Alte bayrische Kartenspiele – Sterben sie aus?

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19.12.2018

Wer in Bayern gerne Karten spielt, der spricht selten noch von Grasobern, Wallachen oder anderen alten bayrischen Traditionsspielen. Besonders junge Bayern kennen die Spiele nicht mehr und haben die Spielregeln nie gelernt. Kartenspiel-Experte Erich Rohmayer sieht den Grund dafür im Verschwinden der Dorfgasthäuser, in denen jene Spiele besonders gerne von Besuchern gemeinsam gespielt wurden. Doch wie funktionieren diese Spiele eigentlich und was kann gegen den Verlust der bayrischen Kartenspielkultur unternommen werden?


Schafkopf – Vier Sauen gegeneinander

Eines der beliebtesten Kartenspiele der Region nennt sich Schafkopf und kann mit ein bisschen Übung gemeistert werden. Für eine Runde werden vier Spieler benötigt, die mit jeweils acht Karten eines bayrischen Kartendecks spielen. Das Deck hat ursprünglich 36 Karten, die Sechser werden jedoch aussortiert. Jede Karte hat ihren eigenen Punktewert – so zählt bspw. das Ass elf Punkte, der König vier und der Bube zwei. Der erste Spieler sagt die Farbe der Runde an. Legt er ein Karo auf den Tisch, müssen andere Spieler mitziehen, wenn sie es können. Die Karte mit der höchsten Punktezahl gewinnt die Runde. Gespielt werden kann entweder ein sogenanntes Solospiel oder ein Rufspiel. Beim Solo tritt der Spieler, der das Spiel gerufen hat, gegen die anderen drei Spieler an – ein Zug, den man nur machen sollte, wenn man viele Trümpfe im Ärmel hat. Im Rufspiel (oder auch Sauspiel genannt) sucht sich der Spieler einen Mitspieler und tritt gegen zwei Gegenspieler an. Um Schafkopf in seiner Tiefe zu verstehen, müssen einige weitere Regeln gelernt werden. Die Komplexität des Spiels ist einer der Gründe, warum es von simpleren Versionen wie dem Schnapsen oft abgelöst wurde, aber gleichzeitig dafür verantwortlich, warum Schafkopf lange Jahre eine solche Beliebtheit unter den bayrischen Kartenspielern genossen hat.


Wallachen – Bettel und Mord im Spiel

Deutlich simpler funktioniert das Spiel Wallachen, das vor allem im Osten Bayerns in Gaststätten und bei Volksfesten gespielt wurde. Gleich wie bei Schafkopf wird mit 32 der 36 Karten im bayrischen Deck gespielt, indem die Sechser aussortiert werden. Wallachen wird mit drei Spielern gespielt, die jeweils zehn Karten erhalten. Die zwei übrigen Karten werden zur Seite gelegt. Jetzt muss jeder Spieler die Anzahl seiner geplanten Stiche ansagen. Der erste Spieler muss mindestens sechs Stiche ankündigen, um eine Chance auf den Sieg zu haben. Der zweite Spieler muss mehr Stiche als der erste ansagen, also mindestens sieben oder mehr. Der dritte Spieler muss nur mit den Stichen des zweiten mitziehen. Jetzt können sich der erste und zweite Spieler so lange hochhandeln, bis einer der beiden nachgibt. Der Spieler, der die höchste Anzahl an Stichen angesagt hat, darf nun gegen die beiden anderen antreten. Um zu gewinnen muss dann diese Stichzahl erreicht oder überboten werden. Die einzigen Sonderregeln sind Bettel und Mord – bei Bettel darf kein Stich gemacht werden, bei Mord müssen alle Stiche geschafft werden.


Die Zukunft der bayrischen Kartenspiele

Um Spiele wie Schafkopf und Wallachen steht es derzeit nicht besonders gut. Nur noch wenige Bayern kennen die genauen Regeln und die Spiele werden mehr und mehr von anderen, internationalen Konkurrenten abgelöst. Während die traditionellen bayrischen Spiele immer weniger gespielt werden, wächst nämlich die Vorliebe für Casinospiele wie Blackjack und Poker in Deutschland immer weiter. Der Boom von Online-Casinos wie Betway hilft dabei, ihre Popularität noch weiter in die Höhe zu treiben, denn neben großartigen Willkommensboni kann man jetzt immer und überall über Handy und Tablet spielen. Trotzdem gibt es viele Traditionsliebhaber, die dafür sorgen möchten, dass die alten bayrischen Spiele nicht komplett in Vergessenheit geraten. Erich Rohrmayer hat für diesen Zweck bereits zwei Bücher herausgebracht – ein Handbuch über Schafkopf und eine Anleitung für das Spiel Watten. Diese beiden haben besonders komplexe Regeln, weshalb sich die Lektüre durchaus lohnt. Wer einen entspannten Abend mit einfachen Spielen verbringen will, ist stattdessen mit Wallachen oder Grasobern besser aufgehoben, so der Experte. Für viele sind die Spiele ein großer Teil der bayrischen Wirtshauskultur und deshalb immer noch erhaltenswert. Oft werden die Spiele von Freunden oder Familie gelehrt, wodurch ihnen neben dem kulturellen Aspekt auch ein sentimentaler Wert zukommt. Auch einige Gaststätten versuchen, gegen das Aussterben der Spiele anzukämpfen. Der Gasthof Zum Sonnenwald veranstaltete letztes Jahr bspw. ein eigenes Preisschafkopfen für seine Gäste.

Auch wenn es mittlerweile keine große Community mehr für die bayrischen Spiele gibt, sind die Regeln sowohl online, als auch in Werken wie den Handbüchern von Rohrmayer perfekt festgehalten, sodass Spiele wie Watten und Co. nie ganz aussterben werden.




Quellenangaben

pixabay.com

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