Der MV Schlag gehört zu den Aushängeschildern unter den heimischen Musikvereinen. Lange Tradition, hohe Spielkunst und ein ausgeprägtes Gemeinschaftsgefühl machen den Verein für seine Mitglieder zu einem Ort des Musizierens, der Begegnung und des Wohlfühlens. Im Gespräch mit WAIDLER.COM gewähren die Dirigenten Robert Maier sowie seine Frau Johanna Simmet-Maier Einblicke in das Vereinsleben.
Wie sind Sie Dirigenten beim MV Schlag geworden?
Robert Maier: Ich wurde Dirigent bei unserer Blaskapelle, weil der vorige Dirigent seinen Posten nach einigen Unstimmigkeiten von heute auf morgen hingelegt hat, und keiner aus der Blaskapelle die nötige Ausbildung hatte. Ich hatte dank meines Tuba-Studiums am Richard-Strauss-Konservatorium die entsprechende Grundvoraussetzung und habe dann auf Bitte des Vereins den Posten des Dirigenten übernommen. Ich habe vorher nur aushilfsweise mitgespielt und wollte eigentlich nur eine Saison als Dirigent fungieren, das war 2004. Außerdem dirigiere ich noch die Bläserklasse.
Johanna Simmet-Maier: Ich habe die Ausbildung zwischen 2011 und 2015 in Österreich absolviert. Dazu bin ich jede Woche einmal dorthin gefahren. Jetzt bin ich Dirigentin des Jugend- und Aufbauorchesters.
Bischof Stefan Oster mit der Blaskapelle Schlag bei der Einweihung der renovierten Brudersbrunn-Kapelle (v. l.: Edi Hable, Bischof Oster, Johanna Maier-Simmet, Robert Maier)
Was sind Ihre Aufgaben als Dirigenten?
J. M-S.: Wir machen den Probenplan, halten die Proben ab, wählen Notenliteratur aus. Wir sind Ansprechpartner für Termine, dirigieren bei verschiedenen Anlässen, geben Unterricht. Ein Dirigent ist Lehrer, Seelsorger, Psychologe, Capo, Prellbock – Mädchen für alles.
Welche Auftritte ragen im kalendarischen Jahresverlauf heraus?
R. M.: Wir haben feste Termine: Ostermontag in Neudorf, Maibaumaufstellen in Schlag, Dorffest in Schlag, Fronleichnamszug in Grafenau, Volksfest in Grafenau, Säumerfest Grafenau, Herbstkonzert im Forum AMF, Volkstrauertag in Großarmschlag, Weihnachten im Seniorenheim und bei der FFW Schlag, Neujahranspielen. Dazu kommen Termine wie Fest-/Kirchenzüge bei Vereinsfeiern, Gottesdienste, Spielen für wohltätige Zwecke wie Tag der offenen Tür in den Wolfsteiner Werkstätten oder bei der Lebenshilfe, Adventsfeier in der Don-Bosco-Förderschule, oder dieses Jahr am 10.Juli beim Sommerempfang des Landtags in Schloss Schleißheim bei München.
Aufzug Passauer Maidult
Welches musikalische Repertoire deckt die Blaskapelle ab?
R. M.: Je nach Anlass musizieren wir von Bayrisch-Böhmisch über symphonische Blasmusik bis zur Kirchenmusik und natürlich Marschmusik.
Gibt es bei Kindern eine Art Prägung auf ein bestimmtes Instrument?
J. M-S: In meiner Jugend wurde den meisten Leuten ein Instrument in die Hand gedrückt, weil es einer aus der Familie schon spielte, weil es vorhanden war, weil man es noch in der Kapelle brauchte oder weil die Eltern es gut fanden. Heute dürfen die Kinder oder natürlich auch Erwachsene die verschiedenen Instrumente ausprobieren, die Lehrer stehen schon daneben und schauen, ob man dafür geeignet ist. Nicht jeder Achtjährige kann beispielsweise Posaune oder Tuba lernen. Da ist schon eine gewisse Armlänge und Größe nötig, obwohl es inzwischen eigentlich von allen Instrumenten auch spezielle kleinere Kinderinstrumente gibt. Viele Mädchen wollen Querflöte lernen. Die Querflöte ist auch einfach zu transportieren.
