Auf Einladung von Oberbürgermeister Jürgen Dupper traf sich kürzlich im Kleinen Rathaussaal der aus Mitgliedern der Stadtratsfraktionen bestehende Lenkungsausschuss Integration, um die aktuellen Entwicklungen zu erörtern. Ebenfalls dabei waren diesmal insbesondere Vertreter der einzelnen Initiativen und Vereine, die sich gerade im Bereich Integration engagieren, um über deren Arbeit und Wünsche zu sprechen.
Oberbürgermeister Jürgen Dupper: „Das Thema Integration beschäftigt uns nach wie vor – allerdings anders als zum Höhepunkt der Flüchtlingswelle 2015. Ging es damals um die humanitäre Versorgung Tausender Menschen, die tagtäglich über Passau nach Deutschland eingereist sind, so gilt es heute, diejenigen, die länger oder dauerhaft bei uns bleiben dürfen, bei der Eingliederung in unsere Gesellschaft zu unterstützen. Das ist eine überaus wichtige Aufgabe, die jedoch von der öffentlichen Hand allein nicht gestemmt werden kann. Aus diesem Grunde bin ich den vielen aktiven Initiativen dankbar, die sich nach wie vor in diesem Bereich engagieren. Sie haben erkannt, dass echte Integration einen langen Atem erfordert. Was die Bürgerinnen und Bürger vor rund drei Jahren ehrenamtlich geleistet haben, ist aller Ehren wert, aber letztlich war das nur der erste Schritt auf dem Weg zu einer gelungenen Integration. Jede helfende Hand ist also weiterhin willkommen.“
Aktuell leben in Passau mehr als 1000 Einwohner mit Migrationshintergrund. Diese Zahl ist in den letzten Jahren stark angestiegen. Ursächlich für diese Entwicklung sind weniger die Flüchtlinge, die der Stadt Passau zur Aufnahme in den Gemeinschaftsunterkünften zugewiesen werden, sondern die Erkenntnis, dass viele anerkannte Flüchtlinge möglichst in der Stadt wohnen möchten. Die Statistik belegt, dass in den letzten drei Jahren mehr als 500 Personen aus dem Umland zugezogen sind. Die hohe Zahl der Flüchtlinge bringt für das städtische Integrationsteam, das aktuell aus einem Integrationslotsen und zwei Sozialpädagoginnen besteht, eine große Herausforderung mit sich. Es werden derzeit 568 Migrantinnen und Migranten betreut, die sich mit Problemen an die Abteilung gewandt haben.
Die Aufgabe besteht darin, bleibeberechtigte Personen mit Fluchthintergrund bei der Integration zu unterstützen, etwa in den Bereichen Wohnungssuche, Umzüge, Kontakt und Umgang mit unterschiedlichsten Behörden, Spracherwerb, Bildung, Schule, Kindergartensuche und Arbeitssuche. Dabei werden die hauptamtlichen Mitarbeiter nach wie vor stark von ehrenamtlichen Helferkreisen unterstützt. Bei der Sitzung stellten beispielhaft die Helferkreise aus Grubweg und Hacklberg ihre sehr umfangreiche Arbeit dar: Von den Anfängen der großen Zuwanderungszahlen, bei der besonders logistische Hilfe bei der Bewältigung der Probleme geleistet wurde, bis zur heutigen Situation, in der man sich in ergänzend zur Stadt in den genannten Bereichen engagiert. Es wurde sehr deutlich, dass die ehrenamtliche Hilfe als Ergänzung zu den hauptamtlichen Aktivitäten ein nicht mehr wegzudenkender Baustein in der Betreuung der Menschen mit Fluchthintergrund ist und die Helfer als Ansprechpartner für diese Menschen unersetzlich sind.
Oberbürgermeister Jürgen Dupper tauschte sich mit dem Lenkungsausschuss Integration, den zuständigen Stellen der Stadt und Vertretern verschiedener Helferkreise aus.
Ein Schwerpunkt der städtischen Integrationsarbeit liegt deshalb seit Langem in der Koordinierung der ehrenamtlichen Tätigkeit. Schon als allein im letzten Quartal des Jahres 2015 etwa 300.000 Flüchtlinge und Asylbewerber über den Passauer Raum in das Bundesgebiet kamen, hat die Stadt Passau auf eigene Kosten einen Mitarbeiter als Ehrenamtskoordinator eingesetzt, um die Helfer zu unterstützen und deren Einsätze zu planen. Erst im Juli 2016 fand die Stadt Passau Berücksichtigung im Modellprojekt „Hauptamtliche Koordinatorenstellen im Bereich Asyl“, das vom Freistaat Bayern ins Leben gerufen und mit 50 Prozent der zuwendungsfähigen Ausgaben bis maximal 30.000 Euro finanziert wurde. Da sich die Aufgaben zunehmend in Richtung Integration verlagert hatten, wurde im Laufe des Jahres 2017 eine neue Fördermöglichkeit für Integrationslotsen geschaffen. Zum 1. Januar 2018 kam es zu einer Zusammenlegung dieser beiden Fördermaßnahmen. Seither tragen die entsprechenden Stellen einheitlich die Bezeichnung Integrationslotsen. Diese werden, wie auch die beiden mit der Integrationsarbeit beauftragten Sozialpädagoginnen, mit 80 Prozent der anfallenden Kosten vom Freistaat Bayern bezuschusst.
Nach den vom Freistaat Bayern aufgestellten Fördergrundsätzen hat der Integrationslotse die Aufgabe, die Tätigkeiten von Ehrenamtlichen im Bereich der Integration zu koordinieren und zu steuern. Ziel ist die Schaffung verlässlicher Rahmenbedingungen für ehrenamtliche Tätigkeit, eine stärkere Vernetzung der regionalen Akteure sowie die Gewinnung und Vermittlung von freiwilligen Helfern. Der Integrationslotse dient als Ansprechpartner für regionale Akteure, insbesondere für die ehrenamtlichen Integrationsbegleiterinnen und Integrationsbegleiter. Durch die Schaffung einer eigenen Abteilung für die Integrationsarbeit, in der auch der Integrationslotse eingegliedert ist, hat die Stadt Passau ebenfalls einen maßgeblichen Anteil an der positiven Zwischenbilanz, die besagt, dass mehr als 90 Prozent der anerkannten Flüchtlinge bereits eine eigene Wohnung gefunden haben. Viele davon können auch bereits eigenständig für ihren Lebensunterhalt sorgen.
Dennoch bleibt viel zu tun, weshalb die ehrenamtlichen Initiativen dringend nach Unterstützern suchen. Wer Interesse an einer solchen Tätigkeit hat, kann sich an den Integrationslotsen unter Tel. 0851/396-421 oder 0171/4424957 wenden.