur wenige die Natur. Stundenlang sitzt er nahezu bewegungslos auf einem Stein und schaut in den Wald. Derweil bastelt eine Spinne in Ruhe ihr Netz an seinem Waidler-Hut. Wolfgang Schreil, bekannt als ‚Woid Woife’ ist Tierschützer, Naturfotograf, Buchautor. Manche nennen ihn den Wildtierflüsterer. Er liebt die Natur über alles. Der 43-jährige ist ein Bär von Mann mit dunklem Vollbart, sanften Augen und einer tiefen Stimme. Auf seinem Lieblingsberg nahe seinem Heimatort Bodenmais kennt er jede Fichte und womöglich auch jeden Vogel. Früher hat er manchmal am Gipfel übernachtet. „Hier spürst du die Freiheit - es ist ein Traum! Manchmal könnt’ ich vor Glück Rotz und Wasser heulen“, schwärmt er. Schon als kleiner Pimpf stromerte er gern allein durch die Wälder. „Meine Mutter hat mir die Ehrfurcht vor jedem Lebewesen gelehrt. Hätte jeder Respekt vor dem Leben, wäre die Welt wieder ganz einfach“, vermutet der 120 Kilogramm schwere Niederbayer. Früher nannte er sich „Bayerwaldbär“ und gehörte zu den 24 stärksten Männern der Welt. Als „Strongman“ zog er in Wettkämpfen Lastwagen, schulterte Baumstämme und hievte 250 Kilogramm schwere Steine - bis er aus gesundheitlichen Gründen damit aufhören musste. Glücklich gemacht hat ihn diese Plackerei ohnehin nicht. Zufriedenheit fand er erst in seinem späteren naturnahen Beruf als Totengräber.
Mit viel Geduld fotografiert Woife Tiere in der Natur, hier einen Rehbock
Die Natur gibt ihm Ruhe und Kraft. Jeder sollte sich einfach mal in den Wald setzen - am besten ohne Erwartungen, empfiehlt er. „Die meisten laufen hier mit dem Bildschirm vor der Nase herum und wundern sich warum sie kein Reh sehen. So funktioniert das nicht. Erst wenn man sich in Ruhe hinsetzt und einfach nur da ist, passieren die unglaublichsten Dinge“. Man erblickt plötzlich einen Rothirsch oder einen Auerhahn. Aber auch an einem kleinen Schmetterling kann Woife sich ebenso erfreuen.
Immer wieder zieht Woife sich tageweise in seinen grün gestrichenen Bauwagen im Wald zurück. Dort kann er frühmorgens und in den Abendstunden die Waldbewohner aufmerksam beobachten. Mit der Zeit hat er ihre Sprache gelernt. Die Meisen hören sein Pfeifen, kommen angeflogen und picken ihm Kerne aus der Hand. Ein Eichhörnchen ohne Mutter lässt sich von ihm die Flasche geben. Er versorgt ein verletztes Kaninchen oder päppelt einen Turmfalken auf und bereitet ihn auf ein Leben in der Wildnis vor. Woife macht das mit viel Geduld und so einfühlsam, dass man ihm inzwischen in Not geratene Tiere bringt.
Wolfgang Schreil, alias Woid Woife päppelt einen Turmfalken wieder auf
Über sein Leben mit der Natur hat er mehrere Bücher geschrieben. Auf Erlebnisführungen gibt Woife sein Waldwissen an Interessierte weiter. In Vorträgen und mit Fotoausstellungen will er vermitteln, welche schützenswerten Schätze ein intakter Wald birgt. Und weil im Zuge der Diskussion um den Klimawandel die Natur plötzlich stark im öffentlichen Fokus steht, ist er beliebter Gast im Fernsehen und Radio. Nach der Dokumentation „Vom Woife und dem Wald“ laufen zurzeit Dreharbeiten für ein Spezial zur Kinderserie ‚Anna und die wilden Tiere’ für Kika, den Kinderkanal von ARD und ZDF.
Buch: Woidwoife. Mein Leben im Wald, ISBN-10: 3710900514
Weitere Infos: www.woidwoife.de