Eine Akademie für die Volksmusik? Gibt es dafür überhaupt Bedarf und wenn ja, warum wurde diese nicht in der Landeshauptstadt gebaut? Antworten auf diese und viele andere Fragen gab es am Mittwoch im Presseclub München, von den Initiatoren von Bayerns erster und bisher bundesweit einziger „Volksmusikakademie“.
Das knapp 12 Millionen Euro teure Bauvorhaben (und damit größte Städtebauförderprojekt in Niederbayern 2018) steht kurz vor der Eröffnung, was Niederbayerns Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich zum Anlass nahm, um die Einrichtung den Medienvertretern vorzustellen. Die Kreisstadt Freyung, mitten im Dreiländereck Deutschland-Österreich-Tschechien gelegen, sei ideal geeignet für ein musikalisches Bildungshaus mit dem Schwerpunkt Volksmusik, sagte er. Einerseits, weil dort die geeignete Immobilie auf eine neue Nutzung wartete – der historische Stadl einer Brauerei wurde umfassend saniert und bietet nun im Stadtzentrum 13 schallisolierte Probenräume, einen Übernachtungstrakt mit 48 Betten sowie eine Akustik, die der im Salzburger Mozarteum gleicht. Andererseits treffen gerade in der Grenzregion viele volksmusikalische Einflüsse aufeinander, so dass sich auch inhaltlich Potenziale ergeben.
Bundesweit einzigartig an dem Projekt ist neben der Ausrichtung auf die Volksmusik, aber auch das Konzept an sich. Dieses beinhaltet sowohl ein abwechslungsreiches Seminarprogramm, zu dem sich jeder Volksmusikant, -sänger oder -tänzer anmelden kann, als auch die Möglichkeit für Gruppen (in sämtlichen Größen) einen oder mehrere Räume für Probenarbeit zu buchen. Die Volksmusikakademie in Bayern organisiert darüber hinaus auf Wunsch Dozenten oder Referenten für bestimmte Themen, ermöglicht Tonaufnahmen, Ausflüge in die Umgebung und vieles mehr. „Gerade diese Kombination ist neu und wir sind stolz, dass wir in Niederbayern eine eigene Musikakademie bekommen“, so Heinrich.
Wie sich traditionelle und moderne Elemente in der Volksmusik ergänzen, überschneiden und gegenseitig bereichern, demonstrierte eine vierköpfige Musikgruppe, die sich speziell für diesen Anlass formiert hatte: Simone Lautenschlager, Leiterin des Studiengangs Volksmusik an der Hochschule für Musik und Theater in München, und ihr Kollege Alexander Maurer, Dozent für Diatonische Harmonika an der Hochschule in München und der Anton Bruckner Privatuniversität Linz, gaben zusammen mit zwei ihrer ausgezeichneten Studenten den Journalisten eine musikalische Kostprobe.
Sorgten für den passenden musikalischen Rahmen: Simone Lautenschlager (vorne re.), Leiterin des Studiengangs Volksmusik an der Hochschule für Musik und Theater in München, und ihr Kollege Alexander Maurer (2. v. re.), Dozent für Diatonische Harmonika an der Hochschule in München, mit zwei Studenten der Hochschule, sowie Roland Pongratz, musikalischer Leiter (hinten li.) und Dr. Olaf Heinrich (hinten re.).
Der musikalische Leiter der Volksmusikakademie in Bayern, Roland Pongratz, betonte, dass die aktive Beschäftigung mit traditioneller Volksmusik wohl noch nie so weit verbreitet war wie heute: „Bayern singt, tanzt, musiziert an allen Ecken und Enden.“ Es sei schön, dass es jetzt ein Zentrum gibt, in dem man sich einerseits Anregungen und Tipps bei erfahrenen Referenten holen kann und sich andererseits zurückziehen kann, um die musikalische Seele baumeln zu lassen.
Die interessierten Medienvertreter hatten die Gelegenheit, sich nach weiteren Details zu erkundigen, etwa was die durchschnittlichen Kosten für die Unterbringung, die Verpflegung der Gäste oder die fachliche Zusammenarbeit mit anderen Musikeinrichtungen anbelangt. Dabei wurde auch die Frage erörtert, was Volksmusik eigentlich ist. Roland Pongratz brachte dies auf den Punkt: „Im Grunde ist alles Volksmusik, es gibt hierfür keine starre Definition. Wer auch immer glaubt, dass er in unserer Volksmusikakademie mit seiner Musikrichtung gut aufgehoben ist, der ist uns willkommen.“ Mit dem eigenen Seminarprogramm, das in diesen Wochen bereits für das kommende Jahr aufgestellt wird, werde man jedoch den Schwerpunkt auf Volksmusik mit all ihren traditionellen und modernen Strömungen setzen und sich damit auch von den bestehenden Angeboten anderer Einrichtungen abgrenzen. „Wir wollen keine Konkurrenz sein, sondern ein ergänzendes Angebot vorhalten“, betonte Bezirkstagspräsident Olaf Heinrich.