Die Stadt Třeboň, mit der der Landkreis Freyung-Grafenau bereits seit dem Jahre 2014 gute grenzüberschreitende Kontakte pflegt und mit der im Jahre 2017 offiziell ein Partnerschaftsabkommen unterzeichnet wurde, war in der vergangenen Woche das Ziel einer eintägigen Informationsfahrt von Kommunalpolitikern aus Freyung-Grafenau. Landrat Sebastian Gruber und der Vorsitzende des Bayer. Gemeindetages im Landkreis Freyung-Grafenau, Erster Bürgermeister Josef Kern, hatten heuer gemeinsam Kreisräte und Bürgermeister zu dieser Fahrt geladen.
Die zum UNESCO-Biosphärenreservat erklärte Region Třebonsko ist Zentrum der Südböhmischen Teichwirtschaft sowie ein viel besuchter Kur- und Urlaubsort mit bekannten Moorbädern. Sowohl die interessante und mit den Adelsfamilien Rosenberg und von Schwarzenberg verbundene Geschichte, als auch die herrliche Natur im Landschaftsschutzgebiet machen die Region zum Ziel zahlreicher Besucher.
Auf Einladung des tschechischen Kurortes besuchten in den letzten beiden Jahren bereits die Jagdhornbläsergruppen Wolfstein und Grafenau, die ARGE Blasmusik FRG und die Koishüttler Rauhnachtsgeister das südböhmische Třeboň (ehemals Wittingau). Auf einem gemeinsamen Infostand der Nationalparkverwaltungen Šumava und Bayer. Wald, sowie des Landratsamtes Freyung-Grafenau können sich unsere tschechischen Nachbarn bereits jedes Jahr im September beim Wenzelsfest über unsere Heimatregion informieren. Ein grenzüberschreitendes Jugendfußballturnier im Jahr 2017 und verschiedene kulturelle Veranstaltungen in Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung Třeboň sind ein Beleg für die lebendige kommunale Zusammenarbeit.
Landrat Sebastian Gruber (2. von rechts) und der Vorsitzende des Bayer. Gemeindetages im Landkreis Freyung-Grafenau, Erster Bürgermeister Josef Kern (2. von links) zusammen mit den drei Bürgermeistern der Stadt Třeboň (von links) Zdeněk Mráz, Terezie Jenisová und Josef Pindroch.
So war der Besuch von Kommunalpolitikern aus unserem Landkreis nun ein weiterer Schritt zum Ausbau der bestehenden Kontakte. Die Verantwortlichen in den beiden Verwaltungen hatten ein abwechslungsreiches Programm vorbereitet, das sowohl zahlreiche Sehenswürdigkeiten unserer Partnerstadt vorstellte als auch die Möglichkeit bot, mit Kommunalpolitikern und Verwaltungsfachleuten aus Třeboň in Kontakt zu treten.
Dazu zählte ein Besuch im Rathaus, wo die Třeboňer Bürgermeisterin Terezie Jenisová und ihre beiden Stellvertreter die Delegation aus Freyung-Grafenau begrüßten. Nach einer Besichtigung des Rathauses einschließlich einer Präsentation der Stadt Třeboň und ihrer Einrichtungen durch den Geschäftsleitenden Beamten, hatten die Besucher im Rahmen eines gemeinsamen Mittagessens die Möglichkeit, sich mit den Vertretern der Stadt Třeboň fachlich intensiv auszutauschen. Zweisprachige Mitarbeiter aus den beiden Verwaltungen und ein Ehrenamtlicher halfen dabei die Sprachbarriere zu überwinden.
2003 wurden in Tschechien die Kreisämter abgeschafft und die Kompetenzen teils auf die Bezirke, hauptsächlich aber auf die Kommunen übertragen. Třeboň ist heute eine solche Kommune mit erweitertem Verwaltungstätigkeitsfeld. Sie übt übertragene staatliche Aufgaben (Führerscheinwesen, Zulassungsstelle, Baubehörde usw.) für einen Einzugsbereich mit rund 25 000 Einwohnern aus und ist damit durchaus in den Aufgaben vergleichbar mit einem Landratsamt.
Die Besuchergruppe aus dem Landkreis vor dem Třeboňer Stadtschloss (heute staatliches Archiv).
Gerade die am ersten Oktoberwochenende bevorstehenden Kommunalwahlen in Tschechien und die kommunalverfassungsrechtlichen Unterschiede in den beiden Ländern lieferten den Besuchern und Gastgebern genügend Gesprächsstoff. So wird in Tschechien beispielsweise der Bürgermeister/die Bürgermeisterin nicht durch die wahlberechtigten Gemeindebürger, sondern durch die Stadt- oder Gemeinderäte gewählt.
Landrat Sebastian Gruber betonte, dass er mit dieser Partnerschaft und der daraus resultierenden grenzüberschreitenden kommunalen Zusammenarbeit die Kontakte zu unseren tschechischen Nachbarn gerade auch bei unseren Landkreisbürgern noch stärker etablieren will. Insbesondere die Bereiche Sport, Kultur und Tourismus würden sich hier anbieten. Gemeinsame Interessen beider Regionen sollen durch diese Partnerschaft gefördert und die grenzüberschreitenden Aktivitäten in der Region Donau-Moldau noch weiter im Geiste guter Nachbarschaft verstärkt werden, so der Landrat.
Am Nachmittag hatten die Besucher aus Freyung-Grafenau dann abschließend noch die Möglichkeit, die Sehenswürdigkeiten der Stadt Třeboň im Rahmen einer Stadtführung kennenzulernen.