Für die meisten sind es Exoten: Oboe und Fagott. Was kennzeichnet diese Instrumente?
J. M-S.: Das Problem bei diesen zwei Instrumenten liegt darin, dass es bei uns auf dem Land keine Lehrer dafür gibt, man muss nach Passau fahren. Die Instrumente sind auch nicht gerade billig. Eine Querflöte oder Klarinette, die einigermaßen was taugen, gibt es schon ab 200 € bis 500 € (Schülerinstrumente). Beim Fagott gibt es nichts unter 2000 €, für eine gebrauchte Oboe muss man mindestens einen vierstelligen Betrag hinlegen. Wenn das Instrument nicht in Ordnung ist, macht es keinen Spaß, zu üben. Fagott und Oboe werden mit einem Doppelrohrblatt gespielt, das auch nicht ganz billig ist. Ferner ist die Grifftechnik beim Fagott nicht gerade einfach.
Konzert im Forum AMF
Was zeichnet Holzblas- und Blechblasinstrumente aus?
R. M.: Bei den Holzblasinstrumenten erzeugt man die Töne mit unterschiedlichen Griffen, d. h. jeder Ton hat eine eigene Klappen-/Griffkombination. Bei den Blechblasinstrumenten werden die unterschiedlichen Töne durch das Drücken von Ventilen sowie der Lippenspannung erzeugt. Die Blechblasinstrumente sind etwas unempfindlicher hinsichtlich Nässe und Temperatur. Ich bemerke mehr Frauen bei den Holzbläsern als bei den Blechbläsern.
Kann man eine Schwierigkeitsskala der Instrumente aufstellen?
J. M-S.: Ich glaube, das ist wie bei den verschiedenen Sportarten. Einer ist eher für Fußball geeignet, der andere für Tennis. Ich habe mit sieben Jahren mit der kleinen Trommel angefangen, dann Akkordeon, Geige, ein wenig Klavier, Klarinette, Bariton, Saxophon gespielt und jetzt Fagott. Aber ich bekomme keinen Ton aus der Querflöte heraus. So ist das eben. 20 % machen das Talent aus, die restlichen 80 % sind Üben, Üben und nochmals Üben.
Was passiert Im MAZ (Musikerausbildungszentrum) des MV Schlag?
R. M.: Dort probt das Jugendorchester, die Erwachsenen-Bläserklasse, die zwei Grundschul-Bläserklassen. Dort wird Unterricht gegeben - von Schlagzeug bis Trompete -, ein Raum wird von einer Heavy-Metal-Band genutzt. Der Theaterverein Grafenau beansprucht zwei Räume für Requisiten, der Krieger - und Veteranenverein lagert seine Fahne ein. Und wir haben einen schönen Aufenthaltsraum, unser Musikerstüberl, mit Küche und Theke.
Letzte Arbeiten am neu-renovierten Musiker-Ausbildungs-Zentrum
Was zeichnet den MV Schlag aus?
J. M-S.: Mit mehr als 300 Mitgliedern, davon ca. 120 aktive Musiker*innen, sind wir schon eine ziemlich große Gruppe. Mein Vater war Gründungsmitglied der Blaskapelle Schlag (1966) und später dann auch Gründungsmitglied im Musikverein Schlag (1976). Es geht auch darum, etwas von der früheren Generation Begonnenes und Geschaffenes aufrecht zu erhalten, zu fördern und der Jugend - natürlich auch den älteren Musikern - einen Weg im Leben anzubieten. Gerade in der heutigen Zeit, wo alles nur noch über die Social Media abläuft, finde ich es wichtig, sich wöchentlich zu treffen, zu musizieren und sich danach zusammenzusetzen.
Vielen Dank für das Gespräch.