Grafenau. „Das alles gibt es bei uns, das macht unseren Landstrich lebenswert.“ So formuliert die ILE Ilzer Land das Ziel des Projekts, mit dem sie sich um die Fördergelder des Bundes im Projekt Land.Digital erfolgreich beworben hat. Bundesminister Andreas Scheuer übergibt der ILE in einem Festakt am 8. Oktober 2018 im Kulturpavillon Grafenau den Förderbescheid im Förderprogramm "Land.Digital: Chancen der Digitalisierung für ländliche Räume" für das Projekt „ILE.digital“. „Wir freuen uns über die Wertschätzung des Bundes für unsere Region, unsere Ideen und unsere Menschen“, sagt Manfred Eibl, 1. Vorsitzender der ILE und Bürgermeister der Marktgemeinde Perlesreut. „Dass Bundeminister Scheuer uns persönlich diesen Bescheid über 218.000 Euro überreicht, freut uns in besonderer Weise. Auch, dass wir als eines von wenigen Projekten nach einem Antragsverfahren, in dem wir sehr genau unsere Pläne dargelegt haben, nun zum Zuge gekommen sind. Beides erfüllt uns mit Stolz und zeigt uns, dass wir mit dem stetigen Bemühen um Kooperation für ein lebenswertes Ilzer Land für alle unsere Bürgerinnen und Bürger auf dem richtigen Weg sind. Aber jetzt beginnt die Arbeit, jetzt müssen wir die Umsetzung schaffen!“ Projektträger ist die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung.
Bundesminister Andreas Scheuer wird in einer Festansprache das Wort an die geladenen Gäste richten und damit auch die vielfältige Vorbereitungsarbeit würdigen. In den Vorbereitungsgesprächen wurde der Antrag und vor allem unsere gemeinsamen Ziele diskutiert. Zusammen mit Unternehmern aus der Region und Verantwortlichen im Bereich Energie und Gesundheit wurde mit den zwölf Bürgermeistern der ILE Ilzer Land darüber nachgedacht, wie uns ganz konkret „Digitalisierung“ weiterhelfen kann. Dabei wurden drei Punkte ganz deutlich: Digitalisierung kann nur regional verankert funktionieren, sie muss zur Erhaltung und Steigerung der Lebensqualität vor Ort beitragen und sie muss auf die Bedarfe vor Ort zugeschnitten sein.
Die neue Datenschutzgrundverordnung, die sich wandelnden Technologien und der Bedarf Daten stetig zu sichern, zu migrieren und auf Stand zu halten, fordert von vielen engagierten Bürgerinnen und Bürgern vor Ort fast zu viel. Der Verwaltungsaufwand im Ehrenamt wird immer höher und erschwert das Engagement. Gleichzeitig ist deutlich: Ehrenamtliches Engagement in Vereinen und Initiativen ist das Rückgrat unserer Gemeinschaft. Ob bei der freiwilligen Feuerwehr, bei Elternbeiräten oder bei Jugend- und Seniorengruppen – es sind die Menschen vor Ort, die mit ihrer Zeit, ihren Ideen und ihrem Können ihr Leben und das der anderen verbessern. Dort will die ILE Ilzer Land ansetzen und ein fruchtbares Hilfsinstrument entwickeln: Den digitalen Marktplatz Ilzer Land. Auf diesem Marktplatz finden Vereine, Initiativen und Kommunen sowie Betriebe eine sichere, verfügbare, findbare und leicht handhabbare digitale Heimat, die den Bürgerinnen und Bürgern vor Ort eben das zeigt: „Das alles gibt es bei uns, das macht unseren Landstrich lebenswert.“
Vereinsverwaltung, Mitgliederlisten, Infonewsletter – all das kann über den Marktplatz laufen. Ebenso die Informationen zu Angeboten der Kommunen, Lieferdiensten für regionale Produkte und einem gemeinsamen Veranstaltungskalender. Am Marktplatz soll wie es auf einem Dorfplatz eben üblich ist, alles zusammenlaufen und sich das Wissen darüber rasch verbreiten. Das Ilzer Land soll eine digitale Heimat bekommen, in der es auch seine eigenen Initiativen präsentiert, aber vor allem offen ist, um den vielen ehrenamtlich Aktiven das Leben ein wenig leichter zu machen und den Nutzerinnen und Nutzern das vielfältige Angebot zu präsentieren. So wird plötzlich sichtbar werden, wie facettenreich das Angebot vor Ort ist: Vom Spray-Workshop über die Nähnachmittage bis hin zu gemeinsamen Wanderungen, Kletterabenteuern und Krimierlebnissen ist in der Freizeit viel geboten, gleichzeitig gib es regionale Versorger, die Bio-Milch im Hofladen anbieten, Bäckereien die schon jetzt einen Semmel-Lieferdienst haben und vieles mehr. Bei Ile.digital wird es findbar, nutzbar und damit wird die Zukunft im Ilzerland digital, regional und lebenswert. Die Förderung begann am 1.9.2018 und läuft bis zum 28.2.2021, insgesamt werden Projektkosten von rund 218.000 Euro veranschlagt, davon werden rund 168.000 Euro als Fördermittel bereitgestellt.
In der Ausschreibung der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung hieß es: „Das Bundesprogramm Ländliche Entwicklung dient der Förderung und Erprobung innovativer Ansätze in der ländlichen Entwicklung. Es soll dazu beitragen, durch Unterstützung bedeutsamer Vorhaben und Initiativen, deren Erkenntnisse bundesweit genutzt werden können, die ländlichen Regionen als attraktive Lebensräume zu erhalten. Die Digitalisierung wirkt mittlerweile in nahezu alle Lebensbereiche hinein: von Arbeiten, Einkaufen und Mobilität über Wohnen und gesellschaftliches Miteinander bis hin zu Gesundheit, Bildung, Informationsbeschaffung und Unterhaltung. Nicht zuletzt eröffnet sie gerade für periphere ländliche Räume Chancen, Standortnachteile zu kompensieren. Die Rahmenbedingungen für digitale Anwendungen in ländlichen Räumen unterscheiden sich von städtischen Regionen. Deshalb können entsprechende Erkenntnisse nicht deckungsgleich auf ländliche Räume übertragen werden. Große Entfernungen und spezifische demografische Entwicklungen führen vielerorts zu sinkender Nachfrage und Wirtschaftlichkeit von Infrastruktur- und Versorgungsangeboten. Es gilt, neue Lösungen zu finden, um dem Ziel gleichwertiger Lebensverhältnisse in ganz Deutschland gerecht zu werden und Perspektiven für ein Leben auf dem Land zu bieten“ (Ausschreibung ble.de vom 23.02.2017)
Information zu Bundesminister Andreas Scheuer:
„Andreas Scheuer ist Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur. Von 2009 bis 2013 war er Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung sowie Koordinator der Bundesregierung für Güterverkehr und Logistik. Er ist seit 2002 Mitglied des Deutschen Bundestags.“ (Quelle: Vorstellung der Bundesregierung www.bundesregierung.de)