„Wir wollen den ÖPNV im Landkreis besser machen, dies bedeutet, dass wir ihn auf die Bedürfnisse der Bürger zuschneiden müssen“, sagt Landrätin Rita Röhrl und berichtet davon, dass die Arbeiten am neuen ÖPNV-Konzept gut vorankommen. Das Planungsbüro VCDB aus Dresden habe kürzlich die ersten Zwischenergebnisse vorgelegt und „die machen uns Mut“, so die Landrätin weiter. Klar sei aber auch, dass der Landkreis „in diesem Bereich mehr Geld investieren muss, wenn der ÖPNV attraktiver und nutzbarer werden soll.“
Verbesserungsmaßnahmen, wie ein aufeinander abgestimmtes Linienangebot und die Berücksichtigung der Anschlüsse zur Waldbahn würden den Zugang zum Öffentlichen Personennahverkehr, kurz ÖPNV, wesentlich erleichtern. Eine schlüssige Gesamtverkehrskonzeption für den Landkreis trägt auch dazu bei, um auf der Bahnstrecke Gotteszell-Viechtach einen Dauerbetrieb erreichen zu können. Die beiden Projektverantwortlichen Michael Schütze und Christoph Bochmann haben in einer ersten Zwischenergebnisrunde aufgezeigt, dass ungünstige Zubringung und Anschlussverbindungen gerade für Berufspendler die Zug-Nutzung erschweren. Demgegenüber zeigten sie anhand der Pendlerströme auf, dass vor allem der Bahnverkehr für viele Bürger eine Alternative sein kann. Angesichts von 9000 Auspendlern und rund 6500 Einpendlern beinhalte demnach der Berufsverkehr ein großes Fahrgastpotenzial für Bus und Bahn.
Auch das Rufbussystem wurde betrachtet. Dabei stellten sie fest, dass es zwar immer besser angenommen wird, es aber auch Strecken gebe, da „kennt das Amt den Fahrgast persönlich.“ Gerade bei Angeboten, die nur von einer oder zwei Personen genutzt werden, sei das Kosten-Nutzenverhältnis zu prüfen. Schütze und Bochmann stellten zudem fest, dass es für den Landkreis bereits viel Datenmaterial gibt und lobten die gute Zuarbeit durch das Landratsamt. Es werde aber noch mehrere Wochen brauchen, bis man die Datenanalyse abschließen kann. Bis dahin werden die Experten auch weitere Gespräche vor Ort führen.
Die Verkehrsexperten machten in der ersten Ergebnisrunde Mut. Nach ihrer Einschätzung gibt es ein weit größeres Nutzerpotenzial, als die bisherige ÖPNV-Nachfrage zeigt. So könnten sie sich bereits jetzt vorstellen, dass man im Idealfall auch die 1000-Personen-Fahrgast-Grenze auf der Waldbahnlinie Gotteszell-Viechtach knacken kann. Sie berichteten ferner, dass dieser Streckenast die zweitmeisten Fahrgäste aufweist und auch zur Stärkung des gesamten Netzes beiträgt. Nur auf der Strecke Plattling nach Bayerisch Eisenstein seien täglich mehr Fahrgäste unterwegs.
Die Teilnehmer der Vorstellungsrunde des Zwischenergebnisses (v.li.) Liesa Stadler (Landkreis Regen), Christoph Bochmann, Michael Schütze (beide VCDB), Landrätin Rita Röhrl, Franz Baierl, Christina Wibmer, Dr. Stefanie Duarte Fernandes, Günther Weinberger (alle Landkreis Regen) und Tobias Schmalzl (BEG).
Schütze und Bochmann hatten zudem bereits konkrete Verbesserungsvorschläge mitgebracht. So sei es wichtig, die Lesbarkeit der Fahrpläne zu erhöhen. Ein weiteres Ziel müsse sein, dass Wartezeiten minimiert und Anschlüsse verbessert werden. Bei Neuausschreibungen von Linien gelte es zudem Qualitätsverbesserungen für die Fahrgäste zu erreichen. Hier sei beispielsweise ein WLAN-Netz in Bus- und Bahn vorstellbar. Sie konnten im bestehenden Mobilitätsangebot auch Pluspunkte erkennen. So gebe es bereits jetzt eine gute Wegweisung zu den Bahnhöfen, ein gut getaktetes Bahnnetz und das Tourismusticket GUTi. All dies trage zur Auslastung bei. Aber auch Hemmnisse, wie lange Reisezeiten, keine kostenlose Fahrradmitnahme und verbesserungsfähige Bus-Bahn-Relationen wurden bereits jetzt ausgemacht. Die Experten wiesen zudem darauf hin, dass man bei aller Schienenverkehrsaffinität nicht den Busverkehr außeracht lassen darf. So sei insbesondere der Feinerschließungsgrad durch gute Busverbindungen deutlich höher. Sie empfahlen, dass man künftig zwischen einem Grundnetz aus Waldbahn und Hauptbuslinien, einem Ergänzungsnetz mit Regional- und Stadtbusverkehr sowie einem Bedarfsnetz mit Rufbussen unterscheiden soll. Grundsätzlich müsse man auch auf die Anbindung der Nachbarlandkreise achten.
Landrätin Rita Röhrl lobte das Engagement der Beteiligten. Auch Tobias Schmalzl von der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG) fand anerkennende Worte für die bisherigen Ergebnisse. Er betonte aber auch, dass er keine Bewertung zum sogenannte 1000er-Kriterium, also 1000 Fahrgäste pro Kilometer und Tag, das in Bayern derzeit für eine dauerhafte Streckenreaktivierung vorgesehen ist, geben könne. Er sah den Landkreis aber auf einem guten Weg und erhoffte sich positive Erkenntnisse aus dem Gutachten.
Röhrl stellte zudem fest, dass die notwendigen Verbesserungen „viel Geld kosten werden“, insofern betonte sie, dass hier auch politische Entscheidungen notwendig sind. Letztendlich werde der Kreistag festlegen, welche Maßnahmen finanziert werden, so die Landrätin weiter. Damit die Kreisräte bereits frühzeitig in die Planungen eingebunden werden können, werde das Thema auch in der nächsten Kreistagssitzung behandelt. So werden die Experten des Planungsbüros VCDB in der Sitzung am Mittwoch, 17. Juli, in Zwiesel einen kurzen Zwischenbericht abgeben und Fragen der Kreisräte beantworten. Bis dahin wird weiter intensiv am Gutachten gearbeitet.