Röhrnbach. Das hier sei nur der Anfang; viele weitere Schritte müssten folgen, so resümierte Kreisjugendpflegerin Martina Kirchpfening nach der ersten Jugendkonferenz im Landkreis Freyung-Grafenau am vergangenen Donnerstag im Haidl-Atrium in Röhrnbach. Aber wenn der Anfang als Omen gelten kann, dann geht die Jugendarbeit im Landkreis Freyung-Grafenau guten Zeiten entgegen. Rund 120 engagierte Jugendliche, die konzentrierte Arbeit leisteten, trafen auf einen Landrat, Bürgermeister und Jugendbeauftragte, die interessiert zuhörten und viele Anregungen mitnahmen, Hilfe bei verschiedenen Anliegen versprachen und generell die Beteiligung der Jugendlichen sehr begrüßten.
Eine Stunde lang nahmen sich die kommunalen Spitzenvertreter Zeit, um sich die einzelnen Präsentationen anzuschauen und mit den Jugendlichen über ihre jeweiligen Anliegen zu sprechen – im Bild Bürgermeister Roland Freund aus Jandelsbrunn.
Es waren nicht ganz so viele Bürgermeister gekommen, wie es sich die Veranstalter rund um Kirchpfening und Thomas Seidl vom Amt für Jugend und Familie im Landratsamt gewünscht hatten. Aber, die, die da waren, hörten dafür umso besser zu, nahmen Anregungen mit und – so hofft Kirchpfening – werden bei ihren Kollegen Werbung für dieses Format machen. „Ein Bürgermeister, der wissen will, was die Jugendlichen in seiner Gemeinde bewegt und wie er sie dazu bewegen kann, im Dorf zu bleiben und mitzumischen, der hatte dazu heute die beste Gelegenheit dazu“, war sich Kirchpfening sicher. Auch bei der zahlenmäßigen Beteiligung der Jugendlichen sah Kirchpfening noch Luft nach oben, aber 120 sei eine ordentliche Zahl fürs erste Mal. Die Stadt Freyung war mit am besten vertreten, da aus der Mittelschule gleich mehrere Klassen angereist waren. Ähnliches könnte sich die Kreisjugendpflegerin bei einer Wiederholung der Veranstaltung auch aus anderen Orten vorstellen.
Im Halbkreis präsentierten die rund 120 Jugendlichen die von ihnen erarbeiteten Präsentationen und warteten gespannt auf die Reaktionen der Politiker.
Die anwesenden kommunalen Spitzenvertreter jedenfalls waren überrascht, wie breit die Themenpalette war, die die Jugendlichen den ganzen Vormittag über zusammengetragen und für die Politiker auf Stellwänden präsentiert hatten. Es ging zwar auch um den wohl eher erwarteten Skaterplatz als jugendkulturellen Treffpunkt, aber darüber hinaus fanden sich Themen wie Ausbesserung von Straßen, leerstehende Dorfkerne, fehlende Einkaufsmöglichkeiten sowie der Wunsch nach einem stärker ausgebauten Nahverkehr oder nach mehr und speziell auf die Jugend zugeschnittenen Freizeitmöglichkeiten – sei es mehr Jugendtreffs, Büchereien oder auch mal ein Jugendkulturtag mit Slam Poetry, Trendsportarten und HipHop- und Tanzveranstaltungen.
Landrat Sebastian Gruber zeigte sich überrascht, welch kleine Rolle das Digitale bei den Vorschlägen spielte. „Vieles von dem, was heute vorgestellt wurde, dreht sich um Treffpunkte und um den direkten Austausch.“ Hier gelte es, die Ideen der Jugendlichen aufzunehmen. Mit dem was sie präsentierten, hätten die Jugendlichen gleichzeitig die tägliche Arbeit in den kommunalen Gremien sehr breit abgebildet, erklärte er anerkennend in seiner Reaktion.
