Sein Bruder und seine Schwester waren damals schon beim WSV Eppenschlag. Durch sie und durch die Anwerbung an seiner damaligen Schule durch den WSV kam auch Florian Graf bereits mit acht Jahren zum Langlauf. Mit elf Jahren probierte er dann das Biathlon aus und hatte sofort Freude daran. "Drei Mal in der Woche war Training am Arber im Hohenzollern Skistadion.", erinnert er sich an die Zeit zurück. Mit 12 Jahren gewann Graf seine erste Medaille im Biathlon und mit 15. Jahren verließ er dann die Heimat und besuchte das CJD-Christophorus Internat in Berchtesgaden. Nach seinem Schulabschluss dort, wurde er im Zoll Ski Team aufgenommen, hier werden junge und hoffnungsvolle Sportler individuell betreut und langsam an das Weltklasseniveau herangeführt. Viele Medaillen folgten in den Jugendklassen. Auch im A Weltcupkader war der Bayerwäldler gesetzt. Sein für ihn bedeutendster Sieg war die Europameisterschaft im russischen Tjumen . Hier erreichte er 2016 im Massenstart den ersten Platz.
"Es waren schöne 15 Jahre im Profisport, die ich nie missen möchte, doch nun freue ich mich auf die neue Zeit die ansteht.", so Graf zu der diesjährigen Beendigung seiner Profisportkarriere. "Im Winter ist man viel unterwegs und hat so kaum Zeit für die Familie und die Freundin. Das soll sich jetzt ändern.", verrät der Schönberger mit freudigem Gesicht und erzählt auch von seiner noch diesjährigen Hochzeit. Ebenfalls muss man sich immer unter den Mitbewerbern beweisen und seine Ergebnisse ständig bestätigen, um im Profisport bestehen zu können. „Das ist mit 30. Jahren nicht mehr so einfach, da wird man schnell durch jüngere ersetzt.“, erklärt der Ex-Profi mir die doch harte Zeit als Sportler.
Nach seinem Karriere Ende beschäftigt ihn weiterhin sein Arbeitgeber der Zoll im Hauptzollamt in Rosenheim. "Am Anfang war es eine große Umstellung für mich, da es doch sehr viel Büroarbeit ist. Doch ich treibe vor und nach der Arbeit viel Sport, so habe ich meinen Ausgleich gefunden.", beschreibt er seine neuen Aufgaben.
Ebenfalls trainiert Florian vier Mal die Woche eine Jugendgruppe des Bayerischen Skiverbands. Dadurch kann er den 16.-18. Jahre alten Jugendlichen sein Wissen weitergeben und freut sich, wenn andere dadurch etwas erreichen.
Genau deshalb bietet der Waidler nun auch Trainingseinheiten für Jedermann an. Hier wird viel zur Technik erklärt, da diese im Biathlon das A und O ist. Durch viele kleine Tricks kann man schon viel erreichen und verbessern. Ebenfalls erstellt er Interessierten einen individuellen Trainingsplan. Denn jeder der ein Ziel hat, braucht auch einen Plan.
Den Weltcup verfolgt er natürlich weiterhin ob im Fernsehen oder auch live im Stadion. Zu seinen damaligen Weltcup-Kollegen hat er noch viel Kontakt. „Man ist viel gemeinsam unterwegs, im Training oder auch dann im Winter zu den Rennen. Da wächst man zusammen. Es ist fast wie eine kleine Familie.“, beschreibt Graf die Situation und drückt natürlich allen die Daumen für die diesjährigen Rennen.
"Als Biathlet trainiert man sehr viele Sportarten, da Kondition, Ausdauer, Muskelkraft und Präzision sehr wichtig sind. Deshalb steht so einiges am Trainingsplan, wie paddeln, laufen, Rad fahren. Das habe ich beibehalten und mache all dies immer noch. Auch das Paragliding habe ich für mich entdeckt.", erzählt mir der 30.-jährige.
Ungefähr einmal im Monat kommt er noch in seine "alte Heimat" in den Woid, wo er seine Familie und Freunde besucht und auch vor allem während seiner Sportkarriere einfach mal abschalten und entspannen konnte.
Ihm gefällt vor allem die Freundlichkeit der Waidler. "Hier fühlt man sich gleich wieder zu Hause.", sagt er mir freudig. Ebenfalls die Ruhe die es hier noch gibt, "wenn man mal seine Ruhe braucht, geht man einfach in den Wald." Ebenfalls die persönliche Note die hier im Woid noch herrscht gefällt ihm. Man kennt sich untereinander noch.
Es hat mich gefreut mit einem am Boden gebliebenen Mann zu sprechen, der in seiner Sportkarriere viel erreicht hat. Ich wünsche ihm nun eine schöne „neue“ Zeit und vor allem viele schöne Stunden mit seiner Familie.