Viechtach/Freyung im Bayerischen Wald. Einen Tag lang tourte Martin Hagen, Spitzenkandidat der FDP für die Landtagswahl am 14. Oktober, durch die Landkreise Regen und Freyung-Grafenau. Landtagsabgeordneter Alexander Muthmann hatte Hagen eingeladen, sich über spezielle Probleme dieser Region zu informieren. Am Bahnhof in Viechtach schilderten Mitglieder des Vereins Go-Vit dem Gast aus München eine kleine Erfolgsgeschichte: Immer mehr Leute nutzen die Waldbahn von Viechtach nach Gotteszell, die den Anschluss nach Plattling und weiter in die Ballungszentren herstellt. Trotzdem fährt der Zug weiter im Probebetrieb, weil sich das Bayerische Verkehrsministerium auf die Vorgaben der Bayerischen Eisenbahngesellschaft beruft und die sind unfair, sagte Brigitte Baueregger von Go-VIT. Alexander Muthmann drängt darauf, die Kriterien an den Bevölkerungszahlen zu orientieren. „Man kann die Messlatte nicht so hoch legen, dass dünner besiedelte Regionen von vornherein keine Chance haben! Die Debatte muss in der nächsten Legislaturperiode neu geführt werden. Bei diesem überparteilichen Anliegen geht es auch um die Frage, wie die Landespolitik regionale Interessen würdigt“, erklärte Muthmann. Martin Hagen wollte er mit dem Besuch vor Ort als Mitstreiter gewinnen.
Martin Hagen (2.v.l.) und Alexander Muthmann (3.v.l) mit Mitgliedern von Go-VIT. Ihr Thema: die Zugstrecke Viechtach-Gotteszell muss in den Regelbetrieb überführt werden!
Die Wiederaufnahme des Schienenverkehrs auf der Strecke Viechtach-Gotteszell vor zwei Jahren bedeutete für die Stadt Viechtach und ihren Einzugsbereich den Einstieg in den öffentlichen Personennahverkehr, der bis zu diesem Zeitpunkt nicht existierte, berichtete Brigitte Baueregger von Go-VIT. Aus dem Stand wurde ein Mobilitätskonzept mit 16 Rufbuslinien und einer zusätzlichen Stadtbuslinie umgesetzt, den Bürgern der Einstieg in den ÖPNV „vor der Haustür“ ermöglicht. Der Versuch, sie zum Umsteigen von Auto auf Bus und Bahn zu bewegen, zeige erste Erfolge; das Potenzial sei noch längst nicht ausgeschöpft. Marco Lorenz, Jugendpfleger und Leiter des Jugendzentrums in Viechtach, hat die Erfahrung gemacht, dass die Jugendlichen das Angebot allmählich schätzen lernen. „Die sind ja völlig anders sozialisiert, weil sie nur das Auto kennen. Eine andere Fortbewegungsmöglichkeit gab es ja hier nicht“, schilderte Lorenz seine Erfahrungen. Auch zwei junge Frauen, die gerade von der Hotelberufsschule in Viechtach kamen und in die Waldbahn einstiegen, lobten das Fahren mit der Bahn, wünschen sich aber noch bessere Anbindungen. Eineinhalb Stunden für die Strecke von Zwiesel nach Viechtach seien einfach zu viel. Mit dem Auto dauere es höchstens 40 Minuten. Die Mitglieder von Go-VIT haben auch noch Verbesserungsvorschläge. So sollte zum Beispiel der Fahrplan auch den Schichtwechsel bei Rohde und Schwarz in Teisnach berücksichtigen, um zusätzliche Fahrgäste zu gewinnen. Immerhin arbeiteten dort 1 400 Menschen.
Marco Lorenz, Leiter des Jugendzentrums Viechtach (1. v. r) fährt selber Zug und immer mehr Jugendliche machen es ihm nach.
Landtagsabgeordneter Alexander Muthmann machte Martin Hagen an den Kosten deutlich, wie wichtig die Übernahme des Zugverkehrs auf der Linie Viechtach-Gotteszell vom Probe- in den Regelbetrieb ist. Die Ausgaben betragen pro Jahr vier Millionen Euro; zehn Prozent davon – also 400 000 Euro – muss der Landkreis Regen tragen, berichtete Muthmann. Spätestens im Frühjahr 2019 müsse die Entscheidung fallen! Es gehe nicht an, dass die Landespolitik Geld nur in die Ballungszentren pumpe, weil dort mehr Menschen davon profierten.
Zwei Schülerinnen der Hotelberufsschule Viechtach schätzen das Zug-Angebot, wünschen sich aber eine noch bessere Vernetzung.
Endlich mit den Leuten reden!
Im Freyunger Stadtteil Ahornöd zeigte Alexander Muthmann Martin Hagen das Gelände, auf dem ein Ausbildungszentrum der bayerischen Polizei entstehen soll. Die Bayerische Staatsregierung hatte das Projekt mit einem Volumen von 150 bis 200 Millionen Euro auf ihrer Klausurtagung am 31. Juli 2016 in St. Quirin groß angekündigt; in der Region war es als wichtige Infrastrukturmaßnahme begrüßt worden. Seit einer ersten Aufklärungsversammlung für Grundstückseigentümer im Januar 2018 passiere jedoch öffentlich nichts mehr. Dabei warteten gerade die betroffenen Grundstücksbesitzer und Anlieger dringend auf Informationen. Ein Nachbar, der bei dem Termin gestern dabei war, macht sich große Sorgen: Wie erfolgt die Anbindung, wie stark werden Verkehr und Lärm, wenn Sondereinheiten der Polizei dort üben, fliegen vielleicht sogar Hubschrauber? Er habe mehrfach versucht, Antworten zu bekommen, leider vergeblich, berichtete Muthmann, der dieses Schweigen nicht nachvollziehen kann: „Wir wissen doch alle, dass sich Großprojekte nur verwirklichen lassen, wenn die Bürgerinnen und Bürger einbezogen werden! Je weniger man kommuniziert, desto problematischer wird es!“
Alexander Muthmann und Martin Hagen vor dem Gelände in Ahornöd, wo das Polizeiausbildungszentrum entstehen soll.