Eröffnung des Salzgrabens

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12.05.2010

Heimat- und Museumsverein und Stadt Waldkirchen eröffnen Salzgraben „Sicklinger Berg – Hammer“ und Ausstellung „Kulturregion Goldener Steig“;

„Goldener Steig kann jetzt erwandert werden“


Säumer in historischen Kleidern wandern mit ihren mit Salzkufen beladenen Saumpferden unweit des Sicklinger Berges dem letzten Anstieg zum Waldkirchner Marktplatz entgegen. Nach einem mühevollen Tag haben sie ihr Ziel fast erreicht: jetzt noch ein Wirtshaus mit deftiger Brotzeit, süffigem Bier, derben Gesprächen und einer guten Herberge für die Nacht - und die Welt ist in Ordnung. Bis morgen der gleiche harte Tag auf die rauen Burschen wartet.

Diese Szene haben am vergangenen Freitag über 70 Gäste unterhalb des Sicklinger Berges in Waldkirchen verfolgt, die bei der feierlichen Eröffnung des historischen Hohlwegs „Sicklinger Berg – Hammer“ dabei waren. Der Salzgraben liegt direkt neben der Waldkirchner Umgehungsstraße, unterhalb der ehemaligen Bahnlinie zwischen Schiefweg und der Hammerschmiede Kindermann. Die Säumer haben ihren mühevollen Tag zwar nicht auf dem Goldenen Steig, sondern im Büro, in Produktionsbetrieben oder auf Baustellen verbracht, über das Wirtshaus und ihr Bett haben sie sich trotzdem gefreut. Unter den Gästen waren auch Landtagsabgeordneter Konrad Kobler, stellvertretender Landrat Helmut Behringer, der Waldkirchner Bürgermeister Josef Höppler mit Stellvertreter und Stadträten sowie der tschechische Historiker Dr. František Kubů vom Museum Prachatitz und der Archäologe Dr. Petr Zavřel vom südböhmischen Museum Budweis, beide als Säumer gekleidet.

Dieses Wandererlebnis, wie es früher den Säumern in entbehrungsreichen und harten Zeiten zuteilwurde, können jetzt auch alle interessierten Einheimischen und Gäste haben. Der Heimat- und Museumsverein Waldkirchen hatte bei den Vorbereitungen zum Jubiläumsjahr die Idee, einen authentisch erhaltenen Zubringerweg zum Goldenen Steig für die Allgemeinheit begehbar zu machen. Die Stadt Waldkirchen hat das Konzept sofort aufgegriffen. Nach allen Vorbereitungen im Winter, insbesondere der wichtigen Interregförderung durch den Landkreis Freyung-Grafenau, hat der Waldkirchner Bauhof mit einer örtlichen Baufirma im Frühjahr die Äste zurückgeschnitten, die Wege aufgeschottert und mit Michael Hobelsberger im Tourismusbüro für eine einheitliche Beschilderung und Einbindung ins städtische Wanderwegenetz die organisatorischen Vorkehrungen getroffen.

Gute Zusammenarbeit von Stadt und Verein
Bürgermeister Josef Höppler ging in seiner Begrüßungsrede auf die gute Zusammenarbeit zwischen Stadt und Heimat- und Museumsverein ein, der sich in diesem Jahr besonders für die Belebung des 1000-jährigen Jubiläums einsetzt. Der stellvertretende Landrat Helmut Behringer wies vor allem auf die völkerverbindende Wirkung des Goldenen Steiges hin. Christian Seidel vom Verein freute sich über das gelungene Projekt, bei dem sich nun „alle modernen Säumer einen echten Eindruck vom damaligen Wanderleben verschaffen können. Der 150 Meter lange Wanderweg, in seiner typischen Form erhalten, ist zwischen der Bahnlinie und der Umgehungsstraße als dritte Lebensader der Region eingebettet. Jede Epoche hinterlässt ihre Spuren in der Natur“, so Seidel. Einen herzlichen Dank hatte er für die Graineter Säumer, die die Eröffnung mit ihrem bunten Auftritt bereichert haben, sowie für Erich Pauli, der mit seiner Harmonika die Veranstaltung wie immer gekonnt musikalisch begleitet hat. Beide haben spontan ihre großzügige Unterstützung zugesagt.

