Zenting. Die Parlamentarische Staatssekretärin Rita Hagl-Kehl, MdB hatte unter dieser Überschrift zu einer Diskussion mit Prof. Hubert Weiger (Vorsitzender BUND), Bürgermeister und ILE-Vorsitzenden Leopold Ritzinger, dem Veterinärmediziner Dr. Bernd Vilsmeier (SPD Kreisvorsitzender Dingolfing-Landau) und der SPD Orts- und Kreisvorsitzenden Bettina Blöhm, welche die Rolle der Moderatorin inne hatte, geladen.
"Ich freue mich besonders, dass Prof. Hubert Weiger den weiten Weg in meine Heimatgemeinde Zenting gefunden hat. Wir haben dieses Gasthaus gewählt, da hier der Gedanke der Nachhaltigkeit bereits praktiziert wird. Der Ökolandbau ist für mich nach wie vor eine Herzensangelegenheit und es ist schön und ein gutes Zeichen, dass so viele der Einladung gefolgt sind, " erklärte Rita Hagl-Kehl in ihrer Begrüßung. In ihren einleitenden Worten erläuterte sie zudem, dass es um den Erhalt der kleinbäuerlichen Landwirtschaft ginge und dass die zukunftsgerichtete Entwicklung hin zu "zurück zur Natur" gehen müsse.
Prof. Weiger hielt fest, dass dieses Thema leider viel zu häufig unter Wert diskutiert werde. Wir befänden uns in einem Zeitalter des immensen Ressourcenverbrauches, der Vernichtung von Lebensräumen, der beschleunigten Klimakrise und wir wüssten um all diese Dinge Bescheid, nur würden wir trotzdem noch warten. Der Weg aus dieser Krise sei einzig und allein die Diskussion und die Abkehr von der Einstellung "nach mir die Sintflut" und dies lasse sich nur über die Demokratie regeln. Das Problem sei die falsche Ausrichtung der Landwirtschaftspolitik, die sich an den Weltmarktpreisen orientiere. "Wir können beispielsweise nicht mit den Milchpreisen aus Neuseeland konkurrieren, da wir andere klimatische Bedingungen haben und im Winter auf Stallhaltung angewiesen sind", so Prof. Weiger. Ein weiterer Punkt war, dass das Wachstumsdenken aus den Köpfen müsse, denn nur so lasse sich ein Umdenken erreichen. Wachstum könne nicht alles sein, man müsse dies auch die nachfolgenden Generationen im Blick haben. Prof. Weiger sprach sich dafür aus, dass der Ökolandbau von der Nische zum Leitbild werden müsse.
Leopold Ritzinger konnte als Bürgermeister der Gemeinde Zenting berichten, dass sich viele der heimischen, hiesigen Landwirtschaftsbetriebe bereits dem ökologischen Landbau verschrieben hätten. Als erster Vorsitzender der ILE Sonnenwald, so Ritzinger, komme für ihn noch hinzu, dass eben die Region der ILE Vielfältiges anzubieten habe. Von der Donau bis in den Vorwald - vielschichtiger und vielfältiger könne eine Region kaum sein. Dies war auch Anlass für ihn als Vorsitzender der ILE, die Mitgliedsgemeinden zur Abgabe einer Interessensbekundung zur Bewerbung der ILE Sonnenwald als weitere Öko-Modellregion in Bayern zu bewegen. Derzeit warte man das die Entscheidung ab. Auch Leopold Ritzinger ging auf das von Prof. Weiger angesprochene Wachstumsdenken ein. Er erinnerte an eine Veranstaltung der ILE Sonnenwald, in der es um die "InWERTsetzung" einer Region ging. Diese Vortragsveranstaltung zeigte eine Region in Österreich, die sich über eine relativ kurze Zeitspanne zu einer angesagten Region entwickelt habe. Schlagworte wie "Zuvielisation" und "InWERTsetzung" prägten diese Veranstaltung und sollten auch uns vor Ort zu denken geben. Solange wir in unserer Region nicht wieder den Wert erkennen würden, den sie zweifelsohne habe, so lange wären viele Bemühungen auch wertlos. "Der Natur und unserem Leben wieder neue Werte zukommen lassen, dies muss das Ziel für uns alle sein", appellierte Leopold Ritzinger. "Die Ökologie in unserer Region ist vielschichtig, sie geht von der Landwirtschaft über die Wirtschaft bis hin zum Tourismus", stellte der Bürgermeister abschließend fest.
Dr. Bernd Vilsmeier, als Kommunalpolitiker im Landkreis Dingolfing-Landau tätig, merkte an, dass sich die intensive Landwirtschaft beispielsweise auch auf die Wasserqualität auswirke. Als Veterinärmediziner sehe er den gestiegenen Einsatz von Medikamenten in der Tierhaltung und zudem die Dokumentationspflichten, die Landwirte zu erfüllen hätten. Die Arbeit als Landwirt sei anstrengend und die Landwirte müssten für ihre Erzeugnisse einen fairen Preis bekommen. Es sei zudem erforderlich, dass die Lehrmeinungen an den Landwirtschaftsschulen nicht nur auf die konventionelle Landwirtschaft ausgerichtet seien. Dem konnte Rita Hagl-Kehl, MdB nur zustimmen: "Bei meinen Besuchen bei Landwirten habe ich erfahren, dass die ökologische Landwirtschaft an den Landwirtschaftsschulen kaum gelehrt werde. Mittlerweile gibt es glücklicherweise auch hier ein Umdenken, wenn man sich das Landwirtschaftszentrum in Kringell mit seiner Akademie für Ökolandbau ansieht. Hier befinden wir uns auf dem richtigen Weg."
Abschließend waren sich alle Anwesenden darin einig, dass die ökologische Landwirtschaft eine große Chance für die gesamte Region biete. Man müsse weiterhin zusammenarbeiten und die einzelnen Akteure miteinander in Verbindung bringen. So wäre es ein Gewinn für alle.