Sie fertigen Unikate, wovon jedes einzelne eine neue Herausforderung darstellt. Hans und Andreas Ell sind Zahntechniker in Schöfweg und München. Ihr Labor ist ein Familienbetrieb. Zahntechniker ist ein abwechslungsreicher Handwerksberuf, er vereint die Fähigkeiten des Modellierens, des Goldschmiedens, des Keramikers, des Schweißens, Lötens und Laserns in sich. Aber auch hier hält die Digitalisierung in großen Schritten Einzug und erfordert fundierte IT-Kenntnisse.
Hans und Andreas Ell, wie kann man mit wenigen Worten die Zusammenarbeit zwischen Zahnarzt und Zahntechniker skizzieren?
Der Zahnarzt ist für die Versorgung im Mund zuständig, also etwa bei Prophylaxe und Schmerz. Kleine kariöse Defekte behandelt er beispielsweise mit einer Kunststofffüllung. Dieses Material eignet sich aber nur bedingt. Bei größeren Defekten kommen wir Zahntechniker ins Spiel. Etwa für Inlays aus Keramik und Gold sowie beim Zahnersatz.
Nehmen wir an, ein Patient soll eine Krone als Kappe auf einem Zahn erhalten. Wie gestalten sich hier die einzelnen Prozessschritte?
Der Zahnarzt macht zunächst einen Silikonabdruck des Gebisses, den er uns zuschickt. Wir fertigen dann bei uns im Labor ein Gipsmodell. Das ist die Arbeitsunterlage und eröffnet die Möglichkeit, die Situation im Mund widerzuspiegeln. Wir können das Modell rundum anschauen, bearbeiten, falls notwendig, ist jeder Zahn einzeln entnehmbar. Dann beginnen wir, die Krone für den betroffenen Zahn aus Wachs detailgenau zu modellieren. Dazu wird das Wachs auf den Zahnstumpf tröpfchenweise aufgetragen und daran angepasst. Danach kommt der sogenannte Artikulator zum Einsatz, der die Kaubewegungen zwischen Ober- und Unterkiefer simuliert. Die Wachsform wird anschließend in Gold gegossen oder in Keramik gepresst, je nachdem, aus welchem Material die Krone sein soll. Nach dem Brennvorgang kühlt das Material ab und wird noch detailgeschliffen sowie poliert. Metallkronen aus Gold glänzen und sind somit fertig zum Einsetzen. Kronen aus Keramik müssen noch glasiert und noch einmal gebrannt werden.
Welche Möglichkeiten bestehen beim herausnehmbaren Zahnersatz?
Der herausnehmbare Zahnersatz besteht für gewöhnlich aus Metallbügeln und -klammern sowie den Ersatzzähnen. Die Konstruktion wird in Wachs modelliert. Die Ersatzzähne sind Konfektionszähne, die industriell hergestellt werden und sich nach Position sowie Farbe unterscheiden. Das Wachs wird abgebrüht, die Hohlräume mit Dentalkunststoff ausgegossen. Schließlich wird das Konstrukt noch geglättet und poliert. Als Alternative gibt es heute herausnehmbaren Zahnersatz aus Nylon, der antiallergen und flexibel ist. Außerdem sieht man keine metallenen Klammern. Wir sind ein auf dieses Verfahren spezialisiertes Labor, verfügen über eine Lizenz.
Inwieweit hat die Digitalisierung in die Zahntechnik Einzug gehalten?
Die Digitalisierung ist auf dem Vormarsch, seit etwa 15 Jahren. Von vielen Zahnärzten bekommen wir keinen Silikonabdruck des Kiefers mehr, sondern einen digitalen Abdruck, eine 3D-Aufnahme per E-Mail zugeschickt. Im 3D-Drucker entwickeln wir dann das Modell aus Harz. Die Krone, wenn wir beim Beispiel von vorher bleiben, entwerfen wir mit einer Konstruktionssoftware am PC. Gefertigt wird sie schließlich ebenfalls digital in der Fräsmaschine, aus Zirkon (Keramik) oder Metall.
Vielen Dank für das Gespräch.