Eigentlich wollte sich Hans Zitzl im Jahr 1976 nur seine kleine eigene Hütte bauen. Gleich neben dem Wohnhaus und dem Stall. Sich sein persönliches Refugium schaffen, in dem er seinen Hobbys nachgehen konnte: dem Musizieren, dem Witze erzählen und vor allem dem geselligen Beisammensein mit Freunden. Und dann wurde in nun über 40 Jahren eines der urigsten Dorfwirtshäuser daraus. Eines, das die Tradition, die Kameradschaft, die Gemeinschaft, Verantwortung, Lebensfreude und Willkommenskultur hochhält, aber in dem die Einheimischen auch einen Zufluchtsort wissen, einen Ort der Stabilität und Geborgenheit.
Aber beginnen wir von vorn. Hans Zitzls Wunsch nach der eigenen Hütte verfestigte sich umso mehr, als in Elmberg ein altes Bauernhaus abgerissen wurde. Er packte mit an und sicherte sich die über 400 Jahre alte, historische Holzbalkendecke. Deren Maße sollten die Größe, den Grundriss seiner zukünftigen Hütte bestimmen. Zusammen mit seinen Freunden machte er sich also an den Bau der zukünftigen Herberge. Und auch für Teile der Inneneinrichtung hatte Hans Zitzl bereits gesorgt. Im Auftrag seines Chefs, dem Direktor des damaligen Hotels Steigenberger in Grafenau, trieb er sich oft auf Flohmärkten rum, war immer und überall auf der Suche nach Gegenständen, die das Brauchtum und die Tradition des Bayerischen Waldes symbolisierten: Bilder, Ikonen, Handwerk. Was ihm besonders gut gefiel, behielt er sich. So stellte er über die Jahre sein Hütten-Inventar zusammen, seine Sammelleidenschaft für Kuhglocken tat ihr Übriges.
Schon bald nach dem Bau der Hütte war es jedoch vorbei mit der Privatsphäre, der freundschaftlichen Geselligkeit. Immer mehr Touristen, vor allem Wanderer, strömten zur Hütte und begehrten Einlass und Verpflegung. Traudl, die Frau vom Hans, kochte sodann in der Küche des Wohnhauses Tee auf und brachte ihn den Gästen, auf dem Weg durch den Stall, hinüber zur Hütte. Als dann ab dem Winter 1978 die Loipe direkt an der Hütte vorbeigespurt wurde, gab es kein Halten mehr. Die Hütte wurde endgültig zum Treffpunkt durstiger Sportler*innen. Zweimal in der Woche kamen Busse aus Freyung und brachten Kurgäste aus den drei Klinken am Geyersberg. Das Feriendorf in Grafenau sorgte zusätzlich für Publikum. Das hielt den damaligen Bürgermeister Karl Baierl an, dem Hans eine gewerbliche Schankkonzession und den Anschluss an das städtische Stromnetz nahezulegen. Toiletten und eine Kühlung mussten selbstverständlich auch her. Alles hielt den Hans nicht ab, in seiner Zitzlhütte weiter mit Teufelsgeige, Säge, Waschbrett und Löffel zu musizieren und seine geliebten Witze zu erzählen. Er war ein Unikat.
Im Jahr 1991 übernahm seine Tochter Johanna die Hütte als Wirtin, zusammen mit ihrem Mann Richard Blöchinger sorgt sie heute für das Wohl der Gäste. Jeden Tag um 16 Uhr finden sich etwa 10 Gäste aus dem Dorf sowie der nahen Umgebung zum Stammtisch ein. Gerne wünschte man sich ein paar Mitspieler*innen für das tägliche Schafkopfen und Watten. Sonntags, zum Frühschoppen und Kartenspiel, trifft sich der Stammtisch der Bettschoner Elmberg. Neben der Erhaltung der bayerischen Kultur, der Förderung der Wirtshauskultur haben sich die in Elmberg lebenden oder geborenen Mitglieder zwischen 18 und 72 Jahren vor allem aber auch einem intakten Dorfleben verschrieben: Regelmäßig bespricht man, was im Dorf getan werden muss, wo eine helfende Hand gebraucht wird. Der FC Bayern München Fanclub Red-White Grizzlies - er zählt über 300 Mitglieder - nennt die Zitzlhütte sein Stammlokal. Besonders hervorzuheben ist, dass in der Zitzlhütten weiterhin Musik live gespielt wird. Einmal im Monat, jeweils am letzten Samstag, trifft sich der Musikantenstammtisch. Er hat 17 Mitglieder, aber natürlich sind Musikantinnen und Musikanten aus der ganzen Region herzlich willkommen. Und so trifft man sich regelmäßig und spuit zusammen auf. Mit Harmonie, Teufelsgeige, Säge, Gitarre, Trompete und Kontrabass. Launisch lakonisch gelebte Wirtshauskultur. Besonders hoch geht es immer her, wenn die älteren Damen aus Hinterschmiding mit ihren Zithern aufkreuzen.
Besonders beliebt bei Touristen wie Einheimischen sind die Brotzeiten in der Ziztlhütte. Gerade Wanderer und Sportler nehmen die Gelegenheit zur Stärkung gerne wahr. Regelmäßig während ohres Urlaubs kommt etwa die Langlaufgruppe aus Hamburg zwei- bis dreimal vorbei, um bei Jagatee und einheimischen Spezialitäten die gemütliche Wärme des Holzofens zu genießen. Kurgäste kommen nur noch selten. Einerseits ist nur eine der drei Kurkliniken am Geyersberg geblieben, andererseits „haben die Leute früher getanzt, als sie herkamen. Heute sind sie wirklich krank“, berichtet Richard Blöchinger. Auskochen tut Johanna Zitzl-Blöchinger vor allem auf Bestellung und für Festivitäten. Im Saal haben 70 Personen Platz, im Sommer auf der Terrasse 40. Regionale Gerichte sind ihre Spezialität, ob Braten oder Gänsekeulen. Berühmt-berüchtigt ist die Schlachtschüssel. Dann gibt es auch immer die legendäre Brotsuppe: ältere Brotreste in Blut- oder Leberwurst angedünstet, dazu kommen aufgeschmolzene Zwiebel und etwas Sahne. Wohl bekomm‘s.
SPECIAL: GEWINNSPIEL
Im Rahmen unserer Serie "Unsere beliebtesten Dorfwirtshäuser" verlosen wir in Kooperation mit dem Gasthaus Zitzlhütte in Elmberg einen Gutschein zum Surbratenessen für 4 Personen inkl. 1 Getränk pro Person.