Ich wollte mehr über Ihn und seine Hobbies wissen.
Heinrich, du stammst ursprünglich nicht aus unserer Ecke. Was hat dich in den Bayerischen Wald Verschlagen?
Das war die Einberufung zum 18- monatigen Wehrdienst am 01.10.1962. Es hat mir von Anfang an gut gefallen bei der Bundeswehr, mein Ausbilder in der Grundausbildung war ein Waidler mit Herz und Verstand und ein Vorbild. Mir gefielen aber auch die Menschen und die Landschaft.
Nach deiner Zeit als Oberstabsfeldwebel bei der Bundeswehr bist du 1995 in den wohlverdienten Ruhestand gegangen. 2001 hast du dich entschlossen die Waldführer Ausbildung im Nationalpark Bayerischer Wald zu absolvieren.
Ja, als ich in den Ruhestand ging, dachte ich: "des kanns doch na ned gwen sa" und entschied mich für die Ausbildung zum Waldführer. Diese Tätigkeit umfasst eine mehrwöchige Ausbildung, in der man vieles zum Thema Natur und Nationalpark erfährt. Als Waldführer vermittelt man dann den unterschiedlichsten Gästen, den Nationalparkgedanken und regt sie an, sich ihre eigene Meinung darüber zu bilden. Durch die Erfahrung und die ständigen Fortbildungen wird die Tätigkeit immer spannender und es tun sich immer mehr offene Fragen auf, die es zu beantworten gibt.
Welche Wanderung liegt dir hierbei besonders am Herzen?
Mein ganzes Herzblut habe ich in die selbstentwickelte Kammwanderung gesteckt. Diese habe ich selbst dreimal durchgeführt und jetzt wird sie von einem Kollegen weitergeführt. 85 km Fußmarsch, von Bayerisch Eisenstein nach Finsterau in vier Tagen. Die Begeisterung der Mitwanderer ist immer groß. Hier kann die Natur gefühlt, gerochen und gesehen werden. Des muast da hoid alles dageh! In den letzten Jahren wandere ich jeweils Anfang September drei Tage im Böhmerwald. Mein Standhotel ist in Srni (Rehberg). Von dort aus gibt es viele Möglichkeiten, um unterschiedlichste Touren zu machen.
Was verbindest du mit dem Verein Pro Nationalpark Freyung-Grafenau?
Das ist der pragmatische Einsatz für die Ziele des Nationalparks. Hier geht es nicht um seitenlange schriftliche Darstellung von Positionen in den Medien, der Verein packt die Dinge an, bringt sich über die Waldführertätigkeit aktiv ein, lädt ein zu selbst organisierten Wanderungen und Exkursionen und versucht die Herzen der Menschen zu erreichen. Er ist darüber hinaus nicht nur dem Schutz der herrlichen Natur verpflichtet, sondern auch der heimischen Geschichte und Kultur. Unser Einsatz kann auch mit Fug und Recht als bisher sehr erfolgreich bezeichnet werden. Konnten wir doch in knapp 20 Jahren eine Mitgliederzahl von ca. 20 Gründern auf knapp 400 erreichen.
Du bist jedoch nicht nur zu Fuß mit den Gästen unterwegs, du begleitest sie auch quer durch Europa und manchmal auch darüber hinaus.
Durch die Tätigkeit als Reiseleiter für das Bayerische Pilgerbüro, den Kulturkreis Freyung-Grafenau und die KEB habe ich die letzten dreißig Jahre weit über 200 Reisen in alle europäischen Länder und auch darüber hinaus unternommen. Israel und die Emirate, die Mittelmeerländer, aber auch die Länder Nord- West und Osteuropas standen auf dem Plan. Jedes Ziel ist eine Reise wert.
Du sprichst einige Sprachen und setzt dich so auch für den grenzüberschreitenden Austausch nach Tschechien ein.
Ja, ich bin wohl der häufigste Teilnehmer am KEB Tschechisch Kurs. Tschechisch und Italienisch habe ich erst während meines Ruhestandes begonnen, Englisch und Französisch schon während der Schulzeit.
Während der Zeit des kalten Krieges durfte ich den Böhmerwald nicht betreten, wusste aber um die spannende Kultur und Geschichte dieses Landes. Als der Eiserne Vorhang gefallen war, begann ich mit der systematischen Erkundung unseres Nachbarlandes. Ich erforschte den Böhmerwald selbst und war begeistert. Das sollten auch andere Menschen kennenlernen und die Barrieren sollten abgebaut werden.
Jährlich pilgerst du von Kreuzberg ins tschechische Pribram. 2018 schon zum 18. Mal. Dabei hat dich ein Filmteam begleitet. Wie war diese Erfahrung?
Der ViaNova-Film hat eine große positive Resonanz ausgelöst. Die Erfahrung ist großartig, es ist mittlerweile eine riesige „Pribramfamilie“ entstanden. Viele waren schon mehrmals dabei, einige nahezu Dauergäste. Mittlerweile haben wir auch Aufmerksamkeit auf tschechischer Seite erreicht und sind somit zu „Brückenbauern“ geworden. Die Touren sind jeweils schon Monate im Voraus ausgebucht.
Jüngst wurdest du mit der Stephanusplakette ausgezeichnet, diese ist die höchste Auszeichnung des Bistums für Menschen, die sich vorzugsweise in langjährigem, teilweise oder ausschließlich ehrenamtlichem Engagement um das kirchliche Wohl im Bistum verdient gemacht haben. Der Kulturpreis des Kulturkreises FRG in der Kategorie „Ideen und Impulse“ wurde dir 2017 überreicht. 2014 wurde dir der "Preis der Hoffnung und Verständigung" überreicht.
Natürlich freut man sich über solche Ehrungen. Ich empfinde sie jedenfalls als Bestätigung und als ein Zeichen, dass mein jahrzehntelanger Einsatz auch gesehen und gewürdigt wird.
Ich wünsche Heinrich Vierlinger noch viele tolle Momente, in denen seine Werke gewürdigt werden und freue mich über neue Projekte die er als Brückenbauer und Nationalparkbefürworter ins Leben ruft.