Schon bevor die Politiker auf die Jugendlichen trafen, hatte Moderatorin Karola Kellner eine positive Überraschung für sie: Bei einer Abfrage zu Beginn der Veranstaltung sahen die rund 120 Jugendlichen zwar durchaus einiges an Verbesserungspotential im Landkreis, aber keiner von ihnen stellte sich in die „Ich muss hier unbedingt weg“-Ecke. „Wir nehmen also mit, es gibt einiges zu tun, aber die Jugendlichen wollen eigentlich gerne hierbleiben. Das ist doch sehr positiv“, fasste es Landrat Gruber zusammen.
„Wenn wir die Jugendlichen im Landkreis halten wollen, müssen wir Strukturen schaffen, die es ihnen erleichtern, sich einzubringen. Sie müssen gehört werden“, erklärte Kreisjugendpflegerin Martina Kirchpfening – hier im Gespräch mit dem Jugendbeauftragten der Stadt Grafenau Stefan Behringer.
Die Nervosität war im Vorfeld und während der Veranstaltung durchaus zu spüren, aber nach der ersten Jugendkonferenz im Landkreis Freyung-Grafenau konnte man aus den Gesprächen ablesen, alle Beteiligten waren sehr zufrieden: die Jugendlichen, die Organisatoren rund um Kirchpfening und auch die anwesenden Kommunalpolitiker. „Dafür, dass es das erste Mal war, ist es wirklich gut gelaufen“, resümierte Kirchpfening nach der Veranstaltung. Nach den 13 Jugendforen, die in den einzelnen Gemeinden bereits vorher stattgefunden hatten, sei die Jugendkonferenz auf Landkreisebene der nächste logische Schritt gewesen.
Nun gelte es, zuzusehen, dass die Fragen und Themen, die die Jugendlichen aufgeworfen haben, auch bearbeitet werden und die Konzepte nicht in der Schublade verschwinden. „Die Jugendlichen müssen sehen, dass sich ihr Engagement gelohnt hat und Früchte trägt“, so die Kreisjugendpflegerin.
Nach dem Rundgang holte sich Moderatorin Karola Kellner die Entscheidungsträger nach vorne, um sie zu fragen, was sie denn jeweils an Eindrücken und Anregungen mit nachhause nehmen: (von links nach rechts) Stefan Behringer (Jugendbeauftragter Grafenau), Karola Kellner (Moderatorin), Josef Geis ( Stadt Freyung), Carina Bredl (Jugendbeauftragte Schönberg), Johann Weber (Gemeinde Fürsteneck), Martin Behringer (Vorsitzender Handlungsfeld Jugend im Ilzer Land e.V. , BGM Thurmansbang), Sebastian Gruber (Landrat FRG), Ernst Kandlbinder (BGM Mauth), Martin Geier (BGM Schöfweg), Roland Freund (BGM Jandelsbrunn), Kreisjugendpflegerin Martina Kirchpfening und Helmut Knaus (BGM Philippsreut).
Auch könnten solche Foren und Konferenzen nur ein Anfang sein, ein Zwischenschritt. Die Einbindung der Jugendlichen müsse dauerhaft gewährleistet sein. „Wenn wir die Jugendlichen im Landkreis halten wollen, müssen wir Strukturen schaffen, die es ihnen erleichtern, sich einzubringen. Sie müssen gehört werden“, forderte Kirchpfening. Es brauche dauerhafte Ansprechpartner in jeder Gemeinde, bei denen die Jugendlichen sich auch trauen, auf sie zuzugehen. Ob dies eine hauptamtliche Jugendpflegerin sei, ein Jugendbeauftragter des Gemeinderates oder auch sonst jemand, der diese Funktion ehrenamtlich übernehme, sei je nach Situation zu entscheiden. Hauptsache, das Angebot sei möglichst niederschwellig und der- oder diejenige sei langfristig als Ansprechpartner/in vor Ort. Kirchpfening bot auch an, den Gemeinden jederzeit für Gespräche zur Verfügung zu stehen, sollten sie solch eine Stelle schaffen wollen.
Auch die Jugendforen laufen weiter. Wer also in seiner Gemeinde rausfinden will, was die jungen Leute wollen und ein Jugendforum abhalten möchte, kann sich ebenfalls an Kreisjugendpflegerin Martina Kirchpfening wenden, die ihre Unterstützung für ein solches Format anbietet.