Zwieslerwaldhaus. 94 Tage, also 2256 „Betriebsstunden“, war eine Rinderherde im vergangenen Jahr auf dem Ruckowitzschachten nahe des Großen Falkensteins im Einsatz – und hat das getan, was Kühe nun einmal tun: fressen. Was sich selbstverständlich anhört, ist für die Verwaltung des Nationalparks Bayerischer Wald von großer Bedeutung. Die zehn Tiere leisten einen wesentlichen Beitrag zum Naturschutz, in dem sie die Schachten vor Baumbewuchs freihalten. In diesem Jahr wird das Projekt nicht nur fortgeführt, sondern sogar auf den Hochschachten ausgeweitet.
„Die Beweidung der Schachten im Nationalpark Bayerischer Wald ist nicht nur aus naturschutzfachlicher Sicht für uns von großer Bedeutung, sondern auch was den Tierschutz betrifft“, erklärt Dr. Franz Leibl, Leiter des Nationalparks Bayerischer Wald. Denn die Rinder zählen zur gefährdeten Haustierrasse des Roten Höhenviehs, hinzukommt, dass sie auf dem Schachten artgerecht gehalten werden.
Bei strömendem Regen kam die Rinderherde auf dem Ruckowitzschachten an, fühlte sich aber gleich sichtlich wohl.
Die Rinder weiden nun schon im fünften Jahr auf dem Ruckowitzschachten und tragen zum Erhalt des artenreichen Borstgrasrasen bei. Die Nationalparkverwaltung erhalte für dieses Projekt nicht nur von der Kommunalpolitik und von Verbänden, sondern auch von der gesamten Bevölkerung eine breite Unterstützung. „Es ist daher äußerst wertvoll, dass wir die Beweidung auch auf den Hochschachten ausweiten können.“
Wie Jochen Linner, beim Nationalpark zuständig für den Naturschutz, erklärt, wurde auf dem Hochschachten eine zirka vier Hektar große Weide abgesteckt. „Die Tiere bleiben nun für ein paar Wochen auf dem Ruckowitzschachten und ziehen dann um“, so Linner. Wann dies der Fall sein wird, stehe noch nicht fest. „Der Zeitpunkt für die Umsetzung der Herde auf den Hochschachten ist vor allem abhängig vom Futterangebot auf der Schachtenwiese und von der Witterung.“ Und letztendlich auch davon, wann der Ruckowitzschachten abgeweidet ist. „Fest steht, dass wir mit dem Hochschachten als zweite Beweidungsmöglichkeit nun flexibler sind und die Tiere je nach Situation umsetzen können.“
Die Rinder standen zuvor auf der Weide in Kreuzstraßl, wurden von den Mitarbeitern des Nationalparks auf Hänger geladen und von dort aus auf den Ruckowitzschachten gebracht.
Finanziell unterstützt wird die Beweidung durch das LIFE+ Projekt, durch EU-Mittel und den Bayerischen Naturschutzfonds. Das Planungsbüro FNL übernimmt die fachliche Begleitung. Auf erste wissenschaftliche Ergebnisse, die bisher festgestellt werden konnten, ging Franz Leibl ein. „Auf einem großen Teil der Probeflächen haben wir eine Verbesserung von europaweit geschützten Lebensraumtypen zu verzeichnen“, so Leibl. „Das Beweidungskonzept unterstützt daher nicht nur das Ziel des Nationalparks, die Biodiversität zu erhöhen, sondern auch die Natura-2000-Ziele, wertvolle Lebensräume zu erhalten und zu verbessern.“