Ausstellung „Kulturregion Goldener Steig“
Nach der Eröffnung des Salzgrabens ging es ins HNKKJ. Dort wurde die ebenfalls vom Heimat- und Museumsverein Waldkirchen initiierte und organisierte Ausstellung zur „Kulturregion Goldener Steig“ offiziell eröffnet. Die vom Adalbert Stifter Verein konzipierte und im Jahr 1995 ausschließlich in München präsentierte Ausstellung hatte seinerzeit Karl Saxinger nach Waldkirchen geholt und für die Region gesichert. Seither lagerte sie im Bürgerhaus. „Das Jubiläumsjahr „1000 Jahre Goldener Steig“ bietet für uns die Gelegenheit, auf diese einmalige und immer noch aktuelle Ausstellung hinzuweisen. Ich bin froh, dass durch das unkomplizierte Zusammenwirken vieler Kräfte die „Kulturregion Goldener Steig“ in neuem Glanz erscheint und uns einen tiefen Einblick in das Leben in und um den Goldenen Steig gibt“, so Christian Seidel, erster Vorsitzender des Heimat- und Museumsvereins Waldkirchen, in seinem Grußwort bei der Vernissage.

Zuvor haben Behzat Ünel als Vorsitzender des HNKKJ, Waldkirchens Bürgermeister Josef Höppler, Landtagsabgeordneter Konrad Kobler, stellvertretender FRG-Landrat Helmut Behringer und Horst Löffler vom Adalbert Stifter Verein in ihren Grußworten die einmalige Bedeutung des Goldenen Steiges als Lebendader für die wirtschaftliche Entwicklung des südlichen bayerischen Waldes dargestellt. Unisono wurde dem Heimat- und Museumsverein Waldkirchen für die Initiative und die Umsetzung dieser sehenswerten Ausstellung gedankt. Behzat Ünel, als Hausherr, bezeichnete neben dem Goldenen Steig gar die ganze Region als liebenswert und „golden“.

Christian Seidel vom Heimat- und Museumsverein hat in seiner Eröffnungsrede die Ausstellung zur „Kulturregion Goldener Steig“ in einem bezaubernden Bild gezeichnet. Er hat für die zahlreichen Gäste einen Teppich ausgerollt. Zwar keinen roten, sondern -wie es sich für eine Salzregion gehört- einen weißen, der sich mitten im Raum durch die Ausstellung zieht.
Symbolisch hat er den Teppich zuerst für die Geschichte der Region ausgerollt, für die Kultur und die Menschen, die den Bayerischen Wald „auf einem hoch frequentierten Highway“ einstmals erschlossen haben.
Der zweite Teppich symbolisierte die Gegenwart, also Vereine, Unternehmen und Politik, die die Region heute beleben. An dieser Stelle bedankte er sich bei den vielen Helfern aus dem Netzwerk des Vereins, ohne die diese Ausstellung nicht durchführbar gewesen wäre: HNKKJ, Landkreis FRG, Stadt Waldkirchen mit Bauhof, Tourismusbüro und Stadtarchiv, Arge FRG, Oberhausmuseum Passau, Buchhandlung Kunze, Fotostudios Hintermann und Schüll, Firma Metron, Grafikdesign Willi Weber, Firma Digiprint, Salzsäumer Grainet, Brauerei Lang aus Freyung und Bäckerei Vogl aus Waldkirchen. Und natürlich die Europäische Union, die das gesamte Jahr mit Ziel 3 - Mitteln fördert. „Durch diese Profis wird Kultur für uns alle sichtbar“, so Seidel. Den dritten Teppich rollte er für die Zukunft aus, für die Jugend: mit dem Kunstunterricht der 12. Klasse des Johannes-Gutenberg-Gymnasiums Waldkirchen wurde in plastischen Arbeiten ein Säumer mit Pferd in Lebensgröße geschaffen, das die Ausstellung bereichert. Und Florian Schober, Landessieger bei „Jugend forscht“, hat sich trotz der Abiturvorbereitungen Zeit genommen und den begeisterten Zuhörern auf dem Klavier Felix Mendelssohn Bartholdy perfekt dargeboten.

Die Ausstellung ist noch bis zum 20. Juni 2010 täglich von 14 bis 17 Uhr im Waldkirchner HNKKJ zu besichtigen. Das 200-seitige deutsch-tschechische Begleitbuch kann für 4 Euro erworben werden.

Ausblick
Die nächste Veranstaltung des Heimat- und Museumsvereins Waldkirchen findet in Zusammenarbeit mit der Buchhandlung Kunze, Waldkirchen, bereits am kommenden Sonntag, 16. Mai 2010, um 16 Uhr, statt. Die Literarische Wanderung am Goldenen Steig geht rund um den Sicklinger Berg. Der Autor Manfred Böckl liest aus seinem Roman „Säumerfehde am Goldenen Steig“. Anschließend gibt es ein Säumerpfandl-Essen im Gasthaus zur Emerenz in Schiefweg. Wegen der begrenzten Teilnehmerzahl ist eine Anmeldung bei der Buchhandlung Kunze erforderlich.


(ANZEIGE)

 


- MD



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